OLE WERNER – ALLES AUF NEUANFANG

Leipzig - (21.06.2025) RB Leipzig steht vor einem Neuanfang. Die schlechteste Bundesligasaison liegt hinter uns, ebenso wie ein wenig ehrenhafter Auftritt in der Königsklasse. Nun muss sich RB Leipzig neu erfinden, für Konstanz in den sportlichen Entscheidungspositionen sorgen und sich später an der sportlichen Entwicklung messen lassen. Mit der Verpflichtung von Trainer Ole Werner wurde ein Zweijahresplan aufgestellt, mit dem Ziel, das Team spielerisch wieder auf Kurs zu bringen. Diese Entscheidung könnte sich rückblickend als richtig und klug erweisen, wenn alle Beteiligten die neuen Vorgaben konsequent umsetzen.


Die Ausgangslage
Unser Rasenballsport erlebt die erste richtige Krise in seiner Vereinsgeschichte – oder, wie es die Traditionalisten gerne ausdrücken: „das Konstrukt“ in Leipzig. Wie bereits im Artikel „RB Leipzig, wohin führt dein Weg?“ beschrieben, ist die sportliche Talfahrt in den letzten Jahren hausintern entstanden. In keiner Weise stimmte das Zusammenspiel zwischen einer einheitlichen Spielphilosophie, dem vorhandenen Spielerkader und dem Trainerkarussell. Diese Gemengelage schwankte in den letzten Jahren, auch bedingt durch das Fehlen eines Sportdirektors. Und wenn ein Sportdirektor vorhanden war, wurde dieser Posten schnell wieder anderweitig besetzt. Spätestens wenn tragende Säulen im Spielerkader ständig wegbrechen oder die Trainerphilosophie fortlaufend wechselt, fehlt eine einheitliche Struktur – und damit die Grundlage, um langfristig und zielgerichtet arbeiten zu können.
Die letzte Saison war sportlich von Beginn an ein Offenbarungseid. Das begann mit der Vorbereitung und der PR-Tour in den USA, dem späten Hinzustoßen von Leistungsträgern aufgrund der Fußball-EM und endete nach der Saison mit der sehr späten Trainerentlassung von Marco Rose sowie der PR-Tour in Brasilien. Ja, „das Konstrukt“ will sich vermarkten, sollte jedoch die Realität nicht aus den Augen verlieren. In den Medien wird stets eine heile Welt vorgegaukelt, der Sponsor wird vermarktet, mit vielen Werten geschmückt, viel Fannähe suggeriert und ein familienfreundliches Image gepflegt. Die Spieler werden in den sozialen Medien wie Götter in den Himmel gehoben und umworben. Im Hintergrund läuft jedoch eine andere Musik, da sensible Fanthemen kaum zielführend und auf Augenhöhe behandelt werden. Es wird für die Fans immer schwieriger, sich nachhaltig mit dem Verein zu identifizieren, weil dieser andere Prioritäten setzt und dabei das eigentliche, wichtige Anliegen vernachlässigt – nämlich die Fankultur sich entwickeln zu lassen und eine einheitliche Struktur auf sportlicher Ebene zu schaffen.
Eines steht fest.. das alles, was Ralf Rangnick jahrelang mühevoll aufgebaut hat und auf dessen Fundament die Erfolge des Vereins sich entwickelten, wurde in kürzester Zeit eingerissen. Nun steht #RBLeipzig wieder am Anfang und diesmal wird das neue Kapitel wohl kaum ohne ihn so positiv gelingen.
— RBoligei (@rboligei.bsky.social) 9. Juni 2025 um 21:27
Die neue Stunde Null - nach Ralf Rangick und das Früchtetragen seines Aufbaus vorrüber sind, muss sich der Verein sportlich neu erfinden.
Sieben Champions-League-Niederlagen und Platz 12 nach 25 Bundesligaspielen in der vergangenen Saison 2024/25 stehen zu Buche. Es muss eine Veränderung her, wenn man sich wieder im internationalen Geschäft etablieren und die hochgesteckten Ziele erreichen will. Noch nie gab es eine derartige spielerische Unausgewogenheit zwischen Offensive und Defensive wie in der letzten Saison unter Marco Rose und im Nachhinein unter Zsolt Löw. Es mangelte zudem an grundlegenden Tugenden wie Zweikampfstärke, dem Verteidigen gegnerischer Standards sowie der Ausführung eigener Standards. Das größte Manko war jedoch das Fehlen einer klaren Spielanlage. Der Mannschaft wurde keine Handschrift vermittelt, wie sie mit dem Ball spielerische Lösungen finden kann, um zu erfolgreichen Torabschlüssen zu gelangen. Selbst Teams aus der unteren Tabellenhälfte waren RB Leipzig ebenbürtig, und oft rettete nur das starke Auftreten von Péter Gulácsi im Tor den einen oder anderen Punkt. Die defensive Instabilität war aufgrund der mangelhaften Spielidee nur eine von vielen Folgen. Noch nie gaben Gegner in der Summe aller Spiele mehr Torschüsse auf das Tor von RB Leipzig ab als die Rasenballer im Gegenzug, und noch nie waren die Gegner vor dem Tor gefährlicher (xGA-Wert) als die Roten Bullen (xG).
Die Trainersuche – Die Fanseele leidet
Eine Veränderung ist unumgänglich. Die Stunde Null schlägt, und alles muss auf Anfang gedreht werden. Sportdirektor Marcel Schäfer, Jürgen Klopp, Mario Gómez, Oliver Mintzlaff und Zsolt Lőw haben das Heft in der Hand, um eine langfristige Perspektive aufzubauen, die auch Nachhaltigkeit verspricht. Schwierig gestaltete sich dabei die Trainersuche, die eines der wichtigsten Puzzleteile in der Gesamtausrichtung ist. Im Nachhinein waren alle Wunschtrainer – von Oliver Glasner über Cesc Fàbregas bis Jacob Neestrup – nicht zu bekommen, weil die jeweiligen Vereine stabil blieben und auf ihr Vertragsrecht pochten. Diese hatten somit einiges gegenüber Oliver Mintzlaff voraus, der damals klein beigab, als Julian Nagelsmann seinen Lebenstraum, nach München zu wechseln, verwirklichte. Viele Alternativen gibt es auf dem Trainermarkt danach nicht mehr, um sowohl sich selbst als auch den Fans eine gewisse Sicherheit zu vermitteln.
Ausgehend von einer gesuchten Aufbruchstimmung ist man letztendlich bereits tief in der aktuellen Realität angekommen. Es ist schwer, einen Trainer von internationalem Format zu verpflichten, wenn man sich selbst nicht mehr für den internationalen Fußball qualifiziert hat und zudem im großen Transferfenster qualitative Spielerabgänge drohen. Parallel gestaltet es sich auch sehr schwierig, überhaupt Spieler von internationaler oder nationaler Klasse zu verpflichten.
Mein Faninterview mit @philipphinze24 bei Sky. Thema Ole Werner 🙃 pic.twitter.com/vRDZq4YVZO
— E1ns❤️FürRasenBall (@1Leipziger) June 11, 2025
Aktuelle Gefühlslage der RB-Fans, wenn man erkennen muss, dass die Realität doch einen einholt und schwer zu fassen ist.
Für die meisten Fans ist die Verpflichtung von Ole Werner eher ein Schritt zurück. Insbesondere die ersten Kommentare der Nutzer auf Social-Media-Plattformen wirken geschockt und zurückhaltend. Man war in der Vergangenheit anderes gewohnt, wie es einst Ralf Rangnick in Person verkörperte oder Julian Nagelsmann, der zuvor sein Können unter Beweis gestellt hatte. Nun bedarf es mehr Weitblick und nicht nur einer Google-Suche nach dem, was Ole Werner noch nicht erreicht hat. Nehmen wir Ralph Hasenhüttl, der einst von Ingolstadt nach Leipzig wechselte und den Vizemeistertitel holte. Andererseits stehen Mitteilungen nicht vollständig im Gesamtkontext, wenn behauptet wird, Ole Werner gebe dem Nachwuchs keine Chance und habe Spieler wie Nick Woltemade oder Eren Dinkçi verkannt. Umgekehrt sollten wir uns jedoch fragen, warum wir Spieler wie Matheus Cunha, Ademola Lookman, Alexander Sørloth, Justin Kluivert und Lazar Samardžić frühzeitig abgegeben haben, die sich an anderer Stelle weiterentwickelt haben, zu Leistungsträgern wurden und für Furore sorgen.
