LVZ vom 20.10.2014, Heimaturlaub für Gestresste

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Jupp
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LVZ vom 20.10.2014, Heimaturlaub für Gestresste

Beitrag von Jupp » So Okt 19, 2014 10:08 pm

Heimaturlaub für Gestresste
RB-Stars Yussuf Poulsen und Jo Kimmich sollen nach 0:1 in Nürnberg durchatmen / Opernball-Visite


Von guido Schäfer


Leipzig. Nürnberg war keine Reise wert. Die Autobahnen rund ums Grundig-Stadion waren verstopft, auf dem Spielfeld ging es zwischen Ruhmreich und Reich ähnlich beengt zu. Wo der Ball war, versammelten sich Häscher, jagten einander den Ball ab. Die 90-minütige Rudelbildung war für die 28517 Zuschauer (1300 aus Leipzig) fast so spannend wie der nervenzerfetzende Heimatfilm "Die Lindenwirtin vom Donaustrand" (1957).
Erst mit Alessandro Schöpfs 1:0-Führung für die Clubberer kam Stimmung in die Bude. Klasse hatte die Partie nie. Und so brummte Red-Bull-Sportdirektor Ralf Rangnick auf dem Weg zum Kfz etwas von "Not gegen Elend" und ließ sich nach Salzburg chauffieren. Mit im A8 auf der A8 saß Oliver Mintzlaff. Der sagte nichts. Der smarte Macher sagt öfter nichts. Dabei ist das, was er macht, alles andere als nichtssagend. Der RB-Präsident und "Head of Global Soccer" koordiniert die Marketing-Aktivitäten der Red-Bull-Fußball-Standorte, verhandelt TV-Verträge et cetera, hat Nike, VW und Porsche an Land gezogen.
Nach der Nürnberg-Pleite war für einige RB-Werktätige vor dem Opernball. Dort wurde es Coach Alexander Zorniger, Kapitän Daniel Frahn und Co. warm ums Herz, gab es Applaus, Umarmungen und Maracujasaft. Hier spürte Zorniger die Wertschätzung, die er in vermeintlich gut interessierten (Journalisten-)Kreisen vermisst. Angesprochen auf zwei Punkte aus drei Spielen (Negativ-Novum seit 2009), flog dem Mann fast die Smoking-Fliege davon. "Hat jemand von Euch Super-Experten gedacht, wir marschieren durch diese ausgeglichene Liga?"
Zweifel am eingeschlagenen Weg gibt es für den Fußball-Lehrer keine. "Wir waren in Frankfurt und in Nürnberg nicht gut, ansonsten machen meine Jungs einen fantastischen Job." Das riskante und hundsgemein anstrengende Gegen-Pressing bleibt Stilmittel und in dieser Konsequenz bundesdeutsches Alleinstellungsmerkmal. Der Coach: "Das ist unser Fußball, damit haben wir uns bundesweit Respekt erarbeitet."
Zorniger will vor der Freitag-Partie gegen Bochum (18.30 Uhr, RB-Arena) sehen, wie es um die Köpfe/Beine seiner Spieler bestellt ist. Erste Maßnahme: Die hoch belasteten Yussuf Poulsen und Jo Kimmich bekamen einen zweitägigen Heimaturlaub. Hinter dem Einsatz von Abwehrmann Marvin Compper (Adduktoren-Zerrung) steht ein Fragezeichen. Der 29-Jährige musste in Nürnberg nach einer Stunde runter. Compper: "Wenn es klappt, wird es eine Punktlandung."
Wenn es nicht klappt, könnte Neuzugang Lukas Klostermann, 18, gefragt sein. Klostermann kam im Sommer vom VfL Bochum. War ein geräuschvoller Wechsel. Vor der Bank von VfL-Coach und RB-Chefkritiker Peter Neururer sollte unbedingt ein Fläschlein Klosterfrau Melissengeist stehen. Beruhigt.
Eine Ode an das Gegen-Pressing

Kommentar von Guido Schäfer

Ralf Rangnick hat das Gegen-Pressing 2006 erfunden und in Hoffenheim hoffähig gemacht. Das GP ist ein Stück weit pervers, weil es den eigenen Ballverlust als Sollbruchstelle begreift und kultiviert. Ein vermeintlich blinder Pass nach vorne ist ein vergiftetes Geschenk. Der Gegner packt das Geschenk aus, will seine Freude mit Kollegen teilen - und bekommt keine Luft mehr. Die wird ihm von ausschwärmenden Erpressern weg geatmet. Mit der Luft geht der Ball. Und schon ist sie da, die Tor-Chance.
Jürgen Klopp kam mit seinem BVB 2008 bei den Hoffenheimer Ball-Jägern 1:4 unter die Räder, schwelgte hinterher: So einen Vollgasfußball will ich auch spielen lassen! Alsdann wurde sein Kader jünger, dynamischer, bekam die volle Dröhnung Gegen-Pressing. 2011 und 2012 feierten die Dortmunder "Betriebsspione" die Meisterschaft.
2012 fiel den vom BVB gedemütigten Mir-san-mir-Bayern auf, dass an der Säbener Straße keine einzige Taktiktafel stand. Und wahrscheinlich war es Uli Hoeneß, der feststellte: Mir san mir, aber nicht mehr auf dem neuesten Stand. Doch welche Taktik passte zu den Bayern? Aber ja doch, die erfolgreichste. Weil Hoeneß gerne Abkürzungen nimmt, kopierte man die BVB-Kopie. Der Rest ist bekannt.
Kein deutscher Club jagt so total, verteidigt so brutal hoch wie RB Leipzig. In Nürnberg sah das Ganze vogelwild aus. In Nürnberg war es vogelwild. Ralf Rangnick und Cheftrainer Alexander Zorniger lassen trotzdem keine Luft ans Gegen-Pressing. Herr Wowereit würde sagen: Und das ist auch ...
g.schaefer@lvz.de
"Ein Hauch von Profi-Fußball"
1. FC Lok trotzt Oberliga-Spitzenreiter RB II vor 4927 Zuschauern im Plache-Stadion ein verdientes 1:1 ab


