ERNEUTE STOLPERFAHR IN GLADBACH ODER GEHT DIE SIEGESSERIE WEITER?

Leipzig - (22.09.2023) „Telefon-Joker“ Xavi Simons hatte bis jetzt immer eine richtige Antwort parat. Man muss ihn nur anrufen, was zum Glück auch Max Eberl im Sommer getan hat. Von der Vergangenheit nicht geblendet, könnte er wieder mit Loïs Openda und Benjamin Šeško den Unterschied im Offensivspiel auf den Platz bringen. Gegen „Angstgegner“ M’gladbach wäre es (wie zuletzt bei Union Berlin) an der Zeit, nach drei Bundesligapleiten im Borussia-Park endlich mal wieder zu punkten. Mit einem Erfolg würde man ein dickes Ausrufezeichen setzen und sich oben in der Tabelle schon frühzeitig in der Saison etablieren.


Aufreger der Woche
Unsere Rasenballer schweben weiterhin auf der Erfolgswelle und konnten mit dem Auswärtssieg beim Champions League Auftakt in Bern den guten Lauf weiter fortsetzen. Nur drei Tage nach dem Augsburgsieg am vergangenen Wochenende fand man wiederum die richtigen Mittel das Spiel für sich zu entscheiden. Vor allem offensiv scheint man das Fehlen um Christopher Nkunku oder Dominik Szoboszlai kaum anzumerken, eben weil mit Loïs Openda, Xavi Simons und Benjamin Šeško wohl die Lücke vollends geschlossen werden konnte. Vielmehr bringen sie auch neue Impulse ins Spiel. Alles teils unbekannte Variablen, mit der die Gegner noch nicht klarkommen. 16 Tore in den ersten 5 Pflichtspielen, demnach 3 Tore in jedem Spiel. Da muss der Gegner erst einmal gleichziehen oder mehr Treffer erzielen, wenn unsere Rasenballer besiegt werden wollen.
Bemerkenswert auch die Tatsache, dass mit der Dreifachbelastung, der Länderspielpause und der fehlenden unmittelbaren Wettkampfvorbereitung kein zielführendes Training möglich ist, sodass die Spieler während des Pflichtspiels lernen und reagieren müssen, um am Ende des Spiels erfolgreich zu sein. Geschehen nun auch in der Halbzeitpause des Champions League-Spiels in Bern, als unsere Profis lautstark miteinander kommunizierten, um aus der dürftigen ersten Halbzeit (1:1) die richtigen Lehren ziehen zu können. Schließlich hatte man mit dem zweiten Durchgang wieder mehr Spielkontrolle erlangt, ist gemeinschaftlich etwas höher aufgerückt und konnte sich ausreichend neue Torchancen erarbeiten.
Dreh- und Angelpunkt ist weiterhin Xavi Simons, der ein wenig Lionel Messi gleicht. Er ist überall zu finden, leitet fast jeden torgefährlichen Angriff ein, trifft fast bei jedem Spiel und bereitet zudem Tore vor. Nicht zuletzt wird er auch oft als Man of the Match gefeiert. Bleibt zu hoffen, dass er die gesamte Saison fit sowie gesund bleibt und somit weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Saisonziele beisteuern kann.
Champions League #MOTM 🥇#YBRBL #UCL pic.twitter.com/7NwZ2laKcI
— RB Leipzig (@RBLeipzig) September 19, 2023
Die Ausgangslage
Zuletzt drei Bundesligasiege in Folge nach der anfänglichen Niederlage in Leverkusen und somit Platz Drei in der Tabelle. Eigentlich läuft der Saisonstart für Trainer Marco Rose sehr gut, nachdem die letzten zwei Spielzeiten unter seinen Vorgängern Jesse Marsch und Domenico Tedesco eher holprig waren. Dabei hat Marco Rose einen großen Kaderumbruch zu meistern.
Mit Christopher Nkunku, Joško Gvardiol, Dominik Szoboszlai, Konrad Laimer, Marcel Halstenberg und André Silva sind namhafte Abgänge zu verzeichnen. Dazu fehlen mit Amadou Haidara, Dani Olmo, Willi Orbán und Lukas Klostermann weitere Leistungsträger zuletzt verletzungs- und krankheitsbedingt. Wenn man bedenkt, dass zusätzlich ein formschwacher Timo Werner nicht oder kaum spielt und der wiedergenesene Péter Gulácsi nicht im Tor steht, sollte jedem Betrachter bewusst werden, dass der aktuell gute Saisonstart keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist.
Trainer Marco Rose zurück an seiner alten Wirkungsstätte. Ein herzlicher Empfang ist allerdings nicht zu erwarten.
Großen Anteil am guten Saisonstart hat dabei unsere neue Offensive, die mit Loïs Openda, Xavi Simons und Benjamin Šeško eine zuvor selten gesehene Effizienz im Torabschluss an den Tag legt. Es ist noch die jugendliche Unbekümmertheit und Zielstrebigkeit in den Aktionen dieser jungen Offensivtalente, die keine Zeit bei der Entscheidungsfindung in Tornähe verschwenden und einfach ihr Können abzurufen wissen. Wie zuvor gegen Union Berlin und dem FC Augsburg ruht wiederholt die Hoffnung, in der Offensive auch gegen M‘gladbach den Unterschied aufzeigen zu können.
Allerdings wird es beim Angstgegner Borussia Mönchengladbach alles andere als eine leichte Aufgabe werden, zumal das Champions League-Spiel unter der Woche Kraft gekostet haben dürfte. Schließlich gingen auch die letzten drei Auswärtsauftritte im Borussia-Park allesamt verloren. Es ist eine Wiederkehr für Marco Rose und Max Eberl an ihre alte Wirkungsstätte mit wohl wenig netter Begrüßung.
Im Borussia-Park gab es die letzten Male nichts zu holen – das soll sich dieses Mal ändern!
Der Gegner im Check:
Ähnlich wie bei uns haben auch die Gladbacher mit einem ungünstigen bzw. schweren Startprogramm in der Bundesliga zu kämpfen, dessen Aussagekraft bis einschließlich 6. Spieltag noch relativiert werden muss. Die beiden bisherigen Heimniederlagen stammen von den aktuell besten Bundesligateams Bayer Leverkusen und Bayern München, während man auswärts in Augsburg und Darmstadt jeweils einen Punkt holte. Da reiht sich das nächste Heimspiel gegen unsere Leipziger Rasenballer nahtlos in das schwere Auftaktprogramm mit ein und so hoffen die Gladbacher, im Laufe der Saison dann in den anderen Partien mehr punkten zu können. Diesbezüglich findet man sich mit nur zwei mageren Pünktchen aktuell auf Platz 14 in der Bundesligatabelle wieder.
Gleiche Parallelen gibt es auch bei der Umstellung im Kader. Mit Yann Sommer, Marcus Thuram, Jonas Hofmann, Lars Stindl und Ramy Bensebaini verließen namhafte Leistungsträger den Verein. Die Lücken versucht man u.a. mit Jordan (von Union Berlin) und Tomas Cvancara (Prag) zu schließen. Auch auf der Trainerposition handelte man und nahm den früheren Leverkusen-Trainer Gerardo Seoane zur neuen Saison unter Vertrag. Daher gilt in Gladbach ebenso das Motto, seinem neuen Trainerteam und dem sportlichen Umbruch Zeit einzuräumen, will man nicht gleich in Hektik verfallen und die Flinte ins Korn werfen.