Auch wir Fans müssen nun lernen, uns ein Stück weit an die aktuelle Situation anzupassen und diese realistischer einzuschätzen. Weg von „Wir können Titel holen“ oder von Oliver Mintzlaffs Aussage: „Wir müssen da sein und die Lücke schließen, wenn die Bayern schwächeln!“. Die aktuelle Lage steht in einem ganz anderen Kontext. Es gilt, zunächst wieder Stabilität in die Gesamtstruktur zu bringen und den Spielern eine Spielidee zu vermitteln, an der sie sich orientieren und festhalten können. Dafür steht Ole Werner, der viel Bundesligaerfahrung mitbringt, bekannt ist für seine Spielanlage und diese detailgetreu trainiert sowie im Spiel umgesetzt sehen möchte. Zwar drohen erneut Abgänge von Leistungsträgern, aber Ole Werner hat eine Chance verdient, unserem Team eine bessere Spielphilosophie zu vermitteln, was er an seinen vorherigen Trainerstationen bereits unter Beweis gestellt hat.
Ole Werner – ein Trainer mit und fürs System
Ole Werner ist mit seinen 37 Jahren ein noch sehr junger Trainer, der jedoch eine strategische und systematische Herangehensweise verkörpert. Diese Eigenschaften spiegeln sich auch in seiner Spielidee wider. In der Saison 2020/21 führte er Holstein Kiel als Trainer auf den 3. Tabellenplatz in der 2. Bundesliga und besiegte zudem Bayern München im DFB-Pokal! Anschließend wechselte er zu Werder Bremen, stieg mit seinem Team in die Bundesliga auf und stabilisierte Bremen schließlich auf Platz 9 in der Bundesliga – punktgleich mit 51 Zählern hinter unseren Roten Bullen.
Er ist ein aufgeschlossener Typ, wirkt unbeschwert und ist leicht zugänglich, sodass man sich schnell mit ihm identifizieren kann. Er ist wortgewandt, bodenständig, freundlich, nicht unnahbar und kommt dabei sympathisch sowie charismatisch herüber. Nun möchte er, so scheint es, den nächsten Schritt gehen – hin zu einem Verein, der in Europa spielen möchte und dies auch finanziell untermauern kann. Ole Werner hat in seiner Trainerlaufbahn bei seinen bisherigen Vereinen Teams geformt, die mannschaftlich geschlossen auftraten und eine offensive, stets durchdachte Spielidee umsetzten. Das ist die tragende Säule seiner Trainerhandschrift, und mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln wurde genau dies zum Fundament seiner erfolgreichen Arbeit. Bevorzugt setzt er die Formation 3-5-2 ein, die sich unter anderem für Spieler wie David Raum, Ridle Baku und Kosta Nedeljković vorteilhaft entwickeln könnte.
Ob es uns gefällt oder nicht, Ole #Werner 🐂 wird Trainer bei #RBLeipzig.🔴⚪️ Es ist höchste Zeit, sich mit ihm anzufreunden. Hier ist ein interessanter Artikel über seine Entwicklungsarbeit bei #Werder #Bremen.🟢https://t.co/7A9rgqJz0N
— Dosenkunde4EVER (@Dosenkunde4EVER) June 19, 2025
Eine Taktikanalyse von Ole Werners Spielstil findet man unter spielverlagerung.de.
Pro-Argumente
Werder Bremen war in der vergangenen Saison 2024/25 das drittbeste Auswärtsteam in der Bundesliga. Zum Vergleich: RB Leipzig belegte Platz 11! Werder Bremen verlor zudem kein einziges Auswärtsspiel, in dem man in Führung gegangen war. Schließlich erzielte Werder Bremen 54 Bundesligatore – eines mehr als unsere Roten Bullen. Mit einer Passquote von 83 % war man nur geringfügig schwächer. Ausschlaggebend war die richtige Spielausrichtung bis hin zur gezielten Strafraumbesetzung. Offensiv gab es stets einen klaren Plan, sodass Werder Bremen in der Kategorie „Pässe in den gegnerischen Strafraum“ Platz 3 hinter Bayern und Stuttgart belegte, ebenso wie bei den „Ballkontakten im letzten Angriffsdrittel“. Genau das fehlte RB Leipzig zuletzt.
Bei Ole Werner gibt es eine klare, offensiv ausgerichtete Spielanlage, die konsequent einstudiert wird. Markant sind klare Passmuster mit entsprechenden Laufwegen und das aktive Anlaufen zum Ballführenden (Ballfordern). Wie im Lehrbuch werden Pass- und Laufwege trainiert. Die Abläufe sind klar, schematisch, und nur wenigen gegnerischen Mannschaften gelingt es, dieses Offensivspiel zu unterbinden, wenn es gut ausgeführt wird. Im Endeffekt entstehen einstudierte Passkombinationen von der Abwehr über die Außen und anschließend ins Zentrum mit Steckpässen in die Spitze. Zudem wurde das Flügelspiel ausgeprägt und einstudiert, das bei RB Leipzig komplett zum Erliegen kam. Insgesamt ist Werners Spielweise sehr erfolgreich, wenn es darum geht, den Ball ins Offensivdrittel zu bringen.
Jürgen Klopp: Gestaltet & entscheidet die Trainersuche konkret mit. Klopps Einschätzungen haben eine Menge Gewicht, finale Entscheidung wird nicht ohne sein Go getroffen. Ist in alle Abläufe eingeweiht, führt selbst viele Gespräche. Klopp ist Befürworter von Ole Werner, schätzt… pic.twitter.com/0rbPsA6bVP
— Philipp Hinze (@philipphinze24) June 11, 2025
Auch Jürgen Klopp ist an der Trainersuche mit beteiligt und von Ole Werner überzeugt, dass langfristig sich etwas Positives aufbauen lässt.
Im Vergleich zur vergangenen Saison wäre eine klare Verbesserung erkennbar, falls die Umsetzung gelingen würde. Endlich hätten die Mannschaft und insbesondere die neuen und jungen Spieler im RB-Kader eine trainerseitige Handschrift, an der sich alle Spieler in einer offensiven Ausrichtung orientieren könnten – auch wenn verletzte Spieler adäquat ersetzt werden müssen. Unter Marco Rose war das Offensivspiel größtenteils von der individuellen Qualität der Spieler abhängig. Diese sollten einerseits eigenständige Entscheidungen treffen und andererseits aufgrund ihrer individuellen Fähigkeiten Offensivakzente setzen. Ein Zusammenspiel war kaum erkennbar, und dieses wurde – laut Marco Rose selbst – in der letzten Saison kaum oder gar nicht trainiert. Genau hier setzt Ole Werners Hauptarbeitsmittel an: das Einstudieren des Zusammenspiels und somit die Pflege des Spiels mit dem Ball.
Ole Werner hat zudem einen weiteren Trumpf im Ärmel: Er weiß, wie man gegnerisches hohes Offensivpressing umgehen kann. Das zeichnete ihn bei Werder Bremen aus, wo er seinem Team oft Lösungen mitgab, um sich aus hohem gegnerischem Pressing zu befreien, den Ball in den eigenen Reihen zu halten und anschließend mit gefährlichem Umschaltspiel zu antworten. Auch dies ist ein markanter Punkt, der unseren Leipziger Rasenballern in der letzten Saison zum Verhängnis wurde.
Insgesamt benötigt er Spieler, die seine Spielphilosophie umsetzen können und wollen. Gefragt ist die Disziplin der Spieler, die vorgegebenen Passfolgen zielführend zu trainieren und die Vorgaben des Trainers im Spiel umzusetzen. Weniger der einzelne Spieler steht im Vordergrund, sondern vielmehr das kollektive Zusammenspiel. Dem Team wird also eine klare spielerische Handschrift mitgegeben. Natürlich sind auch individuelle Fähigkeiten gefragt, insbesondere in Eins-gegen-eins-Situationen mit dem Ball oder bei der effizienten Nutzung von Torabschlussmöglichkeiten. Mit der vorhandenen Qualität im Leipziger Kader könnte dies durchaus erfolgreich umgesetzt werden.