Von Steffen enigk

Leipzig. Auf dem Platz ging's heftig zur Sache, beim Ergebnis taten sich beide nicht weh: Lok und RB II trennten sich im Oberliga-Derby schiedlich-friedlich 1:1 (0:0). Und so feierten die 4927 Zuschauer gestern im Plache-Stadion ihre Mannschaften - die knapp 500 Bullen-Fans den weiter ungeschlagenen Spitzenreiter, die Probstheidaer Anhänger ihre leidenschaftlich fightende Truppe, die nach der Führung durch Ramon Hofmann (52.) sogar den Sieg vor Augen hatte, aber noch den Ausgleich durch Alexander Siebeck (65.) kassierte.
Heiko Scholz war trotzdem zufrieden. "Tolle Kulisse, geiles Spiel, ein Hauch von Profi-Fußball", schwärmte der Lok-Trainer, "meine Jungs haben taktisch diszipliniert gearbeitet und abgerufen, was sie können. Darauf sollten wir stolz sein, das gibt Mut weiterzumachen."
Auch Tribünengast Uli Thomale, 69, zeigte sich angetan von der "fantastischen Stimmung". Die Trainer-Legende hatte Lok (mit Scholz im Team) 1987 ins EC-Finale geführt. Thomale war zur "moralischen Unterstützung" gekommen: "Hier sind engagierte Leute am Werk, die es ehrlich meinen. Ich hoffe, dass wir bald in der Regionalliga sind."
Dafür müsste Rang zwei und etwas Glück her, denn die Meisterschaft dürfte für die bärenstarke U23 der Rasenballer mit ihren unbegrenzten personellen Möglichkeiten reserviert sein. Gestern spendierte Alexander Zorniger der Bullen-Reserve neben den schon gewohnten Federico Palacios und Tom Nattermann drei weitere Akteure aus dem Zweitliga-Kader: Keeper Thomas Dähne sowie die Verteidiger Lukas Klostermann und Mikko Sumusalo.
Die Gäste dominierten zunächst klar, ließen Lok mit aggressivem Pressing, hohem Tempo und technischer Klasse kaum Luft. Doch Nattermann (19.) und Palacios (25.) vergaben. Lok biss sich dann in die Partie, erzwang Gleichwertigkeit, kam zu dicken Gelegenheiten. Djamal Ziane scheiterte nach feinem Zuspiel von Hofmann (28.) an Dähne ("War schwer, der Keeper lag direkt vor mir") und legte sich zwei Minuten später völlig frei den Ball zu weit vor.
Aber es war auch Ziane, der nach der Pause einem scheinbar aussichtslosen Steilpass nachjagte, Klostermann und Dähne düpierte, dann mustergültig zu Hofmann ablegte, der die Kugel ins Netz stocherte. "Irgendwie habe ich das Ding rein gegrätscht, für den Verein und die Fans", erklärte der Schütze, "bei mir überwiegt die Enttäuschung, dass dieses Tor nicht gereicht hat."
Doch der Ausgleich war verdient, RB drehte noch mal auf. Glück für Lok, dass Julien Latendresse gegen den allein vor ihm auftauchenden Palacios rettete (60.), dass auch Nattermann (64.) die Nerven versagten. Gegen Siebecks Flachschuss war schließlich kein Kraut gewachsen. "Wir haben manchmal die Zügel etwas schleifen lassen, den Rückstand aber gut ausgebügelt", meinte Gäste-Coach Tino Vogel: "Ich denke, mit dem Remis können alle leben." Stimmt.
Lok:
Latendresse - Scheibe, Paszlinski, Krug, Trojandt (87. Böhne) - Dräger - Zielinsky, Wendschuch (84. Rolleder), Langner (74. Brinsa), Hofmann - Ziane. RB II: Dähne - Sumusalo, Klostermann, Sorge, Mietzelfeld (83. Ludwig) - Siebeck, Schinke, Legien, Niemeyer (74. Heinze) - Palacios-Martinez, Nattermann (79. Rothenstein). Schiedsrichter: Schwermer (Magdeburg).
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