Bisher spielte Gladbach-Coach Gerardo Seoane fast ausschließlich ein 4-2-3-1 System, wie sein Trainerkollege Marco Rose auf Leipziger Seite. Nur gegen Bayer Leverkusen entschied man sich für eine Dreier-/Fünferkette und hatte dabei überhaupt keinen Zugriff aufs Spielgeschehen. Ähnlich wie Yussuf Poulsen steht auf Gladbacher Seite mit Tomáš Čvančara ein 1,90 Meter großer Stürmer als Zielspieler parat, der Bälle festmachen, verteilen oder auch erfolgreich abschließen kann. Mit aktuell drei Treffern und einer Torvorbereitung ist er bester Gladbacher Torschütze. Allerdings plagt Tomáš Čvančara eine schwere Quetschung im Oberschenkel, die er sich im letzten Punktspiel in Darmstadt zuzog. Insgesamt kommt mit RB Leipzig eigentlich ein Lieblingsgegner und hofft, endlich den ersten Dreier in dieser Saison einfahren zu können.
#Seoane: Manu #Koné hat ebenso wie Chris #Kramer in dieser Woche wieder voll mittrainiert. Ich denke, dass beide Spieler am Wochenende zur Verfügung stehen werden. Nichtsdestotrotz fehlt ihnen die Spielpraxis. Diese müssen sie zurückerlangen. #BMGRBL pic.twitter.com/Vm7b2XUzgt
— Borussia (@borussia) September 21, 2023
Orientieren wird sich Gladbach-Coach Gerardo Seoane dabei wohl an den letzten drei Heimauftritte der Fohlen gegen unsere Leipziger Rasenballer, die allesamt gewonnen werden konnten (1:0, 3:1, 3:0). Profitieren könnte man diesmal vom Leipziger Kräfteverschleiß, die am Dienstag schon im internationalen Wettbewerb antreten durften und zudem zweimal hintereinander auswärts den Reiseaufwand auf sich nehmen mussten. Eine unmittelbare Wettkampfvorbereitung ist auf Seite der Leipziger kaum möglich, im Gegensatz zu den Gladbachern, die sich gezielt nur auf dieses Bundesligamatch eine Woche lang vorbereiten konnten.
Insgesamt waren alle vier Bundesligaspiele der Gladbacher geprägt durch Hoch und Tiefs, indem die Tiefs noch die Oberhand haben. Mit dem Punktgewinn in Darmstadt war man Nutznießer einer Roten Karte und konnte somit noch einen 0:3-Pausenrückstand in Überzahl zu einem 3:3 drehen. Aber kadertechnisch fehlen Trainer Seoane gewisse Qualitäten, wie besondere individuelle Fähigkeiten, um auch mal im Eins-gegen-Eins bessere Lösungen und Erfolge aufzeigen zu können. So fehlt ihn u.a. Stammtorhüter Jonas Omlin für einige Monate, nachdem er an der Schulter operiert werden musste. Auch Top-Talent Manu Koné und Christoph Kramer waren zuletzt noch nicht einsatzfähig und wurden vor einer Woche ins Mannschaftstraining teilintegriert. Sie könnten vielleicht eine neue Kaderoption werden für die Gladbacher.
Trotzdem will man mit den Fans im Rücken nun endlich auch daheim punkten und hofft dabei auf den einen oder anderen Fehler auf Leipziger Seite, begründet durch deren Kräfteverschleiß, auch in Bezug auf den Kaderengpass im Leipziger Defensivbereich.
Form von RB Leipzig:
Never change a winning team oder Zeit für Rotation? Trainer Marco Rose darf aktuell sein Team in höchsten Tönen loben, auch wenn nicht über die komplette Spielzeit die Spielkontrolle gehalten werden kann. Am Ende stand immer ein deutlicher Erfolg zu buche und etwaige Unzulänglichkeiten während des Spielverlaufs sollte man dem neu formierten Team natürlich noch einräumen. Schließlich beginnt jedes Spiel von Null und über einen gewissen Abnutzungskampf, indem man sich dem Gegner physisch sowie taktisch stellen, auf seine Stärken reagieren und dabei seine eigenen Fähigkeiten hervorbringen muss.
Marco #Rose: "Mir gefällt das schon seit ein paar Wochen, wie wir mit Widerständen umgehen.
— RB Leipzig (@RBLeipzig) September 19, 2023
Wir spielen ohne unseren Kapitän und ohne #Olmo.
Wir verteidigen unser Tor fleißig und zeigen unsere Qualität nach vorne.
Das hat etwas von einer Krieger-Mentalität.
Die letzten Siege… pic.twitter.com/hyZvidRgzt
Die Zeit zum Rotieren dürfte bald kommen, aber wohl erst im Pokalspiel gegen Wiesbaden eintreten. Solange die Kräfte noch vorhanden sind und auch der Erfolg für sich spricht, sollte man bei der Schwere der Aufgabe im Borussia-Park das zuletzt eingespielte und erfolgreiche Team von Beginn an weiter antreten lassen. Natürlich liebäugelt der ein oder andere Fan Benjamin Šeško mal von Beginn an zu bringen und dafür einen anderen Stürmer zu opfern, aber es ist aktuell ein Luxusproblem, indem auch ein Yussuf Poulsen zu überzeugen weiß. „Yussi“ hat gewisse dreckige Aufgaben, die er zu erledigen imstande ist und er macht seine Gegenspieler dabei auch müde.
„Kriegermentalität“ beweisen zu diesem Zeitpunkt eigentlich alle RB-Profis. Und sie laufen dabei zur Höchstform auf. Beispielhaft glänzt ein David Raum im Vergleich zur Vorsaison, sodass er schon fast wie ein Neuzugang gilt. Auch Kevin Kampl zeigt sich gerade in Bestform und Leader auf dem Platz. Benjamin Henrichs wurde nebenbei wieder zur Nationalmannschaft berufen und knüpft dort nahtlos an die gezeigten Leistungen im Leipziger Dress an. Allesamt Beispiele, die aufzeigen, dass die ergriffenen Maßnahmen von Trainer Marco Rose wirken und mit den Neuzugängen harmonieren können.
🅰 Torvorlage 🆚 Leverkusen
— RB Leipzig (@RBLeipzig) September 20, 2023
🅰 Torvorlage 🆚 Stuttgart
🎯 Treffer 🆚 Augsburg
🅰 Torvorlage 🆚 BSC Young Boys
💪 Stark, David #Raum! pic.twitter.com/S2BOcR5wbQ
Einziges Manko ist die kleine Kaderbreite im Abwehrbereich, in der sich kein weiterer Defensivspieler mehr verletzen sollte. Zwar sind mit Christopher Lenz und dem wiedergenesenen Lukas Klostermann zahlenmäßig noch zwei Abwehrakteure vorhanden. Den Ausfall eines Willi Orbán oder einen aktuell super aufspielenden Mohamed Simakan würde man trotzdem nicht adäquat ersetzen können. Letztgenannter tritt dabei selbst in die Fußstapfen von Willi Orban und wusste bisher in allen Spielen zu überzeugen, während sein Landsmann Castello Lukeba den Wurf ins kalte Wasser auch gut anzunehmen wusste.