Kontra-Argumente
Nachteilig könnten sich seine Vorgaben auf Spieler auswirken, die seine Spielidee nicht erfolgreich umsetzen können, insbesondere auf neu hinzugekommene Spieler. Für sie wird es schwierig, seine Vorgaben im Training nachzuholen. Gleiches gilt für junge Spieler, die seiner Spielphilosophie nicht folgen können, wodurch deren Weiterentwicklung und Berücksichtigung ausbleiben, wie bei Nick Woltemade und Eren Dinkçi. Insgesamt würde ein Spieler wie Xavi Simons unter seiner Führung weniger ins Gesamtbild passen, da Simons eher individuelle Entscheidungen trifft. Darüber hinaus müsste das Spielsystem im Juniorenbereich möglicherweise überdacht und neu ausgerichtet werden.
In anderer Hinsicht werfen die vielen Gegentore Fragen auf, die Ole Werner mit Werder Bremen hinnehmen musste. Gelingt Plan A mit der Umsetzung seiner Spielphilosophie nicht und passieren dabei individuelle Fehler, etwa durch Fehlpässe, wirkt seine Spielanlage für schnelle Gegenstöße sehr anfällig. Einerseits könnten bessere individuelle Fähigkeiten der Abwehrspieler einiges kompensieren, andererseits müsste die Absicherung im Angriff insgesamt verbessert werden.
Man trifft sich in einer beiderseits erträglichen Mitte - alle sind happy und haben ihr Gesicht gewahrt. Überschrift steht schon: „Olé - Werner packt 🐂 an den Hörnern!“ Wenn es anders kommt, werde ich Messdiener
— Guido Schäfer (@schfer_g) June 17, 2025
Werder Bremen wollte zuerst 6 Mill. Euro Ablöse, RB hingegen nur 1 Mill. zahlen - Irgendwann traff man sich in der goldenen Mitte.
Fazit und Ausblick
Mit Ole Werner verpflichtet unser Verein einen sehr jungen Trainer, der noch keine Top-Mannschaft trainiert hat und auch keine internationale Erfahrung vorweisen kann. Doch das wird in dieser Saison nicht gefordert sein. Vielmehr geht es darum, dass RB Leipzig sich neu aufstellt, eine neue Gesamtstruktur entwickelt und mit ihm einen Trainer verpflichtet hat, der dies an seinen vergangenen Stationen in Kiel und Bremen bereits längerfristig unter Beweis gestellt hat. „Längerfristig“ ist dabei das Schlagwort, wenn es um den Aufbau geht. Dies hat Ole Werner in Kiel und Bremen gezeigt, insbesondere bei Werder Bremen, wo er stets Verbesserungen erzielt hat – und das alles mit deutlich geringeren finanziellen Mitteln als bei RB Leipzig.
Nun geht auch er einen mutigen Weg, verlässt den heimischen Norden und wagt den nächsten Schritt, um in seiner Trainerlaufbahn mehr zu erreichen. Seien wir ihm dankbar, dass er sich dieser Aufgabe stellt, und geben wir ihm sowie seinem Trainerteam die Zeit, mit den Spielern ein spielerisch besseres Team zu formen, das klar seine Handschrift trägt. Seien wir demütig und betrachten die Teilnahme am internationalen Fußball nicht als selbstverständlich. Denn hierfür bedarf es eines Nährbodens, der sportlich sukzessive wieder aufgebaut werden muss. Durch das Verpassen der Teilnahme am internationalen Fußball hat sich der Verein letztlich selbst geschadet. Wunschtrainer und Aufbruchstimmung waren nicht mehr verfügbar – und dafür kann Ole Werner nichts. Ihm gebührt die volle Unterstützung bei der Umsetzung des neuen Prozesses. Der derzeit verfügbare Kader ist, Stand heute, immer noch sehr gut und bietet die Möglichkeit, besser aufzuspielen und offensiv zu agieren.
Natürlich wird es auch in der nächsten Saison schwer, wenn der Verein oder die Fans die Ansprüche sehr hoch schrauben und erwarten, schnell wieder die Kurve zu kriegen, sich kurzfristig für den internationalen Fußball und am besten für die Champions League zu qualifizieren. Doch im Umkehrschluss wurde in den letzten Jahren mehr kaputtgemacht, als dass man es kurzfristig kitten könnte. Noch hat Ole Werner einen Kader, der Alt und Jung gut vereint, mit erfahrenen Spielern wie Willi Orban, die weiterhin Leistung bringen, und einem sehr jungen Team, dem er seine Taktik vermitteln kann. Es könnte eine Symbiose entstehen, die ein Team formt, das wieder eine offensiv ausgerichtete Spielweise auf den Platz bringt und dabei das Pressing nicht vernachlässigt. Die Voraussetzungen sind von Trainerseite gegeben, ebenso wie strukturell durch das Ausbleiben der „englischen Wochen“. Zeit ist vorhanden, um sich wöchentlich detailliert auf das jeweilige Bundesligaspiel vorzubereiten. Stehen wir dahinter, unterstützen wir Ole Werner und geben uns allen die nötige Zeit.
Natürlich werden Bayern, Dortmund, Frankfurt und möglicherweise Leverkusen trotz ihres Umbruchs wieder Favoriten auf die Champions-League-Plätze sein, ebenso wie die spielstarken Stuttgarter unter Sebastian Hoeneß. Versuchen wir zunächst, Stabilität in unser Spiel zu bringen und dem Team eine bessere Spielweise zu vermitteln, auf der man aufbauen kann. Schließlich gelingt dies auch Teams wie Mainz 05 mit geringeren Mitteln. Daran müssen wir uns zunächst messen lassen. Erst viel später wird sich zeigen, inwieweit eine langfristig erfolgreiche Entwicklung eintritt. In diesem Sinne wünschen wir allen Beteiligten viel Erfolg!
Ich werde Ole #Werner von Tag 1 an unterstützen und ihm alle Chancen geben, die er verdient. Ich vertraue ihm und den Obrigkeiten im besten Sinne zu handeln. Kritik werde ich äußern, wenn diese angebracht ist. Amen 🙏
— sir_Ribben (@sirRibben) June 11, 2025
Auf geht’s Leipzig! 🔴⚪️#RBLeipzig pic.twitter.com/XeVLBA9YqF
"Was lange währt, wird endlich gut" - Auf eine gute Zusammenarbeit mit Ole Werner.
RBoligei
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- 2025/26
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WIR SUCHEN VERSTÄRKUNG FÜR UNSER TEAM

Leipzig - (17.06.2025) Wir suchen engagierte und motivierte Fans, die unser Team in den Bereich Social Media, Redaktion und Webseiten-Umbau unterstützen wollen.


Auch wenn wir dir leider kein Gehalt zahlen können, erwartet dich bei uns ein junges, dynamisches und aufgeschlossenes Team, das mit viel Herzblut bei der Sache ist. Bei uns wird’s garantiert nicht langweilig: Dich erwarten abwechslungsreiche Aufgaben und spannende Einblicke in die Welt von RB Leipzig und seiner Fanszene.
Alle hier arbeiten komplett ehrenamtlich und in ihrer Freizeit an diesem einzigartigen Fanprojekt. Unser gemeinsames Ziel: Wir wollen fannahe Themen aufgreifen, kritisch und meinungsstark zu aktuellen Entwicklungen rund um RBL Stellung beziehen und so den Fans eine Plattform bieten, die wirklich für sie da ist.
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Rojiblanco
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ZEHN FRAGEN VOR DEM ZEHNTEN BULIJAHR – DAS SAISONFAZIT DER REDAKTION

Leipzig - (10.06.2025) Eine Saison voller Enttäuschungen und seltener Lichtblicke. Die schwächste Bundesliga-Spielzeit in der Geschichte von RB Leipzig ist vorbei – und der Rasenballsport steht mit leeren Taschen vor einem der größten Umbrüche seit seiner Gründung. Wir stellen zehn Fragen an Redaktion und Fans: Wie blicken sie auf die Saison zurück? Und wie schätzen sie die aktuelle Lage ein?


Hier keimte die Hoffnung auf – das beste Saisonspiel war… die Pokalspiele unter Rose gegen Frankfurt und Wolfsburg gaben immer wieder Hoffnung, aber leider waren es nur kurze Lebenszeichen.
