LVZ vom 04.05.2015, Existenzkampf schlägt Aufstiegskampf

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Rumpelstilzchen
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LVZ vom 04.05.2015, Existenzkampf schlägt Aufstiegskampf

Beitrag von Rumpelstilzchen » Mo Mai 04, 2015 12:28 am

0:1-schade RB, jetzt muss der Fußball-Gott ran!

Yussuf Poulsen sitzt geknickt am Boden, bei RB herrscht Ernüchterung: Mit der 0:1-Niederlage gestern beim FC St. Pauli haben die Leipziger ihre wohl letzte Chance vergeben. "Wir brauchen jetzt nicht mehr über den Aufstieg zu sprechen", gestand Trainer Achim Beierlorzer. Drei Spieltage vor Schluss beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz sechs Punkte - da kann nur noch ein Fußball-Wunder helfen.
Existenzkampf schlägt Aufstiegskampf
Jetzt muss der Fußball-Gott Hand anlegen: Schwache Rasenballer kassieren 0:1-Pleite auf St. Pauli


Von Guido Schäfer
Hamburg. Sie schielen lüstern auf einen Dreier, kommen in Sichtweite zur Reeperbahn aber nicht zum Schuss. Die verdiente 0:1-Pleite beim FC St. Pauli lässt den RB-Fußballern kaum noch Chancen auf den Aufstieg. Sportdirektor Ralf Rangnick nimmt das A-Wort schon auf dem Kiez nicht mehr in den Mund: "Mit so einer Leistung kann man keine Ansprüche nach oben stellen." Coach Achim Beierlorzer: "Wir konnten uns spielerisch nicht durchsetzen. Das 0:1 wäre zu verhindern gewesen und spielte Pauli in die Karten."
Erwähntes Tor des Tages spiegelt den zerfahrenen Nachmittag wider. Anthony Jung und Diego Demme bringen sich in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit in Schwulitäten und Jan-Philipp Kalla in Stellung. Dessen Schnittstellenpass reißt RB den Hintern auf und wird von Lennart Thy suboptimal bearbeitet. Thy rennt auf Fabio Coltorti zu, legt sich den Ball zu weit vor, grätscht ihn dann mit ausgefahrener Rute über das Schweizer Berg-Massiv. 1:0!, das griffigere Team führt und gewinnt. Pauli springt auf einen Nichtabstiegsplatz, RB steigt hinab ins Schattenreich des erweiterten Aufstiegskampfes. Jetzt muss Hilfe von ganz oben her.
Pauli-Coach Ewald Lienen erklärt das tiefe Stehen mit der Qualität des Gastes. "RB hat schnelle und spielstarke Spieler, da konnten wir keine offene Feldschlacht riskieren. Unsere Leidenschaft macht mich sprachlos. Man hat gemerkt, dass wir ums Überleben kämpfen."
Rangnick bissig Retoure: "Wenn es gegen uns reicht, dass man 90 Minuten kämpft, sagt das alles." Und: "Insgesamt war das sehr enttäuschend. Ich kann mich an keine richtige Chance erinnern. Das Tor von Fabio hat für eine schöne Feier in unserem Stadion gesorgt, hatte aber keine positiven Auswirkungen auf das Spiel hier in Hamburg. Ich konnte nicht erkennen, wie und was wir spielen wollen."
Vorm Anpfiff eine gute Botschaft. Yussuf Poulsens Muskel hält, Alex Sekora hat seinen Goldfinger bis kurz vor knapp kreisen lassen. Pauli braucht drei Punkte, legt los. Nach 16 Sekunden trifft Sebastian Schachten das Außennetz.
Seitenblicke: Böige Winde gefährden Toupets, Lienens rechter Arm ist gebrochen, unter den 2000 RB-Fans sind einige glubschäugige Nachteulen.
13. Minute, wieder Schachten, wuchtiger Kopfball, drüber.
23. Minute, erste Leipziger Chance. Pauli-Torwart Robin Himmelmann lenkt einen Schuss von Emil Forsberg zur Ecke. In Aue fällt das 1:0 für den um die Klasse fightenden FC Erzgebirge gegen den aufstiegswilligen Karlsruher SC. Das grämt Pauli und freut die ambitionierte Konkurrenz, zu der eigentlich auch Leipzig gehört. Von einem Dreier ist RB aber Lichtjahre entfernt. Das Stilmittel hohe Flanken wird eingesetzt und bringt nix. Merken die nicht, dass Hamburgs Abwehrchef Lasse Sobiech groß wie Godzilla ist?
Pauli investiert mehr, Pauli kämpft um die zweite Liga, Pauli liegt sich in der Pause in den Armen, führt 1:0.
RB kommt mit Omer Damari für Diego Demme aus der Kabine und vor 23584 Zuschauern am ausverkauften Millerntor zu einer halbgaren Forsberg-Möglichkeit. RB mit optischer Überlegenheit, aber in Sachen Torgefahr ohne Durchblick. Nach einer Stunde hat St. Pauli das 2:0 auf dem Fuß, kurz darauf rettet Kalla vorm anrauschenden Reyna.
Noch 15 Minuten, RB-Legende Daniel Frahn kommt für Forsberg. Vergangenheit (Frahn geht im Sommer) löst Zukunft ab. Letzte Zuckungen. Reyna volley, Himmelmann hält. Coltorti kommt zur letzten Ecke. Doch es ist weder Freitag noch Darmstadt. Abpfiff.
Die Pauli-Fans schmettern "You'll never walk alone". Die RB-Fans singen mit, man applaudiert und winkt einander zu. Verbrüderung auf ex. Gänsehaut. Fußball in seiner schönsten Erscheinungsform.
FC St. Pauli: Himmelmann - Schachten (74. Sobota), Sobiech, Gonther, Halstenberg - Alushi, Daube - Kalla (82. Ziereis), Buchtmann (68. Koch), Buballa - Thy.
RB Leipzig: Coltorti - Klostermann, Sebastian, Compper, Jung - Demme (46. Damari) - Kimmich, Forsberg (76. Frahn) - Teigl (66. Kalmar), Poulsen - Reyna.
Es lebe die Theorie: So könnte es RB noch schaffen
Nur Erzgebirge Aue spielt für die Leipziger: Clemens Fandrich glänzt beim 3:1-Erfolg gegen den Karlsruher SC