Trotz der angehenden englischen Wochen und Dreifachbelastung ist unser Team gewappnet, auch in der Bundesliga die Spiele weiterhin für sich entscheiden zu können. Zu variabel bietet sich unser Offensivspiel dem Gegner, die den Qualitäten eines Xavi Simons, Loïs Openda oder Benjamin Šeško nicht vollends gewachsen sind. Gladbach war in der Vergangenheit selbst ein Ballbesitzteam und hatte mit Marcus Thuram zudem einen antrittsstarken, torgefährlichen Stoßstürmer. Nach den Abgängen und dem Qualitätsverlust sollten unsere Chancen diesmal besser stehen. Wie bei Union Berlin oder in Bern haben unsere Rasenballer bewiesen, dass sie auch auswärts in einem Hexenkessel bestehen können.
Die Hoffnung ist groß, dass wieder das wahre Offensivpotential abgerufen werden kann. Darin liegt die Stärke neben der Kompaktheit, als Team aufzutreten. Mit einem Sieg würde man den guten Saisonstart weiter krönen und sich schon frühzeitig in der Saison oben in der Tabelle festsetzen. Die Daumen sind gedrückt und mein Tipp lautet daher (wieder) 1:3 Auswärtssieg!
Was läuft wo?
Liveticker RB-Fans.de: https://rb-fans.de
Radio: http://bullenfunk.fm/
TV-Übertragung: Sky
RBoligei
Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20230922-vorbericht-gladbach.html
- 2023/24
- Auswärtsspiel
- Benjamin Šeško
- Borussia Mönchengladbach
- Bundesliga
- Englische Woche
- Hinrunde
- Ikoma-Loïs Openda
- Marco Rose
- Wiedersehen
- Xavi Simons
INTERVIEW FANVERBAND - FANARBEIT, ENTWICKLUNG FANSZENE UND NO-SHOW-RATE

Leipzig - (21.09.2023) Den Fanverband gibt es als Dachverband seit 2013 und als Verein seit 2017. Aber was macht eigentlich der Fanverband? Wie sieht der Fanverband die Entwicklung der Fanszene? Wir haben mit Sebastian und Holger vom Fanverband dazu befragt und viele spannende Antworten bekommen.


Themenschwerpunkt: Was macht eigentlich der Fanverband?
Jupp: Seit wann gibt es den Fanverband? Wie viele Fanklubs sind beim Fanverband engagiert? Was ist die Intention hinter dem Fanverband?
Holger: Die Gründungsidee war eine Interessenvertretung für Fans, als Gegengewicht zur nicht vorhandenen Vereinsmitgliedschaft bei RB zu etablieren. Ursprünglich wurde der Fanverband im Jahr 2013 als Dachverband für Fanklubs gegründet, inzwischen sind wir breiter aufgestellt, sodass wir möglichst alle Themen, die im Stadion anfallen, bearbeiten. Ziel ist es möglichst alle Fans im Stadion anzusprechen, wobei Mitglieder im Fanverband natürlich stärkeren Einfluss auf die Themen nehmen können.
Im Jahr 2017 wurde der Verein Fanverband Leipzig e. V. gegründet, alles davor war ein loserer Zusammenschluss, seit der Vereinsgründung gibt es eine klarere Struktur mit festen Arbeitsbereichen. Aktuell hat der Fanverband 30 Fanklubs als Mitglieder.
Tony: Wie ist die Struktur des Vereins?
Holger: Wir haben einen Vorstand mit 5 Personen, einen Beirat mit 3 Personen, eine Mitgliederversammlung, die mindestens einmal im Quartal tagt. Wir haben eine Kommunikationsstruktur für schnellere Antworten. Der Vorstand ist stärker für die Organisation der Veranstaltungen zuständig, im Beirat sind stärker die Arbeitsgruppen angelagert. Die Beiräte werden alle zwei Jahre gewählt, die Vorstände alle vier Jahre.
Tony: Was habt ihr für Arbeitsgruppen beim Fanverband?
Holger: Die AG Stadion war zum Beispiel bei der Gestaltung von Sektor B oder den Stehplätzen beteiligt. Es wurde nicht alles umgesetzt, wie es die AG wollte, aber die Ideen wurden berücksichtigt. Beispielsweise der Schriftzug über dem Block, die Blockregeln, wie sie jetzt seit dieser Saison vor den Treppen in Sektor B hängen, wurden wesentlich von der AG Stadion bearbeitet.
Die AG Stadionumfeld bringt sich beim Thema Stadionumfeld und allen Themen zur An- und Abreise bei den Spielen ein. Hier haben beispielsweise runde Tische mit der Stadt Leipzig und der LVB stattgefunden. Teile des Verkehrskonzepts "staufrei" der AG wurden bei der Teilsperrung der Jahnallee übernommen und weitere Maßnahmen sind in der Diskussion.
Wir haben noch eine AG Jugend mit Fahrten zu Auswärtsspielen für Jugendliche, hier fehlt es allerdings gerade an Manpower, um das richtig nach vorn zu bringen und der Verein hat eine extra Jugendfanbeauftragte eingestellt. Diese wird ab dieser Saison Angebote für Jugendliche deutlich ausbauen.
Die AG Frauen kümmert sich um das Thema sexualisierte Gewalt im Stadion. Es soll was passieren, aber man will nach außen auch nicht deutlich sagen, dass es im Stadion dieselben Probleme wie überall auf der Welt gibt. Dran ist man an dem Thema natürlich trotzdem.

Blockregeln an den Treppen vor Sektor B.
Jupp: Wie bewertet ihr das Thema Fanbetreuung zur neuen Saison?
Holger: Viele Dinge sind aus der damals präsenten Aktion "Wir müssen reden" entstanden. Heute muss man sagen, dass RB Leipzig auf dem Stand ist, wie wir es uns damals gewünscht haben, aber auch hier mit dem Gedanken zur Wiedervorlage. Wenn es mehr Fans gibt und viel mehr Gruppen, dann benötigt es natürlich auch mehr Fanbetreuer. Es gab Zeiten, da war die Fanbetreuung so schwach besetzt, da konnten Auswärtsspiele kaum abgedeckt werden und Fanbetreuer sind mitunter krank im Stadion für die Fans gewesen.
Mittlerweile sind die Fanbetreuer breit aufgestellt, sodass man weiß, wen man bei welchem Thema anruft. Das ist ein klarer Fortschritt.
Sebastian: Die Manpower ist zwar bei der Fanbetreuung da, aber das einzige, was nicht Schritt gehalten hat, ist die Digitalisierung der Fanbetreuung.
Jupp: Der Fanverband organisiert auch die Fankneipe Zwo9er an den Treppenstufen nach dem Einlass auf der Festwiese. Wie wird diese mittlerweile angenommen? Wird die Fankneipe auch außerhalb der Spieltage genutzt?
Holger: Der Fantreff Zwo9er ist wie eine eigene Arbeitsgruppe und weitgehend selbst organisiert. Unter anderem wird der Zwo9er auch für den Fanverbandsstammtisch genutzt. Wir wollen transparenter werden und wer Lust hat mit uns in Dialog zu treten, der soll gern hinkommen.
Für Fanklubfeiern wird der Zwo9er immer wieder gemietet, das geht einfach über die Website des Fanverbands.