Der tiefste aller Tiefpunkte war… das 0:4 in Frankfurt. Ja, bei den Hessen ist es immer unangenehm zu spielen und in der Vergangenheit sahen wir selten gut dort aus. Aber wie man nach drei Spielen ohne Niederlage und 7 Punkten derartig untergehen kann, ist mir ein Rätsel. Dieses Spiel war auch der Moment, bei dem ich realisiert habe, dass selbst Löw das Ruder nicht rumreißen kann, weil die Mannschaft nicht stabil genug ist und die Probleme grundsätzlicher Natur sind.
Der dennoch beste Kicker aus der schönsten Stadt der Welt war… Sesko ist schon eine Augenweide. Klar, er ist nicht immer über 90min sichtbar und muss seine Leistung dauerhaft unter Beweis stellen, aber seine Abschlussfähigkeiten sind jetzt schon stellenweise weltklasse. Toller Kicker und - wenn man den Medienberichten trauen darf - auch ausgestattet mit einem guten Charakter.
Diese drei Kicker haben mich am wenigsten überzeugt… Zu aller erst Baumgartner. Eigentlich halte ich große Stücke auf den Österreicher, aber bei fast keinem Einsatz hat er wirklich performt. Das war enttäuschend. Openda war auch ein Schatten seiner Selbst, hatte teilweise schon Timo-Werner-Vibes am Ball. Von Geertruida hatte ich mir auch Stabilität und Führungsqualitäten gewünscht, immerhin war er bei Feyernoord Kapitän.
Der Trainerwechsel war… leider viel zu spät. Ich hätte Rose bereits im Sommer gegen einen anderen Trainer getauscht, da die Entwicklung schon gegen Saisonende spielerisch überschaubar war. Das Drama hatte sich bereits frühzeitig angedeutet.
Mein Wunschtrainer wäre… Fabian Hürzeler. Der wäre im Sommer verfügbar gewesen, ist dann aber zu Brighton gegangen und wir hielten an Rose fest. Nun hat er in England eine überragende Saison hingelegt und steht uns natürlich nicht zur Verfügung. Maximal ärgerlich.
Diesen Kicker muss RBL unbedingt holen… Ich habe keine Präferenz für einen einzelnen Spieler. Viel mehr muss die Mischung künftig stimmen. Verstärkung braucht es aber in jedem Mannschaftsteil. Sehr gespannt bin ich auch auf Transfers im Sturm. Durch den fast sicheren Abgang von Sesko, der Formschwäche von Openda und ggf. dem Weggang von Poulsen brauchts da neue Alternativen.
Am wichtigsten für den Neuanfang ist… ein klares Konzept in der sportlich-strategischen Ausrichtung. Schäfer hat es im Interview angedeutet, dass der Verein wieder vermehrt auf Spieler setzen möchte, die zu RB wollen, weil sie hier gerne spielen möchten und nicht, weil sie es lediglich als Durchgangsstation/Sprungbrett ansehen. Wir (erfolgsverwöhnten) Fans müssen diese Zeit jetzt auch erstmal akzeptieren und Schäfer die Möglichkeit geben, den Umbruch einzuleiten.
Die Entwicklung beim Frauenteam war… in der Hinrunde sehr ordentlich, in der Rückrunde ernüchternd. Ja, diese Saison gab es keinen Abstiegskampf, was aber auch daran lag, dass mit Potsdam und Jena zwei sehr schlechte Teams in der Liga vertreten waren. Der Kaderumbruch zum Saisonwechsel ist enorm. Ich bin gespannt, ob der Angriff auf die Top4 schon gelingt.
Meine Erwartung an die nächste Spielzeit ist… überschaubar. Bayern, Leverkusen, Dortmund und Frankfurt sehe ich in der Entwicklung vor uns. Stuttgart wird sicher in der Liga auch wieder eine bessere Rolle spielen, zudem gibt's meist noch ein Überraschungsteam (ich hoffe nicht Augsburg, befürchte es aber...). Mir wäre es wichtig, wenn die Tendenz trotzdem wieder Richtung Europa geht. Wir müssen aufpassen, dass uns nicht das gleiche Schicksal wie Hoffenheim ereilt und wir von Saison zu Saison immer schlechter werden. Deswegen wäre mir eine stabile Saison unter den Top10 erstmal recht, vielleicht klappt es sogar auch direkt mit Qualifikation für die Europa-League oder Conference-League. Ist das unser Anspruch? Nein, natürlich nicht. Aber so einen Umbruch aufgrund der vielen Fehler in der Vergangenheit bügelt man nicht in einem Transferfenster aus.
Marcus
"Air" Benjamin Sesko - Mit 21 Saisontoren und 6 Assist war er wettbewerbsübergreifend der beste Torjäger bei den Roten Bullen.
Hier keimte die Hoffnung auf – das beste Saisonspiel war… der 3:2 Auswärtssieg am 2. Spieltag in Leverkusen. Zwar war man der Werkself unterlegen, aber man konnte clever spielen und brachte dem Gastgeber die erste Niederlage seit Ewigkeiten bei. Nach dem 2. Spieltag hatte unser Team 6 Punkte geholt, stand ohne Punktverlust auf einem Champions-League-Platz gleichauf mit den Bayern und gewann zuvor das Pokalauswärtsspiel in Essen. Bis dahin sah die Welt noch relativ heile aus, die Ergebnisse stimmten und anfängliche Wackler sollte man noch tolerieren.
Der tiefste aller Tiefpunkte war… eigentlich die fehlende Spielidee über die gesamte Saison hinweg. Demnach kein einzelnes Spiel, sondern vielmehr agierte das Team um Marco Rose in fast allen Saisonspielen plan- und ideenlos und hinzu noch unstrukturiert in der Defensive. Noch nie gab es in der RB-Geschichte eine Spielanlage, deren Summe aller abgegebenen Torschüsse geringer waren als die der Gegner. Und noch nie hatte der Gegner mehr Torgefahr (xGA) ausgestrahlt als unsere Rasenballer (xG).
Der dennoch beste Kicker aus der schönsten Stadt der Welt war… für mich Péter Gulácsi (auch wenn er ein Torhüter ist). Mit seinen Glanzparaden rettete er uns Punkt für Punkt und war einer der Garanten, dass wir noch nicht weiter in der Tabelle abrutschten.
Diese drei Kicker haben mich am wenigsten überzeugt… (1) Lutsharel Geertruida – gekommen mit immens vielen Vorschusslorbeeren, war aber in den wenigen Einsätzen sehr schwach und ein Fremdkörper auf dem Platz. (2) Christoph Baumgartner – Mit nur 2 Toren und 2 Torvorlagen in 31 Bundesligaeinsätzen als Offensivspieler ist das eine mega schwache Quote. Es ist nun schon die zweite Saison, in der er in den Erwartungen sehr weit hinterherhängt. (3) Amadou Haidara – zwar waren nach dem Verletzungsbedingten Ausfall von Xaver Schlager alle unsere defensiven und zentralen Mittelfeldspieler in dieser Saison zu schwach. Aber insbesondere er konnte in keiner Weise an sein wahres bzw. früheres Leistungspotential anknüpfen. Das war ein Totalausfall.
Der Trainerwechsel war… überfällig, aber Marco Rose war auch nur das letzte Glied einer ganzen Kette, die nicht mehr stimmig war. Der Wechsel kam letztendlich zu spät, eben weil schon früher die Mängel zum Vorschein kamen und sich oft wiederholten. Allerdings war der Trainerwechsel sinnlos, weil Nachfolger Zsolt Löw nur auf kognitive Fähigkeiten setzte wie Motivation und dabei keine spielerische Alternativen fand, sein Team spielerisch besser zu machen.
Mein Wunschtrainer wäre… keine Ahnung. Zumindest sollte es jemand sein vom Schlag Ralf Rangnick. Ob es ein junger Trainer sein soll, der mit jungen Talenten eine Spitzenmannschaft formen soll, da bin ich mir unsicher. Er sollte das auf alle Fälle schon einige Mal unter Beweis gestellt haben (einst wie Julian Nagelsmann).
Diesen Kicker muss RBL unbedingt holen… keine Ahnung. Er sollte uns besser machen und mit seinen Fähigkeiten sowie Fertigkeiten helfen. Anderenfalls ist es Trainers Aufgabe, ihn bestmöglich einzusetzen und noch besser zu machen.