Von Frank Schober und Fabian Held
Leipzig/Aue. Unter welchen Umständen kann RB Leipzig im Saison-Endspurt das Wunder schaffen und doch noch in die Bundesliga-Relegation einziehen? Unter dieser Fragestellung veröffentlichte die LVZ auf ihrer Titelseite eine Grafik mit dem Restprogramm und potenziellen Ergebnissen der Mannschaften, die hinter Ingolstadt und Kaiserslautern um Rang drei kämpfen.
Nach dem 31. Spieltag müssen wir konstatieren: Praktisch hat RB die allerletzte Chance verspielt. Doch es lebe die Theorie: Die aktuelle Übersicht zeigt, wie RB die allerallerletzte Möglichkeit noch beim Schopfe packen könnte. Aus eigener Kraft geht schon lange nichts mehr. Grundvoraussetzung des neuen Rechenspiels: Im direkten Duell der Aufstiegsanwärter Karlsruhe kontra Darmstadt heute in einer Woche dürfen die Hessen den Platz nicht als Sieger verlassen. Ideal wäre in dieser Partie ebenso ein Remis wie am Sonntag darauf beim Duell Braunschweig gegen Karlsruhe.
Am vergangenen Wochenende spielte fast die gesamte Liga gegen RB, mit Ausnahme des sächsischen Rivalen Erzgebirge Aue, der Karlsruhe 3:1 (1:0) besiegte und sich mit einer famosen Leistung alle Chancen auf den Klassenerhalt erhielt. Die Veilchen kletterten auf den 16. Rang, punktgleich und auch mit gleicher Tordifferenz hinter RB-Bezwinger FC St. Pauli.
Vor 9100 Zuschauern in der Sparkassen-Erzgebirgsarena brachte Stefan Mugosa (19./75.) Aue zweimal in Führung. Manuel Torres (71.) glich zwischenzeitlich aus. Clemens Fandrich (85.) markierte den Endstand. "Die Mannschaft hat den Matchplan toll umgesetzt. Wir sind als Team aufgelaufen, haben selbst Fußball gespielt und fast nichts zugelassen", freute sich Trainer Tommy Stipic.
Sein Team setzte durch Bobby Wood erste Akzente. Nach einem Solo scheiterte der US-Stürmer an Dirk Orlishausen, doch gegen den Nachschuss zum 1:0 von Mugosa war der KSC-Keeper machtlos. Pech hatten die Gäste bei einem Kopfball von Jonas Meffert (24.) an die Querlatte. Nach dem Wechsel kam der KSC besser in Schwung und durch eine individuell starke Leistung von Torres, der den Ball unbedrängt annahm und aus zehn Metern in den Winkel zirkelte, zum 1:1. Zuvor hätte Aue bei Großchancen von Wood (67.), Oliver Schröder (63.) und Rico Benatelli (56.) das 2:0 erzielen müssen. Doch Mugosa brachte die Auer per Kopfball erneut auf die Siegerstraße, ehe Fandrich mit einem grandiosen Solo alles klar machte.
"Wir haben heute alles rausgehauen, was noch drin ist. Das waren sicherlich fünf bis zehn Prozent mehr als bei anderen Mannschaften. So haben wir verdient den Sack zugemacht", sagte Fandrich. Völlig aus dem Häuschen und sichtlich geschafft nach 90 hoch emotionalen Minuten war auch Coach Stipic. "Ich habe die Mannschaft immer wieder aufgerüttelt, nach den Rückschlägen Herz und Seele aufgerichtet. Die Mannschaft merkt, der Trainer hat keine Angst, der Trainer hat Leidenschaft, er glaubt an sie und hat Ahnung. Wir brauchen nicht auf andere zu schauen", meinte Stipic vor den Partien in Berlin und Heidenheim sowie dem letzten Heimspiel gegen Kaiserslautern.
Während Karlsruhe in Aue patzte, feierten die anderen RB-Konkurrenten um Platz drei Heimsiege. Braunschweig bezwang den FSV Frankfurt 2:0 (0:0), Darmstadt im Spitzenspiel Kaiserslautern 3:2 (3:1). "Wir waren gut vorbereitet, haben einen großartigen Kampf geliefert und ein richtig geiles Fußballspiel hingelegt", sagte Darmstadts Erfolgs-Trainer Dirk Schuster, dessen Aufsteiger-Team bis auf einen Punkt an die zweitplatzierten Lauterer heranrückte und weiter vom Durchmarsch in die Bundesliga träumen darf.
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