An Spieltagen vor dem Spiel wurde die Fankneipe vor dem Umbau stärker angenommen, was auch logisch ist. Früher war der Eingang nach den Treppen, sodass man sich entspannt mit einem Bier aus dem Zwo9er angestellt hat. Jetzt ist vor dem Spiel der Andrang etwas geringer.
Sebastian: Als Instanz ist der Fantreff vor allem nach dem Spiel etabliert. Bis 2 Stunden nach Spielende ist der Fantreff offen, da dies alle ehrenamtlich machen. Mit den Becherspenden oder der Röhre an der Bar werden Choreos oder Fanaktionen mitfinanziert.
Jupp: Wie viele Personen sind im Fanverband aktiv in die tägliche Arbeit über alle Arbeitsgruppen oder den Zwo9er beteiligt?
Holger: Konstant regelmäßig aktiv, vielleicht ungefähr 30 Personen. Die Anzahl an Personen, die immer wieder mal was macht, ist deutlich mehr und dadurch natürlich auch wichtig.
Tony: Seid ihr als Fanverband für alle Fans im Stadion da?
Holger: Der Anspruch ist, für alle da zu sein. Die aktiven Fans im Fanverband sind sicherlich ein großes Sprachrohr und wir wollen versuchen eine Schnittmenge zu bilden, um auch Grabenkämpfe zu moderieren.
Sebastian: Der Vorteil ist, dass wir in alle Bereiche des Stadions bestmöglich vernetzt sind. Wenn man mit uns telefoniert, wird man spätestens mit dem zweiten Anruf eine Telefonnummer bekommen, mit der man reden will. Wir haben überall Kontakte und haben auch den Anspruch mit jedem sprechen oder reden zu können. Ohne das hochtrabend zu sagen, aber wir sehen uns schon auch als Korrektiv innerhalb der Fanszene. Wenn wir Strömungen sehen, die nicht in die richtige Richtung gehen, dann wird dies in die eine oder andere Richtung kommuniziert, ganz egal welche Gruppierung das ist.
Holger: Unser Ansinnen ist es, es geht nur zusammen. Keiner für sich allein kann in dem Stadion irgendwas reißen. Du brauchst jede einzelne Person, damit eine tolle Gemeinschaft entsteht. Dabei soll jede Person seine Art von Fußball im Stadion zu schauen/zu leben genießen können.
Jupp: Wie läuft bei euch beiden eigentlich ein Heim- und Auswärtsspiel ab? Geht ihr ganz normal ins Stadion?
Holger: Es kommt ganz darauf an, wie das vorherige Spiel lief. Beispielsweise wenn es einen Tumult zwischen zwei Gruppen gab, laden wir die einen Tag vor dem Spieltag ein, um das möglichst aus dem Stadion zu halten. Ansonsten bin ich ein bis zwei Stunden vor Einlass im Stadion drin, um sich mit dem Fanprojekt oder den Fanbetreuern auszutauschen und selbst anzukommen. Ab Einlass versuchen wir für jeden Zuschauer Ansprechpartner zu sein.
Sebastian: Bei Auswärtsspielen ist es mitunter schwieriger. Bei Heimspielen hat jeder seinen Platz im Stadion gefunden, bei Auswärtsspielen stehen teilweise Gruppierungen zusammen, wo es weniger Schnittmengen gibt. Bei meinem Spieltag ist nicht der Fokus auf einen abkippenden Sechser, ich kann eher einschätzen, ob es irgendwo kritischer im Block wird.
Wenn ein Fanzug stattfindet, hat man als Organisator eine gewisse Grundverantwortung. Das Ziel ist es, die Fans möglichst gut wieder nach Hause zu bekommen. Deswegen stellt man sich an neuralgischen Punkten hin.
Was man so halt beim ersten Sieg gegen Bayern macht 😏 pic.twitter.com/LOhMaGfmqG
— GordonShumway™ (@bumbumbastisch) May 20, 2023
Holger: Das Auswärtsspiel in München war tatsächlich ein Thema. Nun ist es der Münchner nicht gewöhnt, dass ihm kurz vor Saisonende jemand den eigentlich sicher geglaubten Titel streitig macht und dementsprechend war ihre Laune nach unserem Sieg. Deswegen haben wir Security dazu geholt und entsprechend strukturiert. Dazu haben wir deeskalierend auf eigene Fans eingewirkt, damit es nicht zu unnötigem Stress kommt.
Jupp: Letzte Saison gab es zwei Fanzüge nach Bremen und München, davor war das Pokalfinale mit einem weiteren Sonderzug. Dazu kommen internationale Auswärtsfahrten mit Anreise per Schiff, Bus und Flug. Wie schafft ihr das als Fanverband?
Holger: In dem man seine Freizeit dafür opfert. :) Man hat zusätzlich zur eigenen Arbeit dann noch einen 20-Stundenjob, um den Sonderzug nach 14 Tagen zum Rollen zu bringen. Neben der eigentlichen Organisation ist auch die Kommunikation mit Fans sehr wichtig für uns und natürlich auch zeitaufwendig, da wir jede Frage beantworten. Die Buchung ist mittlerweile sehr professionell über unseren Shop möglich. Beim Einchecken scannen wir dann nur die QR-Codes, das hilft sehr.
Jupp: Welche Neuerungen gibt es durch den Fanverband zur neuen Saison?
Sebastian: Wir bieten seit dieser Saison den angesprochenen Fanstammtisch an, der abseits von Social Media im Direktgespräch eine Austauschplattform sein soll.
❗Save the date:
— Fanverband Leipzig e. V. (@fanveRBand) September 15, 2023
25.09. Stammtisch im zwo9er, als Gast wird uns Lydia etwas über die Jugendarbeit bei RB berichten, danach offene Fragerunde
30.10. Stammtisch im zwo9er, wir berichten vom diesjährigen "Forum Club-Fan-Dialog", danach offene Fragerunde zu all euren Themen
Holger: Zudem wird es zu jedem nationalen Auswärtsspiel eine Busfahrt über den Fanverband geben. Früher wurden stärker Fanbusfahrten in den Fanklubs organisiert. Da dies teilweise gesunken ist, wollen wir dies auffangen und Fanbusse zu den nationalen und internationalen Auswärtsspielen anbieten. Wir wollen nicht in Konkurrenz zu den anderen Fanklubs treten, nehmen auch die gleichen Preise, aber mehr Fans zu Auswärtsfahrten animieren.
Tony: Wie gestaltet sich die Kommunikation zwischen Fanverband und Verantwortlichen von RB Leipzig?
Holger: Prinzipiell professionell. Wenn wir Themen haben, dann können wir den kurzen Kommunikationsweg gehen, beispielsweise beim Ticketing direkt den Leiter anrufen. Was mitunter fehlt, dass proaktiv vom Verein stärker kommuniziert wird. Also nicht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, sondern schon im Prozess selbst die Meinung des Fanverbands als Stellvertreter für Fans einzuholen. Wenn wir ein Anliegen haben, können wir jederzeit anrufen und wir wurden auch nie abgewiesen.