Am wichtigsten für den Neuanfang ist… einen passenden Trainer und eine bessere Spielanlage zu finden, die offensiv mehr ermöglicht und defensiv weniger zulässt im Vergleich zur letzten Saison. Ich bin der Meinung, dass man mit dem vorhandenen Kader noch mehr erreichen kann.
Die Entwicklung beim Frauenteam war… mäßig. Zwar war über die Saison hinweg eine bessere und teils erfolgreichere Spielanlage erkennbar, aber zum Ende der Saison gewann man keines der letzten 7 Spiele mehr bei einem Torverhältnis von 4:15, so dass wie im Vorjahr Platz 8 heraussprang.
Meine Erwartung an die nächste Spielzeit ist… keine allzu hohe, weil man aufgrund des Verpassens der internationalen Plätze keine sehr guten Spielereinkäufe tätigen kann und eher qualitativ starke Abgänge drohen. Hier muss in Sachen fehlender Qualität zukünftig das Team näher zusammenrücken und einen starken Verbund bilden.
RBoligei
Péter Gulácsi - Bester Schlussmann der Bundesliga 2024/25 (Kicker) und 14 Mal zu Null für unsere Leipziger Rasenballer
Hier keimte die Hoffnung auf – das beste Saisonspiel war…neben dem ergebnistechnisch durchaus grundsoliden Saisonstart mit der zwischenzeitlichen Tabellenführung waren es für mich auch vor allem die Pokalspiele. Man sah hier, dass die gesamte Mannschaft kann, wenn sie will und über eine grundsätzliche Mentalität verfügt. Allerdings reicht es nicht, diese zu zeigen, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, sondern sollte sie konstant abrufen, wenn man wirklich was erreichen möchte.
Der tiefste aller Tiefpunkte war… für mich auch für das 0:4 in Frankfurt, weil man da mit der x-ten wirklich bodenlosen zweiten Halbzeit die realistischen Chancen auf die CL wegwarf. Es ist aber nie ein gutes Zeichen, wenn man mehr als eine Hand voll Spiele in die engere Auswahl nehmen kann und es schwer fällt, sich zu entscheiden, was man nimmt.
Der dennoch beste Kicker aus der schönsten Stadt der Welt war… über die Saison gesehen wohl Benjamin Šeško. Er hat bei dieser Nominierung aber Glück, dass Antonio Nusa lange raus war, welcher vor allem im Herbst und Winter bis zu seiner Verletzung meiner Meinung nach eigentlich die Mannschaft mit seinen Aktionen quasi alleine im Rucksack hatte. Auch Péter Gulácsi hat definitiv eine Erwähnung verdient. 14x zu null in der Liga sind erstaunlich stark. Damit hat man dann eigentlich auch das Gerüst dafür aufgezählt, dass man überhaupt die Möglichkeit hatte, um Europa mitzuspielen.
Diese drei Kicker haben mich am wenigsten überzeugt… Platz drei ist für mich Lutsharel Geertruida. Von mir schon in der Saison 23/24 sehnlichst gewünscht, kam er dann eine Saison später nach Leipzig. Von der erhofften Stabilität, Mentalität und Führungsqualität war nichts zu sehen. Wankelmütig in den Leistungen, viele handwerkliche, individuelle Fehler und leider in vielen Spielen eher ein Unsicherfaktor als alles andere. Ich würde mir dennoch wünschen, dass er hier nochmal unter einem neuen Trainer eine neue Chance haben möchte, sofern er diese haben möchte.
Platz zwei geht an Loïs Openda. Ich sagte ihm in der Saisonvorschau im Podcast 30+ Tore voraus. Was für eine krachende Fehleinschätzung. Wie die ganze Mannschaft spielte er meistens unter seinen Möglichkeiten. Er wirkte extrem verkopft und verunsichert. Von der Wachheit und Frische war wenig zu sehen. Dennoch geht er meiner Meinung als die Nummer eins im Sturm in die dritte Saison und ich glaube, dass auch er den Restart im Sommer gut nutzen und neu angreifen wird. Schließlich ist er in der Bundesliga Top-Scorer und Assist-König der Mannschaft. Die Qualität war also nie weg.
Die Enttäuschung der Saison ist für mich aber leider Xavi Simons. Der Statement-Transfer der Vereinsführung wirkte insgesamt überfordert mit der ihm übertragenen Verantwortung auf dem Rasen. Weinerliche Mimik, klagende Gestiken, Beschwerden und Egotrips auf dem Rasen. Leider hatte man überwiegend dieses Bild von ihm im Kopf. Zu wenig das des grandiosen Unterschiedsspielers, der sich und andere besser machen kann. Der grundsätzliche Wille war ihm nie abzusprechen, das sollte man grundsätzlich niemandem unterstellen. Vielleicht überforderte man ihn von allen Seiten aber auch und auch er scheiterte vielleicht in dieser Saison an seinen eigenen Ansprüchen.
Der Trainerwechsel war… definitiv nicht die Wurzel allen Übels. Aber auch Marco Rose trägt mit der Unterstützung der grundsätzlichen Ausrichtung des Kaders definitiv einen Anteil an der schlechten Zusammenstellung und dem aktuellen Zustand des Kaders. Daher war die Trainerentlassung für mich richtig, wenn auch zu spät in meinen Augen. Da gab es teilweise deutlich früher wesentlich bessere Zeitpunkte.
Mein Wunschtrainer wäre… 20 Millionen Euro teuer und nur bei CL-Qualifikation zu bekommen gewesen. Oliver Glasner wäre meine absolute 1A-Lösung gewesen. Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen eine klare Idee, wo sie fußballerisch hinwollen mit dem Kader und dementsprechend sich auch auf der Trainerposition aufstellen.
Diesen Kicker muss RBL unbedingt holen… angesichts der Schwächen im Kader (Mentalität, (offensive) Standardstärke, Erfahrung) fällt mir vor allem ein Name ein, der alle diese Dinge mitbringt: Nadiem Amiri. Zudem drohen Abgänge auf der Achterposition von Haïdara und Kampl. Er wäre also das fehlende Puzzleteil in meinen Augen.
Am wichtigsten für den Neuanfang ist… 1. Eine klare sportliche Ausrichtung 2. Spieler, die Bock auf den Club haben, die fußballerische Art und Weise mitgehen können und qualitativ perspektivisch wieder in die Champions-League bringen und auf diesem Niveau liefern können. 3. Ein Trainer, der taktisch und emotional den Verein wieder nach oben bringen kann. 4. Ein Umfeld, dass ruhig bleibt und den Umbruch korrekt einordnen kann, sollte es am Anfang noch ein wenig holprig sein.
Die Entwicklung beim Frauenteam war… bis zur Mitte der zweiten Saisonhälfte richtig gut, was danach passiert ist, kann ich nicht nachvollziehen. Auch der aktuell massive Umbruch und die Trennung vieler Spielerinnen, die auf dem aktuellen Niveau bestehen können und für mich noch nicht auf dem Zenit waren lässt mich eher mit vielen Fragezeichen zurück. Ich kann im Moment noch überhaupt nicht sagen, in welche Richtung die kommende Saison gehen wird.
Meine Erwartung an die nächste Spielzeit ist… die Rückkehr ins internationale Geschäft mit einer klar erkennbaren fußballerischen Identität. Wie gesagt: Man sollte dem Umbruch Zeit geben und nicht erwarten, dass alles gleich hundertprozentig funktioniert. Für mich ist aber auch klar. Ich messe die Verantwortlichen an dem, was sie sagen und wie sie handeln. Wenn sie Champions League und guten Fußball versprechen, dann werde ich die kommende Saison als Enttäuschung werten, wenn dies nicht erreicht wurde!
Der wahre Fan
Lutsharel Geertruida - Ein Wechsel für 25 Millionen und großen Erwartungen, der bisher unter ferner Liefen blieb.
Hier keimte die Hoffnung auf – das beste Saisonspiel war… Das mit Abstand überzeugendste Spiel der Saison war der Pokalsieg gegen Frankfurt – vollkommen unerwartet, defensiv diszipliniert, offensiv effektiv. Leipzig ließ kaum gegnerische Chancen zu, spielte strukturiert und konzentriert. Ironischerweise waren es genau diese beiden Siege gegen die SGE im Dezember, die Rose den Job retteten – und damit die Leidenszeit nur unnötig verlängerten. Zwei Pyrrhussiege. Im Rückblick war der zweite, kurz vor Weihnachten, einer zu viel: "Noch einen solchen Sieg über Frankfurt – und wir sind vollständig verloren.".
