"Wir müssen alles raushauen"
Montag-Hit: Lautern-Coach Kosta Runjaic warnt vor RB und verspricht Leidenschaft
Von Guido Schäfer
Leipzig/Kaiserslautern. Der ertragreiche Bochum-Trip der Rasenballer könnte ein Nachspiel haben. Wie erst jetzt durchgesickert ist, wurden die RB-Fanbusse nach dem Leipziger 2:1-Sieg mit Steinen und Flaschen beworfen. Die RB-Chefetage wollte sich gestern nicht zu den Vorkommnissen äußern.
Auch am 29. Spieltag wird der Leipzig-Entourage kein roter Teppich ausgerollt. Am kommenden Montag, 20.15 Uhr, steigt der Hit Rote Teufel gegen Rote Bullen auf dem legendären Betzenberg. Flutlichtspiel auf dem Betze. Es gibt angenehmere Aufgaben für Reisekader aus Liga zwei. Durch das Lauterer 1:1 in Düsseldorf gewinnt die ohnehin heiße Partie an Hitzegraden. "Wenn RB bei uns gewinnt, sind die wieder voll im Aufstiegsrennen", sagt FCK-Coach Kosta Runjaic im LVZ-Gespräch.
Leipzig (aktuell Rang sechs) käme mit einem Dreier auf 46 Punkte, die Lauterer (Rang zwei) blieben bei 50 Zählern. Wie wahrscheinlich dieser Punktestand nach dem Abpfiff ist? Höchst unwahrscheinlich, denn: Der 1. FC Kaiserslautern ist die einzige ungeschlagene Heimannschaft der Ligen eins und zwei! Die letzte Heimniederlage des Kult-Clubs datiert aus der Vorsaison. Am 23. Februar 2014 setzte es ein 1:2 gegen, unglaublich und wahr, den VfR Aalen.
Elf Siege, drei Remis, ein fanatisches Publikum, enges Wohnzimmer - der FCK ist in der Saison 2014/2015 am heimischen Betzenberg eine Macht. Seit Runjaic, 43, und Sportdirektor Markus Schupp, 49, das Sagen haben, schreibt der 1. FCK positive Schlagzeilen, regiert eine neue Sachlichkeit. Der Kader wurde nach und nach verjüngt, gilt als spielstärkster der Liga. Die Aggregatzustände himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt gehören der Vergangenheit an. "Natürlich wollen wir aufsteigen", sagt Runjaic, "aber der Weg in die Bundesliga wird nicht kürzer, wenn man ständig darüber spricht. Wir müssen hart arbeiten. Jeden Tag."
Der gebürtige Wiener ruht in sich, ist Gegenentwurf der Seiten-Rand-HB-Männchen. Jüngster Beleg auffallender Unaufgeregtheit: In Düsseldorf kassierte der 1. FCK in der Schlussminute das 1:1 durch einen Elfer, den nur Schiedsrichter Deniz Aytekin als solchen erkannt hatte. Runjaic nahm es hin und suchte die Schuld für den entgangenen Dreier in den eigenen Reihen. "Es lag nicht nur an diesem Elfmeter, dass wir nur einen Punkt geholt haben. Bis zur 35. Minute haben wir es ordentlich gemacht. In der zweiten Hälfte hatten wir nicht mehr so viele Lösungen im Spiel nach vorne. Düsseldorf hatte nichts zu verlieren. Das hat man ihrem Spiel angesehen."
Ein Sieg hätte das Tor zur ersten Liga weit aufgestoßen. "Das wäre ein Bigpoint gewesen", so Runjaic, der am Tag danach aber schon wieder Gier und Glanz in den Augen seiner jungen Spieler sah. "Wir freuen uns auf Leipzig, das ist eine top besetzte Mannschaft mit einem Plan und viel Leidenschaft. Spieler wie Kimmich, Kaiser, Poulsen, Forsberg oder Jung hätte jeder gerne in seinem Team. Wir müssen alles raushauen, was in uns steckt. Weniger als 100 Prozent reichen in der zweiten Liga nicht. Schon gar nicht gegen Leipzig."
Schon vorm Anpfiff flog ein kleiner Giftpfeil von Kaiserslautern nach Leipzig. Auf den Eintrittskarten wurde der Gastverein nur mit dem Namen der Stadt verewigt. Unüblich und absurd. Der "1. FC Kaiserslautern" spielt also gegen "Leipzig". Auskunft der FCK-Geschäftsstelle: Rasenballsport Leipzig hätte nicht auf die Tickets gepasst. Wie wäre es mit RB gewesen?
Runjaic weiß nichts von dieser infantilen Nummer. "Ich habe keine Probleme mit RB. Na klar ist da Kapital, aber das allein ist es nicht. Die machen das mit Sinn und Verstand, forcieren den eigenen Nachwuchs, scouten mit großer Detailversessenheit. Das alles ändert aber nichts an unserer Ausrichtung: Wir wollen gegen starke Leipziger gewinnen."
Runjaic weiter: "Bei RB sieht man, dass eine Philosophie gelebt wird. Die spielstärkste Mannschaft spielt gegen die laufstärkste. Wir freuen uns darauf."
Über 30000 Fans werden am Montag Abend dabei sein, wenn in der Betze-Hölle das Flutlicht angeknipst wird.