Sebastian: Sie nehmen aus ihrer Sicht gute Ideen gern auf und setzen sie auch um. Wenn es allerdings leicht kritischer wird, verzichten sie auch gern mal auf eine Kommunikation. Das Paradebeispiel ist die Preisgestaltung bei den Dauerkarten: Es ist klar, dass es Argumente für eine Preiserhöhung gibt, gleichzeitig ist es befremdlich, wenn man einen Tag vor Veröffentlichung der neuen Preise zum Termin geladen wird und nicht mal 24 Stunden später gibt es eine Veröffentlichung, dass gemeinsam mit dem Fanverband oder dem Club-Fan-Dialog eine Preiserhöhung beschlossen wurde. Hier würden wir uns wünschen, mehr einbezogen zu werden.
Jupp: Was haltet ihr vom neu eingeführten Club-Fan-Dialog? Ist diese zusätzliche Ebene ein Gewinn?
Holger: Wir haben es selbst mit angestoßen und waren auch bei der Lizenzfestlegung im Arbeitsforum der DFL involviert. Wir wollten es auf jeden Fall, auch wenn es vielleicht auch unsere eigene Stellung schmälert. Der Sinn liegt ja darin, dass die Fans mehr miteinander kommunizieren, insofern ist der Club-Fan-Dialog (CFD) ein Gewinn, auch weil es zusätzlich einen Fanrat gibt. Alle Fans im CFD bilden den Fanrat. Dieser redet immer vor jedem Club-Fan-Dialog miteinander, sodass Themen auch sortiert werden. Die letzte Club-Fan-Dialogs-Sitzung ging über vier Stunden und trotzdem wurden nicht alle Themen besprochen. Prinzipiell ist der CFD der richtige Weg und alle Protokolle von den Sitzungen können auch auf der Website von RB Leipzig eingesehen werden.
Themenschwerpunkt: No-Show-Rate
Jupp: Zur Bekämpfung der No-Show-Rate sind vom Verein bauliche Veränderungen in der Diskussion, damit man hinter den letzten Sitzreihen weniger sieht. Ist das für euch ein guter Lösungsansatz und spricht der Verein mit euch darüber?
Holger: Für die Sicht im Fernseher ist das sicher eine praktikable Lösung. Ob sich die Leute dann wohlfühlen im Stadion an ihrem Platz ist fraglich, weil die Leute dort oben auf dem Rang ihre Freunde treffen und reden können. Deshalb sollte man gegebenenfalls überlegen, die Platzvergabe neu zu sortieren, vielleicht auch eine Art „Freundesystem“ anzubieten. Im Gespräch mit dem Verein und dem Fanverband haben wir daher zunächst von baulichen Veränderungen abgeraten. Man sollte lieber in den technischen Bereichen nachbessern, um zu verhindern, dass Karten nicht genutzt werden oder in einschlägigen Portalen landen. Man müsste Anreize schaffen, damit die Fans auf ihrem Platz im Stadion Freude haben und die Fans, die eine Karte haben, auch nutzen.
Sebastian: Der Verein hat hier auch ein Problem unabsichtlich selbst geschaffen. Die Leute kaufen sich teilweise günstige „Kinderdauerkarten“ und können dann zu den Topspielen bestenfalls diese einfach aufwerten. Zudem kommen die stellenweise nicht vorhandenen Kontrollen. Somit hat man eine günstige „Anrechtsdauerkarte“, welche man bei Bedarf nutzt oder wegen 10 € halt nicht.
Die reale Auslastung ist seit Wochen unterirdisch. Das sind 30-32k. pic.twitter.com/WEYe3Mmc9I
— Aufziehvogel_LE (@Aufziehvogel_LE) April 29, 2023
Jupp: Wie seht ihr in diesem Zusammenhang die Maßnahme eine Mindestanzahl an Spielen besuchen zu müssen und / oder als Alternative eine Verpflichtung die Tickets in die Ticketbörse zustellen?
Sebastian: Grundsätzlich sollte eine Mindestanzahl an Spielen eingeführt werden. Der Verein würde hier wahrscheinlich auch gern die Dauerkartenpolitik der letzten Jahre zurückdrehen. Wie bereits angesprochen, würde eine Neusortierung der Dauerkartenplätze Sinn ergeben. Die Tickets, welche vor Spielbeginn in der Ticketbörse sind, sind meistens Lückenfüller. Es ist klar, dass diese Leute nicht wirklich Lust haben auf ihrem Platz zu sitzen oder im Stadion zu sein. Das betrifft vor allem einzelne Plätze so, dass Leute keine drei zusammenhängenden Tickets kaufen können und tricksen müssen. Daher der Grundsatz: Anreize schaffen und eine Neusortierung der Plätze, was wir gegenüber dem Verein angesprochen haben.
Tony: Es geht also bei der Thematik No-Show-Rate also weniger um das preisliche Segment, sondern um den Wohlfühlfaktor?
Holger: Es wäre tatsächlich interessant zu wissen, wie viele jetzt tatsächlich gekündigt haben. Hier gibt es unterschiedliche Angaben vom Verein. Allerdings haben auch einige gekündigt, weil es nach der Corona-Zeit nicht mehr das war, was es vielleicht vorher gewesen ist, sie andere Hobbys gefunden haben, etc.
Jupp: Es gibt seit einiger Zeit dieses Bundle-System. Heißt, man kauft einen Platz für drei Spiele, hat gegebenenfalls Bayern oder ähnliches drin, aber auch noch zwei Spiele, die einen nicht so interessieren. Könnt ihr euch damit anfreunden?
Sebastian: Aus betriebswirtschaftlicher Sicht eine Eins mit Sternchen. Aus unserer Erfahrung heraus weiß man, dass wir zu den anderen Spielen wieder ein deutlich leereres Stadion und die entsprechend schlechte mediale Rückmeldung haben werden, teilweise auch von den eigenen Fans, die auf den Social Media-Kanälen solche Angebote entsprechend negativ kommentieren.
Themenschwerpunkt: Entwicklung der Fanszene
Tony: Aufgrund des sportlichen Erfolgs der letzten Jahre ist natürlich auch die Zahl der Fans gewachsen. Ist die Mitmachquote im Fanverband der Mitglieder auch dahingehend gewachsen?
Holger: Es gab einen Sprung mit dem Aufstieg in die 1. Bundesliga, aber zwischenzeitlich ist das ganze abgeflacht. Wir haben vereinzelt Anfragen von Fanclubs, die OFC werden wollen und denken hier würde das Mitglied sein beim Fanverband etwas dazu beitragen. Grundsätzlich ist die Anfangseuphorie der ersten zwei Bundesliga-Jahre nicht mehr da. Man merkt es stellenweise auch bei den Fanclubs selber, dass sie Schwierigkeiten haben, die einzelnen Leute zum Mitgestalten zu motivieren. Auch sind die Erwartungen der Generation, welche dazu gekommen sind etwas hoch. Von der Idee des Kurven-Kodexes bis zu Verwirklichung hat es 5 Jahre gedauert. Man braucht hier einen langen Atem und wenn man das nicht weiß, schwindet sehr schnell die Motivation.
Tony: Habt ihr bezüglich des nun ausgehangenen Kurven-Kodexes eine Verbesserung hinsichtlich des Verhaltens im Block bemerkt?