Der tiefste aller Tiefpunkte war… …das 1:5-Gemetzel gegen Wolfsburg, ein episches – quasi oralsches – Desaster, das dem Pokaltriumph unmittelbar vorausging. Es war nicht nur die höchste Heimniederlage, sondern der Abschluss einer Serie von sechs sieglosen Spielen – und jedes einzelne davon war verdient. Dass der Verein im anschließenden Winter nicht den Cut machte, war der zentrale strategische Fehler dieser Spielzeit.
Der dennoch beste Kicker aus der schönsten Stadt der Welt war… Ein klarer MVP war schwer auszumachen – zu inkonstant war die gesamte Mannschaft. Xavi hatte seine lichten Momente, nahm sich aber zu viele Pausen. Šeško überzeugte mit 21 Toren und war wichtigster Offensivfaktor. Pete schaffte es als einziger in die Elf der Saison, Seiwald glänzte mit den meisten Pässen ins Offensivdrittel. Statistisch betrachtet hatte Klostermann den besten Punkteschnitt eines Stammspielers (über 1.000 Minuten) – ja ich höre eure Kinnladen auf dem Boden aufschlagen... Als Freund von Statistiken ist mein Pick aber Simakan: Solange er in Leipzig spielte, war die Welt wenigstens noch halbwegs in Ordnung.
Diese drei Kicker haben mich am wenigsten überzeugt… Passend zu Simakan: Geertruida. Defensiv oft überfordert, offensiv kaum präsent. Bei fast 2.500 Einsatzminuten nie das Gefühl, dass er wirklich angekommen ist. Symbolfigur einer bröckelnden Abwehr. Im Zentrum enttäuschte Vermeeren: Defensiv zu durchlässig, offensiv wirkungslos. Zwar zweitmeiste Tacklings (47), aber nur 29,8 % Erfolgsquote – zweitschlechtester Wert im Kader. Dazu die wenigsten Torschussvorlagen pro 90 Minuten unter allen Offensiv- und Mittelfeldspielern (auch in absoluten Zahlen (28 Torschussvorlagen) schlechter als Haidara (29), Seiwald (49) oder Kampl (44)). Sechs (!) Pässe in den Strafraum sprechen Bände – der war für ihn offenbar Lava. Offensiv würde ich mit Openda gehen, der leider einen der wenigen Bundesligaspitzenwerte des Leipziger Teams in dieser Saison hielt: meiste Abseitsstellungen (27). Mit lediglich 10xG in dieser Saison bleib er weit hinter den Erwartungen zurück.
Der Trainerwechsel war… …überfällig, kam aber viel zu spät. Die Entscheidung für Lőw entpuppte sich als Fehleinschätzung: zu sanft, zu wenig Impulse. Schon im Sommer hatte ich Zweifel: "Weder bin ich sehr zuversichtlich, dass der Spielstil sich merklich weiterentwickeln wird, noch sehe ich, dass Leipzig kadertechnisch […] gute Entscheidungen fällt.". Die Formkurve zeigte seit dem Supercup 2023 stetig nach unten. Gute Entscheider hätten diese Entwicklung früher gestoppt.
Mein Wunschtrainer wäre… Neestrup. Justgroovy hat ihn treffend als "dänischen Nagelsmann" beschrieben – klare Philosophie, internationale Erfolge, junge, entwicklungsfähige Ansätze. Unter allen genannten Namen wäre er derjenige, der am ehesten Begeisterung entfachen könnte und für den ich in einen "Jubelsturm" ausbrechen würde. Einer, bei dem man das Gefühl hätte: Hier entsteht etwas.
Diesen Kicker muss RBL unbedingt holen… Schwierig – ohne Trainer und ohne internationales Geschäft sind unsere Karten schlecht. Bellingham wäre ein Traum gewesen, aber mit Banzuzi hat Schäfer hier immerhin schon mal einen guten Transfer vorbereitet. Offensiv braucht es dringend Verstärkung. Mbangula wäre mein Favorit unter den kolportierten Namen – doch der zieht wohl Leverkusen vor.
Am wichtigsten für den Neuanfang ist… Eine schnelle Entscheidung beim Trainer ohne die Vergangenheit und den RBL Fußball rangnickscher Prägung zu sehr zu verklären. Rangnicks Vermächtnis waren Krösche und Nagelsmann – er hatte alles vorbereitet, um den nächsten Schritt zu gehen, dieser Maßgabe sollte man folgen und sich nicht der schönen aber hier hinderlichen Mär der ersten unbeschwerten Saison hingeben. Leipzig muss bereit sein, in den Trainer zu investieren – das ist das zentrale Puzzlestück für die neue Saison.
Die Entwicklung beim Frauenteam war… …nach gutem Start letztlich enttäuschend. Sieben sieglose Spiele zum Abschluss, darunter ein 0:3 gegen die schlechter platzierte SGS Essen, werfen Fragen auf. Der Umbruch steht bevor. In der Hinrunde schien man noch auf Kurs Liga-Etablierung, doch der Abstand zu den Top-Teams – Bayern, Wolfsburg, Frankfurt, Leverkusen – ist weiterhin deutlich spürbar.
Meine Erwartung an die nächste Spielzeit ist… Leider nicht so viel besser als letzte Saison. Aber noch ist vieles in der Schwebe. Es wird Abgänge geben, aber Schäfer und Co. Haben es jetzt in der Hand mit jungen Kickern und einem passenden Trainer die Stellschauben zu drehen. Mit Banzuzi ein Lichtblick, aber ansonsten herrscht Stillstand. Die Trainerfrage – Monate nach Roses Aus – ist immer noch nicht geklärt. Neestrup wäre Hoffnungsträger, aber Leipzig wirkt derzeit zögerlich, wo Entschlossenheit gefragt wäre. Während andere längst Fakten schaffen, verharrt RBL im Wartestand. Es ist an Schäfer und Co., das zu ändern.
Rumpelstilzchen
Xavi Simons – konnte dieser Spielzeit nicht seinen Stempel aufdrücken.
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RB LEIPZIG – WOHIN FÜHRT DEIN WEG?

Leipzig - (03.06.2025) RB Leipzig am Scheideweg. In der nächsten Saison ist unser Verein international nicht mehr vertreten. Der Trainer wurde entlassen, die Interimslösung klappte nicht und der Spielerkader soll vollumfänglich umgekrempelt werden, da ihm die Qualität abgesprochen wird. Ebenso ist die Trainersuche bisher noch nicht geglückt und übergreifend auch keine neue Spielphilosophie installiert, an der man den zukünftigen Kader ausrichten will. Die Zeit verrinnt und die Frage stellt sich, wie es zu so einer sportlichen Situation kommen konnte und wie sich die Zukunftsaussichten darstellen.


Was bisher geschah: Powerfußball und z.B. ein Timo Werner on fire, der vom eigenen Strafraum Richtung gegnerisches Tor sprintete bis zum erfolgreichen Torabschluss. Und es gab ein Team, welches starken Pressingfußball spielte, dessen Umschaltmomente immens gefährlich waren und mit viel Dynamik vorgetragen wurden. RB Leipzig und sein steiler Aufstieg. Eine kaum dagewesene Erfolgsgeschichte, insofern man RB-Leipzig-Fan ist. Aber auch der neutrale Zuschauer hatte seinen Spaß daran und sah, wie der FC Bayern einen neuen Konkurrenten in der Bundesliga bekam.
Dazu hatte Ralf Rangnick eine Konstanz in den noch jungen Leipziger Verein gebracht und als Sportdirektor kontinuierlich einen Kader zusammengestellt, der zielgerichtet eine feste Spielphilosophie verfolgte. Pressing, schnelles Umschaltspiel, schnelle Torabschlüsse, hoher Laufaufwand, Schnelligkeit, Zweikampfstärke, Dynamik, Mentalität, Ehrgeiz und Wille waren nur einige der Grundtugenden. Aufstieg um Aufstieg konnte erreicht werden sowie in der ersten Bundesligasaison sofort der Vizemeistertitel.
Jahrelange Konstanz und Erfolge gab es nur mit ihm: Ralf Rangnick.
