LVZ vom 23.1.15, Ein Sprint, ein Stich, ein Faserriss

[F-Lion]

Ein Sprint, ein Stich, ein Faserriss

RB-Neuzugang Omer Damari muss das Doha-Camp knicken / "Meine erste Muskelverletzung überhaupt"

Von Guido Schäfer
Doha. Eine Dose überrollt Doha. Nachdem die von Red Bull getunten RB-Leipzig-Profis ihr Camp in der Ex-Wüste aufgeschlagen haben, sind jetzt auch die Salzburger Kicker und diverse Bosse der Fußball-Standorte Leipzig und New York eingeschwebt. Gesichtet beim gestrigen Training in der Aspice Academy: RBL-Vorstandsboss Oliver Mintzlaff, Geschäftsführer Ulrich Wolter, Sport-Koordinator Frank Aehlig. Jesse Marsch und Ali Curtis (Tralner sowie Sportdirektor von Red Bull New York), Fußball-Philosoph und Ralf-Rangnick-Mentor Helmut Groß.
Alle trugen rote und reichlich enge Club-Shirts. Der textile Auftritt betonte das Wir-Gefühl ebenso wie die Problemzonen. Der durchtrainierte Boss der Bosse, Ralf Rangnick, blickte amüsiert auf die runde Quellwurst-Runde, ließ sich bei 25 Grad Sonnenmilch bringen. RR war ganz bei sich und seinem Gesamtkunstwerk.
Salzburg soll Meister werden und die Europa League aufmischen.
Leipzig soll aufsteigen.
Die US-Boys Jesse und Ali sollen vom hippen Training des Alexander Zorniger lernen und das Gelernte in New York umsetzen.
Eine Stunde später war Ralf Rangnick außer sich, ließ die gemeinsame Pressekonferenz mit Neuzugang Omer Damari sausen. Der Stürmer hatte sich beim Sprinttraining gegen Widerstand (Schlitten, Fallschirm) einen Faserriss in der rückwärtigen Oberschenkel-Muskulatur zugezogen, muss laut Club-Arzt Frank Striegler mindestens eine Woche pausieren. Das Camp und die Tests gegen Katar Sports Club (heute, 16.30 Uhr/MEZ) und am Dienstag gegen Red Bull Salzburg (16 Uhr) kann sich der Ex-Wiener knicken. Der Zweitliga-Hit in Aue (6. Februar) hängt für ihn am seidenen Faden.
In Sachen Ausfallzeiten (siehe Tabelle) ist der Siebte der 2. Liga schon jetzt Spitze. Eine Position, die in diesem Klassement keiner will.
Rangnicks Ärger ist nachvollziehbar.
5,5 Millionen Euro hat er für den 25-jährigen Stürmer bezahlt. Die Verhandlungen waren zäh, die mediale Begleitung geräuschvoll. Jetzt parken die vielen und teuren PS in der Garage.
Damari, ein Mann "mit unglaublicher Qualität" (Alexander Zorniger), musste allein zum Gespräch mit den Journalisten. Der 17-fache israelische Nationalspieler blickte traurig aus der Wäsche.
Damari über seine Blessur: "Meine erste Muskelverletzung überhaupt, auch das ist Fußball."
Über seine (Aufstiegs-)Ziele: "Ich will mit Leipzig den nächsten Schritt machen."
Über sein erstes Spiel in der Red-Bull-Arena anno 2012 beim Israel-Test gegen Deutschland: "Ich bin in der zweiten Halbzeit eingewechselt worden, habe gegen Mertesacker und Badstuber gespielt. Das Stadion ist beeindruckend." Merte und Co. gewannen 2:0.
Über den Druck als 5,5-Millionen-Mann: "Man ist im Fußball nie frei von Druck, unabhängig von der Ablöse." Über RB und Austria Wien: "Hier ist mehr Tempo und Qualität im Training als bei Austria."
Es ist übrigens unwahr, dass Damari gestern erstmals gegen Widerstand sprintete. Diese Spielart des Trainings hat sich auch bis zu den Ösis rumgesprochen.