Holger: Durch die Stehplätze ist schon etwas mehr Dynamik in Bezug auf die Mitmachquote entstanden. Es hängt auch allerdings viel vom Capo ab. Alle stimmen zwar dieselben Lieder an, man spürt aber die Generationsunterschiede schon stark. Da lassen sich ältere Fans von jüngeren Capos nicht vorschreiben, was man zu machen und zu lassen hat. Je mehr Grabenkämpfe drumherum, desto weniger funktioniert der Support.
Wir hatten vor einigen Jahren die gemeinsame Aktion mit der aktiven Fanszene zur 10 Jahres-Choreo. Da gab es absolut keine Probleme. Da haben sich unterschiedliche Generationen getroffen und gemeinsam diese Choreo gestaltet und umgesetzt. Teilweise haben sich die Fans dann auch wieder im Stadion gesehen und gegrüßt und verabredet. Wenn man sich kennt, ist das alles kein Problem. Hört man aber nur aus einer anderen Perspektive von der oder der Szene, mag man sie nicht. Daher müssen wir mehr daran arbeiten die unterschiedlichen Fanszenen zusammen zu bringen.
Tony: Gibt es denn die gemeinsamen Projekte noch?
Holger: Die Gestaltung des Stadionumfelds gibt es derzeit. Wir haben hier ein Testprojekt gestartet, allerdings hält die Farbe derzeit nicht. Wenn dies geklärt ist, wollen wir mit vielen Fans gemeinsam den Eingangsbereich gestalten. Mit Choreos ist es schwierig, für die Anfertigung braucht es eigentlich nicht viele Leute. Bei der 10 Jahres Choreo war es so, dass es vielmehr um den Zusammenhalts-Gedanken gegangen ist, statt um die Herstellung der Choreo an sich.

Hat die Fanszene zusammen gebracht – die 10 Jahres Stadion Choreo.
Jupp: Wie hat sich der Zusammenhalt grundsätzlich entwickelt? Ist er in den letzten Jahren mehr geworden oder weniger?
Holger: Wir waren auf einem guten Weg, durch Corona kam es allerdings zu einem Rückschritt. Es haben sich einige Fanclubs gespalten in dieser Extremsituation. Dazu kommt, dass man zu wenig für den Zusammenhalt macht. Beispielsweise der OFC-Weihnachtsmarkt sollte für alle da sein und nicht nur weil in einer OFC-Vereinbarung drin steht, dass man dieses exklusive Event hat. Wenn eine Veranstaltung sowieso so geplant ist, sollte es etwas weiter gefasst werden, um alle mit ins Boot zu holen.
Sebastian: Das Problem ist, dass viele Parteien denken sie wären der Nabel der Welt. Wenn wir jedoch wieder zu dem Punkt kommen, dass sich die einzelnen Gruppen bewusst werden, dass wir eine Gemeinschaft sind und sich auch zurücknehmen, dann kommen wir wieder weiter.
Jupp: Wie schafft man es als Fanszene wieder zusammen zuwachsen? Machen gemeinsame Choreos mehr Sinn?
Sebastian: Die Choreos müssen aus den einzelnen Fanclubs kommen. Wir können hier sicher unterstützen, aber letztlich muss das wachsen. Es wäre sinnvoll, nicht gleich das ganze Stadion mit einzubinden, sondern erst einmal im kleinen Rahmen zu testen. So könnte eine Choreo nur für den Block ausreichend sein oder gegen eine Mannschaft, die eh nicht so im Fokus steht. Es sollte sich ja ausprobiert werden und dann darf sich der Rest natürlich nicht darüber aufregen, wenn etwas mal nicht so funktioniert, wie es sollte. Dann sollte es so kommuniziert werden, dass sich Fanclub XY mal versucht hat. Nur so kommen wir weiter.
Themenschwerpunkt: Danke!
Jupp: Abschließend haben wir jetzt viel von euerer Arbeit im Fanverband erfahren. Mit was für Themen ihr euch beschäftigen müsst und was ihr koordiniert und gestaltet. Wann sagt ihr, dass sich eure ehrenamtliche Arbeit gelohnt hat?
Holger: Immer dann, wenn die Projekte abgeschlossen sind, auch die Teilschritte. Wie mit dem Beispiel des Kurven-Kodexes oder ähnlichem. Immer dann, wenn wir einen Schritt weiter gemacht haben. Auch ist es schön, wenn man zum Beispiel mit dem Sonderzug unterwegs ist. Klar hat man selbst Arbeit damit, aber man schaut in die glücklichen Gesichter, die sich über eine top organisierte Fahrt freuen dürfen.
Sebastian: Dazu kommen die Momente, die nicht unbedingt im Stadion zu sehen sind. Es ist ein Erfolg den Leuten vor und nach den Spielen zu helfen und ein offenes Ohr zu haben. Wir schauen die Spiele mittlerweile nicht mehr wirklich, aber wir sind da und unterstützen vor Ort und freuen uns den Fans mit unserer Arbeit ein schönes Erlebnis gegeben zu haben.
Vielen Dank an Holger und Sebastian für das offene und informative Gespräch. Wir freuen uns, dass der Fanverband solch eine Arbeit für uns Fans leistet.
Jupp & tony4arsenal
Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20230921-special-fanverband.html
- Aktive Fanszene
- Club-Fan-Dialog
- Fanszene
- Fanverband
- Fanverband Leipzig
- Interview
- No-Show-Rate
EIN AUFTAKT NACH MASS

Bern - (20.09.2023) Ein gelungener Start in die Champions League mit einem glänzend aufgelegten Gästeblock und drei Toren durch Simakan, Schlager und Šeško. Trotz kurzen Leipziger Schwächephasen in beiden Halbzeiten war es ein verdienter Sieg für den einzig wahren Rasenballsport.


Vor dem Spiel ist vor dem Spiel
Gegen Augsburg hatten die Rasenballer die zweite Halbzeit im Schongang gespielt und die Drei-Tore-Führung ein klein wenig zu sorglos nach Hause geschippert. In Anbetracht der Verletzungssorgen und den anstehenden Doppelspielwochen sowie der absolvierten Länderspielpause ein durchaus nachvollziehbarer Ansatz, der aber auch bei Rose keine Begeisterungsstürme entfachte.
Beim Champions League Auftakt in Bern hieß es mal wieder: never change a winning team! Noch ist Rose nicht zur Rotation gezwungen, die Beine sind frisch und daher der Bedarf an Belastungssteuerung gering. Einzige Veränderung war die Besetzung der Bank, wo Moriba fehlte, da er nicht im Champions League-Kader stand. Bei YB saßen Lustenberger und Topgoalgetter Nsame zum Start auf der Bank.
>>> zum Liveticker
Dreisatz des Spiels
Stark begonnen, dann zusehends nachgelassen und nach der Kabinenpredigt wieder das Heft des Handelns in die Hand genommen sowie am Ende noch ein wenig gezittert. Trotz eines überschaubar guten Schiedsrichters und den bekannten Ausfällen steckte RBL die Rückschläge des Spiels weg und fand wieder zu seiner Stärke. Wie aktuell üblich waren unsere Rasenballer schwer auszurechnen und sechs verschiedene Scorer konnten sich auf dem Scoreboard eintragen. Auch wenn die Defensive zeitweise etwas bröckelte, so standen am Ende lediglich drei Schweizer Abschlüsse auf Blaswichs Kasten. Bei Ballbesitz und Passeffizienz war jedoch Luft nach oben.