Eine Weiterentwicklung fand danach unter Julian Nagelsmann statt, der dem Team viel Ballbesitz, mehr Technik und Spielkontrolle verinnerlichte und den Spielern mehr Know-how beibrachte, wie man sich mit dem Ball zusätzliche Lösungen bis zum Torabschluss erspielen kann. Der Kreativität waren dabei keine Grenzen gesetzt. Parallel hatte Sportdirektor Markus Krösche im Einklang mit Nagelsmann hierfür auch die notwendigen Transfers im Auge, die zukünftig auch zu dieser Spielphilosophie passten.
Alles, was danach passierte, war jedoch meist und mindestens 'ungeschickt' vom Verein, der sich fortan weiter als Bayern-Verfolger und die Meisterschaft vor Augen sah und stets die Champions League als Minimalziel ausgab. Dabei wurden Entscheidungen getroffen, die stets dem Kern der hiesigen Führungsetage entsprangen. Eine Entwicklung, die irgendwie keiner so recht wahrnehmen wollte. Ernst gemeinte Stimmen verhallten bzw. wurden gepflegt ignoriert. Dass Marco Rose und sein Trainerstab allein für die sportliche Talfahrt in dieser Saison verantwortlich sein sollen, daran glaubt kaum noch ein RB-Fan. Vielmehr setzen sich die negativen Puzzleteile der vergangenen Jahre Stück für Stück zusammen und ergeben ein Gesamtbild, warum nun auf einmal die Leipziger Rasenballer ohne internationalen Fußball dastehen.
Ständige Wechsel auf den Führungspositionen
Nach nur zwei Jahren unter Julian Nagelsmann gab Oliver Mintzlaff dem Werben von Bayern München und dem abwanderungswilligen Trainer nach und erfüllte diesem seinen Lebenstraum. Ebenso verkannte er die qualitativ hochwertige Arbeit von Markus Krösche, und es kam ebenso zu einer Vertragsauflösung – immer noch mit der Aussage, dass es stets weitere hochkarätige Sportdirektoren auf dem Markt gäbe und man einen von ihnen zeitnah verpflichten wolle. Anschließend blieb aber der wichtige Posten des Sportdirektors unbesetzt, und es übernahmen der kaufmännische Leiter Sport, Florian Scholz, und der Technische Direktor Christopher Vivell diesen Bereich.
Die #Krösche-Entlassung ist vor allem ein Sinnbild für das Versagen von Oliver #Mintzlaff. #RBLeipzig #SGEhttps://t.co/Y5Kt9nmWpc pic.twitter.com/uASwfEh9io
— LawnballVAR (@Lawnball_VAR) April 26, 2025
Markus Krösche und Julian Nagelsmann weg. Oliver Mintzlaff hatte seinen großen Anteil daran.
Was fortan folgte, war eine Farce und eine Vielzahl von falschen Entscheidungen in Sachen Trainerverpflichtungen und der (fehlenden) Besetzung des Sportdirektorenpostens. Wer dabei die Entscheidungshoheit stets zu sich heranzog, kann sich jeder denken. Mit der Verpflichtung von Jesse Marsch hatte man begonnen, den einst so erfolgreich etablierten Ballbesitzfußball mit spielerischen Lösungen zunichtezumachen – ein Experiment, das kläglich scheiterte. Parallel ließ man zudem Jahr für Jahr Leistungsträger ziehen bzw. verkaufte sie: Ibrahima Konaté, Dayot Upamecano, Marcel Sabitzer, Dominik Szoboszlai, Christopher Nkunku, Emil Forsberg, Dani Olmo, Konrad Laimer, Mohamed Simakan und Joško Gvardiol. Aber auch talentierte Profis, die sich dann an anderer Stelle weiterentwickelten, wie Alexander Sørloth, Ademola Lookman, Hee-chan Hwang, Justin Kluivert, Matheus Cunha und Lazar Samardžić. Insgesamt ein Aderlass, der nicht aufzufangen war. Und nicht vergessen sind im Gegenzug Statementtransfers und teure Verpflichtungen von z.B. André Silva und Timo Werner, die so gar nicht mehr ins Bild passten.
Wiederholte Abgänge potenzieller Leistungsträger wie Dani Olmo und Mohamed Simakan konnten nicht mehr aufgefangen werden.
Ja, RB Leipzig gilt (bzw. galt) als Talentschmiede mit der Devise, die jungen Profis hin zu Weltklassekickern auszubilden. Aber dies gelang nur in einer festen Struktur, die zielgerichtet auf eine Spielphilosophie ausgerichtet war und mit Trainer und Sportdirektor gemeinsam zusammengestellt und vorangetrieben wurde. Da aber der Sportdirektorposten nicht oder kaum besetzt war, dieser im Laufe der Zeit von Max Eberl über Rouven Schröder bis hin zu Marcel Schäfer und Sebastian Schuppan wechselte, und parallel die Trainerposten rotierten – von Jesse Marsch über Domenico Tedesco, Marco Rose und Zsolt Löw –, war fortan keinerlei einheitliche Linie mehr erkennbar. Stets wechselte mit dem Trainer auch die Spielphilosophie. Der eine ließ fuchsteufelswild aufspielen, während der Nachfolger eher für eine ruhige, sichere Spielweise bekannt war. Zuletzt gab es mit Marco Rose ein Mixmodell und somit wieder einen anderen Spielstil, der aber nur mit qualitativ hochwertigeren Spielern Erfolg hätte herbeibringen können.
Nach dieser ständigen Unruhe auf den Positionen der sportlichen Führungsetage, dem ständigen Wechsel auf den Trainerpositionen, den einhergehenden wechselnden Spielstilen und vor allem dem ständigen Aderlass von Führungs- und Unterschiedsspielern steht RB Leipzig nun am Ende der Saison 2024/25 nicht unbegründet auf Tabellenplatz 7 in der Bundesliga, sodass man erstmalig für die kommende Saison nicht mehr international vertreten ist. Auch ein Statement. Irgendwie fing man in der Führungsetage offenbar an, den eigenen Werbesprüchen zu glauben. Hinweise und Kritik wurde lächelnd abgebügelt. Alles in bester Ordnung und unter Kontrolle ...
Der Weg in eine ungewisse Zukunft
Marco Rose konnte bis zu einem gewissen Grad die vorherigen Mängel auffangen, holte vorerst den DFB-Pokal und den Supercup, bis aber auch er am Ende seines Zenits war und den Kader sowie seine Spielphilosophie nicht mehr im Einklang zu bringen vermochte. Die wohl zu späte Trainerentlassung und zuletzt nicht erfolgreiche Verpflichtung bzw. Interimslösung von Zsolt Löw waren letztendlich das i-Tüpfelchen der ebenso unwirksamen Entscheidungshoheit der sportlichen Führungsetage, wie schon die Jahre davor. Dass jetzt das Intermezzo in Sachen Trainerneuverpflichtung und Spielereinkäufe stagniert und vorerst die 1A oder A++ Trainerlösung mit Cesc Fàbregas sich als schwer umsetzbar ergibt, ist die Folge dessen, auf dessen Pfad man sich schon seit Längerem begeben hat. Allein die Gedanken oder Gerüchte um eine Verpflichtung von David Selke als Spieler oder Ole Werner als Traineralternative, sind nicht gerade die Zeichen, die für internationalen Fußball stehen und die man von RB Leipzig eigentlich erwartet.
So wie einst mit Emil Forsberg unter Max Eberl nicht mehr geplant wurde, dürfen nun auch Yussuf Poulsen, Kevin Kampl, Peter Gulacsi, Lukas Klostermann und Willi Orban sich einen neuen Verein suchen (Quelle: Bild). Im Großen und Ganzen wird es real natürlich nicht so aufgetragen, sondern eher, dass die alteingesessenen Spieler nicht mehr unantastbar sind. Aber der Umgang mit alten Führungsspielern, die einst erfolgreich für den Verein auftraten, lässt doch irgendwie einen faden Beigeschmack übrig, zumal noch ein Willi Orban und Peter Gulacsi zu den besten Spielern in der vergangenen Saison gehörten, sowie ein Yussuf Poulsen, der wie Emil Forsberg noch entscheidende Tore und offensive Impulse setzen konnte.
Kapitän Willi #Orban mit dem DANKE an EUCH #RBLFans nach dem gestrigen Spiel.
