Ralf Rangnick ist wieder hier, in seinem Revier
Trainer-Comeback nach vierjähriger Auszeit
Von guido schäfer
Leipzig. RB-Zeugwart Peter Hergert, 41, schwitzte Blut und Wasser, ging tagelang mit dieser Frage schwanger: Welche Konfektionsgröße lege ich unserem Coach auf sein Bänkchen in der Trainerkabine? Wenn Ralf Rangnick, 56, in der blauen Nike-Wäsche einer Presswurst ähnelt, hat Hergert ein Problem. Wenn die Klamotten an dem mächtigen Mann wie ein Segel hängen, hat der Zeugwart aus dem Frankenland auch ein Problem.
Als der neue Trainer gestern früh um kurz vor zehn ins Freie trat, sah er aus wie ein neuer Trainer. Hergert hatte eine M ausgesucht und sich unsterblich gemacht. Weil auch die Fußballschuhe passten und das Wetter mitspielte, war die Stimmung beim Boss und seinen Untergebenen gut. Wobei die Stimmung bei RB immer gut ist - offiziell.
Den Trainer Rangnick hatte es vier Jahre nicht gegeben, die Rückkehr ist laut RB-Plan auf eine Saison beschränkt. Wobei man es sich nur schwerlich vorstellen kann, dass dieser Ehrgeizling nach einem Bundesliga-Aufstieg sein heißes Eisen von einem anderen weiter schmieden lässt.
Gestern war er in seinem Element, stellte Hütchen auf, sprach mit Assistent Achim Beierlorzer, 47, und diversen Profis, jonglierte fachmännisch mit dem Ball. Ja, da hat einer lange sein Lieblingsspielzeug gesucht und es auf dem Speicher unter verstaubten Möbeln gefunden. "Es war schön, wieder nah an den Jungs zu sein", sagte Rangnick nach seinem 90-minütigen Comeback, für das er sich im Italien-Urlaub fit gemacht hat. Ergometer-Training, Kraftraum, ein paar Bahnen im Pool - der Mann ist topfit.
Und RB Rangnick bekommt Unterstützung. Wie berichtet, ergänzt der ungarische Ex-Nationalspieler Zsolt Löw, 36, das Trainerteam. Löws Wechsel von RB Salzburg zu RB Leipzig hatte sich verzögert, weil die Ösis einen neuen Trainer küren mussten. Wenn der Neue Wert auf Löws intime RB Salzburg-Kenntnisse gelegt hätte, wäre es eng für Rangnicks Wunschkandidaten geworden.
Gestern früh dann der Durchbruch. Peter Zeidler, 52, erfolgreicher Coach beim Salzburger Ausbildungsteam FC Liefering, übernimmt den Ösi-Meister. Und er bringt mit Richard Kitzbichler und Gerhard Struber eigene Co-Trainer mit. Der Weg für Löw war frei. Zeidler war 2008 bis 2011 Co-Trainer bei Rangnicks TSG Hoffenheim. 2012 holte ihn RR zum FC Liefering.
Zurück zu Tag eins im neuen Leben des Übungsleiters Rangnick. Maxime: "Spielweise perfektionieren." Ziel: "Überfallartiges Pressing." Der Kader wächst und gedeiht. "Wir wissen, was und wen wir wollen. Jetzt geht´s nur darum, dass zu realisieren."
Gino Fechner (17/VfL Bochum) und Kamil Wojtkowski (17/Pogon Stettin) sind Investitionen in die Zukunft. Nils Quaschner und Peter Gulacsi trainieren ab morgen mit.
Keeper Gulacsi kommt mit einer Vier-Wochen-Sperre. RB Rangnick will beim Ösi-Verband aus einer vier eine drei oder zwei machen.
"Ja, Statistiken. Aber welche Statistik stimmt schon? Nach der Statistik ist jeder vierte Mensch ein Chinese, aber hier spielt gar kein Chinese mit."
Werner Hansch