Keiner freut sich so schön wie Simakan!
Neu im Bullenstall
Immer wieder erstaunlich wie gut und schnell hier der Umbruch gemanagt wurde und die Mannschaft zu einem echten Team zusammengewachsen ist. Die Neuen machen Spaß und bringen ihre Qualitäten gut ein. Über allem schwebt ein spielfreudiger Xavi den die derzeitige Verantwortung nicht zu belasten scheint. Er haderte in Bern hauptsächlich mit dem Schiedsrichter und dies ggf. auch etwas zu sehr, was am Ende nur in noch mehr gegenteilige Entscheidungen zu münden schien. Ultimativ war er letztlich aber oft nur mit unfairen Mitteln zu stoppen.
Openda hatte zwar die meisten und größten Chancen, vergab aber seine Möglichkeiten, dennoch war er ein belebendes Element und ist aus gutem Grund derzeit gesetzt. Heißer Markenzeichenanwärter ist die Lösung von Situation durch schnelle Drehung um die eigene Achse.

Hier und da noch etwas wacklig, aber mit tollen Pässen!
Šeško war als Einwechsler erneut erfolgreich und sammelt Pluspunkte für einen sicher bald folgenden Startelfeinsatz. Dabei profitierte er aber auch von einem starken Henrichs, der in der Nachspielzeit die Entscheidung einleitete. Davor hatte der Slowene einige Ansätze und Möglichkeiten nicht konsequent zu Ende gespielt. Baumgartner in den letzten Minuten weniger auffällig, auch weil Bern nach dem 2:1 nochmal versuchte den Ausgleich zu erzielen. Während für Carvalho nur die Bank blieb, bekam Lenz ein paar Minuten kurz vor Spielende, was ihn derzeit auf eine Stufe mit Werner stellt – wer hätte das vor der Saison so prognostiziert.
Einige Augen dürften aber auf Lukeba geruht haben, der nach dem FCA die nächstgrößere Hürde als Bewährungsprobe meistern durfte. Sein Pass schickte in der 52. Xavi auf die Reise in den Strafraum, wo dieser dann beim Aufreger des Spiels zu Fall kam. Offensiv war das die Sahnehaube auf einem passtechnisch guten Spiel. Nicht ganz so gut war das Stellungsspiel Lukebas, bei dem er ein paar Unsicherheiten drin hatte.
Champions League #MOTM 🥇#YBRBL #UCL pic.twitter.com/7NwZ2laKcI
— RB Leipzig (@RBLeipzig) September 19, 2023
Man of the Match Trophäe wird zur Dauerleihgabe.
Die drei besten Kicker aus der schönsten Stadt der Welt
Kampl: Der Altmeister in seinem dritten Frühling. Irgendwie hat der Hunger auf Titel Kampl seit der letzten Rückrunde beflügelt. Nach Orbáns Ausfall zudem in der noch wichtigeren Rolle als Kapitän pirouettiert er nun weniger, auch wenn er dieses stilprägende Element immer noch, aber dafür zielführender einsetzt. Derzeit im zentralen Mittelfeld ein echter Leader mit guten Zweikampfwerten und starken Passquoten (meiste Keypässe mit Xavi). Er gab die Vorlage zum 2:1 ab, nach der Schlager viel Platz hatte den Hammer rauszuholen. Stark im Verbund mit dem Österreicher in der zweiten Hälfte, aber nicht ganz so gut im ersten Durchgang als RBL zeitweise der Zugriff fehlte.
Henrichs: Wie Kampl auch eine Überraschung, besonders was Stabilität, Zweikampfstärke und Offensivdrang anbelangt. Tolle Vorlage zum 3:1 und das nach mehr als 90 anstrengenden Minuten in den Beinen. Meiste Tacklings und meiste Zweikämpfe auf Leipziger Seite.
Xavi: Schon im Vorstellungsartikel hatten wir spekuliert, dass er vom Skillset am ehesten den scheidenden Nkunku ersetzen würde können und die Prognose stellt sich immer mehr als korrekt heraus. Dribbling, Spielfreude, für jeden Zweikampf zu haben und dabei das Auge für den Nebenmann. Auch ohne direkte Torbeteiligung war Xavi wieder einer der Leipziger Aktivposten, der die meisten Dribblings ansetzte, die meisten Zweikämpfe gewann und die meisten Pässe ins letzte Drittel spielte.

Keiner leidet so schön wie Xavi!
Luft nach oben
Richtig abgefallen ist kein Leipziger. In der Abwehr war Lukeba defensiv nicht immer sicher. Im Mittelfeld fehlte Forsberg etwas der Impact seiner Mitspieler und im Sturm hatte Openda etwa Pech am Schuh. Am Ende kann der verletzungsbedingt schmaler werdende Leipziger Kader aber auch solche Problemchen abfangen. Trifft eben Schlager mit dem Glücksschuss, macht Simakan den Standard, rettet Blaswich dir den Hintern oder wird am Ende doch noch der entscheidende Konter gesetzt. Das Spiel hatte seine möglichen Kippmomente aber derzeit schlägt das Pendel hier oft zu Leipzigs Gunsten aus. Auch weil es Eberl und Rose gelungen ist die Spitze auf breitee Schultern zu stellen, trotz der Topabgänge.
Tweet des Spiels
Leipzig international! 1650 Fans haben @RBLeipzig zum Start in die @ChampionsLeague 2023/2024 bei @BSC_YB begleitet. Einige davon machten sich beim Fanmarsch auf dem Weg aus der Innenstadt zum Stadion Wankdorf. pic.twitter.com/rdoKwteT3q
— LVZ Sport (@LVZSport) September 19, 2023
Schöner Fanmarsch durchs beschauliche Bern.
Champagner statt Bier – die Fans
Super Stimmung im Neubau des WM Finalstadions von 1954. Dort wo die Fans vor fast 70 Jahren Rahns Schuss aus dem Hintergrund bejubelten, war es dieses Mal Schlager, der die Weichen aus dem Rückraum auf Sieg stellte. Nicht ganz so historisch aber dennoch ebenso frenetisch gefeiert. Ein starkes Zeichen auch der Fanmarsch, der in kürzester Zeit volle Gästeblock und natürlich die Auswärtschoreo.
Die Gastgeber deutlich fairer als andere Vereine mit ähnlichen Vereinsfarben, auch wenn ein Hinweis auf eine Versuchte Red Bull-Übernahme die Runde machte. Hinter dem Schwyzerdütsch die übliche Heilsgeschichte von der Rettung in letzter Sekunde aus den Dosenklauen. Hätte es Red Bull bei allen die angeblich hätten übernommen werden sollten ernst gemeint, gäbe es in jeder Profiliga im DACH-Raum mindestens ein halbes Dutzend Vereine.
— RB Leipzig International (@Ravenhawk80) September 19, 2023
Beste Stimmung im Gästeblock.
Pfeife des Spiels
Ein Albtraum aus Albanien. Einige schwer zu verstehende Entscheidungen und ein Spiel ohne klare Linie. Leipziger wurden quasi Reihenweise für Belanglosigkeiten verwarnt (Kampl, Xavi, Forsberg) während die Hausherren sogar im Strafraum das Bein in den Laufweg ausfahren durften. Am Ende unwichtig, aber souverän und nachvollziehbar ist was anderes.