— RB Leipzig (@RBLeipzig) May 18, 2025
Danke für euren unermüdlichen Support über die gesamte Saison hinweg!
"Wir sind RB Leipzig. Wir kommen wieder - mit Anlauf!" 🗣️ 🔴⚪️#EinmalLeipzigImmerLeipzig pic.twitter.com/andGeJi4g1
Auch ältere Spieler können noch überzeugen und gehen voran: Willi Orban
Natürlich belegen die "alten, erfahrenen" Spieler Kaderplätze und ein gewisses Budget, welches man in neue Spieler investieren könnte. Wir alle stehen nun vor einem sehr großen Umbruch, wenn nicht sogar dem größten in der Clubgeschichte. Ein neues Trainergespann muss gefunden und verpflichtet werden. Zudem wird es viele Neuverpflichtungen wie auch Spielerabgänge geben. Man darf gespannt sein, welcher Spielphilosophie man nachgehen möchte. Auf alle Fälle wird es dem neuen Trainergespann und dem Team positiv zugutekommen, sich wöchentlich vollumfänglich auf das einzige Bundesliga-Wochenendspiel vorbereiten zu können. Doppelbelastung und dadurch knappere Trainingszeiten "stören" nächste Saison deutlich weniger. Alle Beteiligten haben nun die "einzigartige" Gelegenheit, eine positive Entwicklung voranzutreiben und RB Leipzig wieder dorthin zu hieven, wo es einst einmal stand. Das ist die Chance, um etwas Positives aus der aktuellen Gemengelage ziehen zu können.
Die Gefahr ist aber sehr groß, dass Abgänge wie Benjamin Šeško oder auch ein Xavi Simons erneut qualitativ nicht aufgefangen werden können. Und wenn ein gestandener Dirigent wie Willi Orban im Abwehrzentrum keine Zukunft mehr im Verein hat, dann könnten auch seine Erfahrung sowie seine Kopfball- und Zweikampfstärke immens fehlen in der kommenden Saison. Man muss erst einmal solche Spieler finden, die solche Abgänge ersetzen, und es wird keine leichte Aufgabe sein, hochtalentierte junge Spieler davon zu überzeugen, in einem Team aufzutreten, das international keine Rolle mehr spielt. Einst waren es ein HSV oder auch Werder Bremen, wie auch Schalke 04 oder die TSG Hoffenheim, die oben auf agierten, aber dem Aderlass und der Abwärtsspirale nicht mehr entkommen konnten. Droht nun das gleiche Schicksal auch unserem Verein?
🚨 Understand Arsenal have started moving initial concrete talks for Benjamin Šeško deal.
— Fabrizio Romano (@FabrizioRomano) May 29, 2025
He’s always been high on recruitment team, management, Mikel Arteta list with attempts to get deal done rejected by Leipzig in May 2024 and January…
…now Šeško will leave. Arsenal on it. pic.twitter.com/UHXkPxoeb5
Der erste hochkarätige Abgang droht: Benjamin Šeško.
Die Geduld der Fans wird gefragt sein und vielleicht trennt sich auch auf dem Weg die Spreu vom Weizen, wenn mehr Eventfans dem Stadiontreiben in Zukunft fernbleiben. Pfiffe könnten weniger werden, und Demut sollte angebracht sein, denn derartiges könnte es zukünftig allen Beteiligten nur noch schwerer machen. Sportlich gesehen belegt RB Leipzig aus den letzten 25 Bundesligaspielen nur Rang 12 in der Tabelle. Ja, wir sind leider im Mittelmaß angekommen, und der aktuell zusammengestellte Kader hat seinen Anteil daran. Verletzungen wird es immer geben, die aber adäquat ersetzt werden sollten. Insgesamt ein Ritt auf der Rasierklinge, dessen nahbarer Abgrund stets sichtbar bleiben wird. Aber es könnte auch eine große Chance sein, etwas Neues, vielleicht wieder Einzigartiges aufzubauen. Die Hoffnung ist stets da, jedoch sollten die Vorschusslorbeeren nicht mehr so freigiebig bereitgestellt werden wie zuvor. Denn es braucht Zeit, viel Zeit, um diesen wohl großen Umbruch stemmen zu können.
Seit Februar soll es nun schon Gespräche gegeben haben zwischen RB Leipzigs Verantwortlichen Jürgen Klopp, Marcel Schäfer und Wunschkandidat Cesc Fàbregas, der mit Como überraschend Platz 10 in der Serie A erreichte. Viele Vereine wurden aufmerksam, was er dort aufbaute und als Trainer erfolgreich verwirklichte. Es erinnert an alte Zeiten unter Ralf Rangnick und Julian Nagelsmann. Mit Jürgen Klopp im Hintergrund hat man nun einen starken Motor auch in Sachen Trainerverpflichtung und Außendarstellung, so dass mit einer mündlichen Einigung mit Cesc Fàbregas ein großes Puzzlestein geglückt zu sein scheint. Aber Como hat eines RB Leipzig voraus. Sie bleiben standhaft. Selbst eine hohe Ablöse ist kein Argument mehr und sie wissen, was für sie alles auf dem Spiel steht, während RB Leipzig erfährt, dass man mit Geld nicht alles haben kann, was man möchte.
Gerüchte gehen um, sollte die Verpflichtung von Cesc Fàbregas nicht gelingen, eine Art Übergangssaison „durchzustehen“. Angeblich wurde im neuen Vertrag mit Como eine Gehaltserhöhung um das Doppelte festgelegt, wie auch eine Ausstiegsklausel/Ablösesumme. So würde sich schließlich für Como eine zwiespältige Gemengelage entwickeln, in der der Trainer höchstwahrscheinlich in die letzte Saison gehen würde und der eigentlich den Verein verlassen möchte. Es bleibt insgesamt ein spannendes Thema und die Trainerentscheidung bei RB Leipzig spitzt sich von Tag zu Tag zu. Mit ihr fällt ein sehr wichtiger Baustein. Vielleicht kann doch Jürgen Klopp beim Kräftemessen mit beiwohnen und seinen großen Einfluss kundtun, wie auch bei den anstehenden Transferentscheidungen für den neuen Kader.
Mit Cesc Fabregas ist man sich einig. Ein Deal ist trotzdem sehr unwahrscheinlich.
— Niklas (@gNiklas43) May 30, 2025
Die Alternativen sind Ole Werner, Alexander Blessin und ein ausländischer Kandidat. #RBLeipzig
[@philipphinze24, TU] pic.twitter.com/RmL0ZYfP0L
Hängepartie: Mit Cesc Fabregas fällt alles
Droht eine Übergangssaison? Wird es Cesc Fabregas, Ole Werner, Alexander Blessin, Raul, neuerdings Jacob Neestrup vom FC Kopenhagen oder gar eine Interimslösung? Was kann sich RB Leipzig leisten? Alles was nun passiert ist eine Aufgabe der Vereinsführung. Wird der Trainerstab darüber hinaus wieder schnell entlassen, wie einst unter Jesse Marsch? Oder wird, wie bei Domenico Tedesco, bei der ersten bzw. zweiten größeren Ergebniskrise oder bei einem unansehnlichen Fußball gleich wieder die Reißleine gezogen? Welche "realistischen" Ziele stellt sich der Verein im Bezug zum vorhandenen Kader?
Meist schafft es kaum noch ein Trainer, über zwei Jahre hinaus in einem Verein zu bleiben, wenn der angepriesene und hochgesteckte Erfolg ausbleibt. Es bleibt zu hoffen, dass in der Führungsetage realistisch reflektiert wird, welchen Weg man einschlagen und jahrelang kontinuierlich verfolgen will. Für einen Neuaufbau ist es strategisch wichtig, entsprechende Führungspositionen qualitativ zu besetzen. Gefragt sind Entscheider mit Format, Verantwortung und einer Vision für RB, statt lediglich Gehaltsempfänger. Und hier wird der zukünftige Trainer mit seiner Spielphilosophie ein tragendes Wort mitreden. Inwiefern dabei ein besseres Endergebnis als Platz 7 in der Bundesliga herausspringt, sei erst einmal dahingestellt. Wichtig wird es sein, einen Kader zu etablieren, mit dem man langfristig planen kann und der auch was kann. Konstanz auf allen Ebenen ist dabei immer wieder das Schlagwort. Die Daumen aus Fansicht sind jedenfalls gedrückt.
RBoligei
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