Besser in Leipzig der Strahlemann als in München als Trauerkloß!
Aufgefallen
1) Nur vier Leipziger Spieler mit über 100 Einsatzminuten sind in dieser frühen Phase der Saison noch ohne direkte Torbeteiligung (davon zwei Innenverteidiger). Diese Verteilung der Tore könnte ein Rekord bei RBL sein, der Leipzig extrem unberechenbar für die Gegner macht und zeigt, dass Eberl das Sommertransferfenster gut genutzt hat. Vieles sieht dabei zielführend und auf positive Weise schnörkellos aus. Der große Verlierer dieses Überangebots ist derzeit Werner, den Rose versucht behutsam wieder aufzubauen. Wenn es ihm gelingt die Spielfreude seiner Mitspieler aufzusaugen, wird es für ihn hoffentlich leichter zu alter Stärke zurückzufinden.
2) Sehr stark begonnen und dann nach gut einer Viertelstunde immer mehr nachgelassen. Die ersten fünf Minuten kickte die Offensive wie im Rausch, war Bern mit dem einen Gegentreffer gut bedient. Danach fehlte zusehends der Zugriff im Zentrum, wurden die Bälle immer leichter hergeschenkt und die Konter schlecht ausgespielt. Das änderte sich erst nach der Pause wieder. Was an sich eine sehr gute Reaktion auf schwächelnde Leistung im ersten Durchgang war. Aber wie gegen den FCA gilt: stärkere Teams bestrafen solche Phasen eher und da Leipzig momentan in diesem Mannschaftsteil die Alternativen fehlen, gilt es hier den größten Trainingsfokus zu setzen.
Die Blitzstartexperten.
3) Auch gegen Bern weniger Ballbesitz. Hier zeigt sich, dass RBL teilweise zu den älteren rangnickscheren Ansätzen zurückkehrt und weniger auf unergiebigen Ballbesitz setzt. Solange die Defensive das gut wegverteidigt sicher ein Ansatz, der eben auch zu den gewünschten Umschaltmomenten führen kann. Derzeit ist die Abwehr aber nicht immer sattelfest. Ballbesitz wird jetzt viel mehr phasenweise eingesetzt und ist nicht mehr reiner Selbstzweck.
4) Zwei Champions League Torpremieren konnten gefeiert werden. Šeško erzielte ohne großen Jubel seinen ersten Treffer in der Königsklasse und auch Schlager schlug beim Premierentreffer zu. Warum Šeško nicht feierte ist nicht bekannt, der Österreicher freute sich dafür umso mehr.
Xavi Simons lighting it up for Leipzig in his first weeks! pic.twitter.com/yLloOoz496
— Between The Posts (@BetweenThePosts) September 19, 2023
Kein U des Todes mehr in der Passmap.
5) Vor nicht ganz einem Jahr verletzte sich Gulácsi bei Roses ersten Champions League-Sieg gegen Celtic. Silva traf doppelt und nur vier Spieler der gestrigen Startelf standen auch damals von Beginn an auf dem Feld. Das verdeutlicht sehr schön, was für einen Umbruch Rose gerade managen muss.
6) Die Junioren gewannen unter den Interimstrainern Sebastian Heidinger und Marvin Compper ebenfalls ihren Auftakt mit 3:1 und sorgten so für den erst vierten Youth League Sieg im 25. Spiel. Erstmal wurde in diesem Wettbewerb ein Auftakt gewonnen.
Die Pressekonferenz nach dem Spiel.
Fazit & Ausblick
Leipzig surft weiter die Erfolgswelle und legt den erhofften Start in die Champions League-Saison hin. Der Auswärtsdreier immens wichtig, um das Ziel Achtelfinale zu erreichen. Mit City, die gegen Belgrad kurz wankten, teilt RBL sich nun den ersten Platz in der Gruppe.
Während die Offensive lediglich ein paar Tagesformprobleme haben kann und aktuell auch ohne Olmo recht gut geölt läuft, so gilt es für Rose die aktuellen Schwachstellen in den folgenden englischen Wochen im Blick zu halten. Eine gute halbe Stunde gab Bern den Ton an (ähnlich wie Augsburg in der zweiten Hälfte), da fehlte ein wenig die Struktur und wackelte die Defensive.
Besonders interessant könnte die geringe Rotation nun gegen Teams werden, die unter der Woche regulär trainieren können, wie beispielsweise Mönchengladbach oder Bochum.
xG map for Young Boys - RBL pic.twitter.com/pNn6pP7XAs
— Caley Graphics (@Caley_graphics) September 19, 2023
Eine klare Angelegenheit.
Kicker – Whoscored – Sofacore – RBL – UEFA – FotMob – fbref
Statistik
BSC Young Boys: Racioppi – Janko (69. Blum), Amenda, Camara (C), Benito – Niasse (85. Nsamé), Lauper (77. Males), Garcia (77. Persson), Ugrinic – Elia, Itten (70. Ganvoula)
Bank: Von Ballmoos, Marzino – Lakomy, Imeri, Chaiwa, Lustenberger, Monteiro
RB Leipzig: Blaswich – Henrichs, Simakan, Lukeba, Raum – Kampl (C), Schlager – Xavi (88. Werner), Forsberg (80. Baumgartner) – Poulsen (64. Šeško), Openda (88. Lenz)
Bank: Gulácsi – Seiwald, Carvalho, Köhler
Schiedsrichter: Enea Jorgji (Albanien)
Tore: 0:1 Simakan (3.), 1:1 Elia (33.), 1:2 Schlager (73.), 1:3 Šeško (90.+2)
Torschüsse: 8 / 21
Schüsse aufs Tor: 3 /9
expected Goals: 0,47 / 2,18
Passquote: 82% / 79%
Zweikampfquote: 40% / 60%
Ballbesitz: 55% / 45%
Laufleistung: 118,9 km / 118,6 km
Fouls: 12 / 13
Ecken: 3 / 7
Abseits: 3 / 3
Gelbe Karten: Benito (1), Blum (1), Lauper (1) / Kampl (1), Simons (1), Forsberg (1), Simakan (1)
Zuschauer: 31.500 (ca. 1.700 Leipziger)
Rumpelstilzchen
Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20230919-spielbericht-bern.html
- 2023/24
- Auswärtssieg
- Auswärtsspiel
- Benjamin Henrichs
- Bern
- BSC Young Boys
- Castello Lukeba
- Champions League
- Champions League Auftakt
- Doppelspielwoche
- Englische Woche
- Gruppenphase
- Hinrunde
- Kevin Kampl
- Xaver Schlager
- Xavi Simons
- Yussuf Poulsen
KUNSTSTÜCKE AUF KUNSTRASEN ZAUBERN

Leipzig - (18.09.2023) Ob Bern oder Belgrad – hauptsache Achtelfinale! Zum sechsten Mal startet Leipzig in das Abenteuer Champions League. Dieses Mal beginnt die Reise an historischer Stätte, im neuen Stadion Wankdorf in Bern, wo einst Deutschland erstmals Weltmeister wurde. Das Ziel ist klar: den Young Boys die erste Heimniederlage seit August 2022 beibringen.


Leipzig International
Die englischen Wochen halten Einzug beim Bundesligisten aus der Messestadt. Für viele Spieler war die Länderspielpause eben keine solche und nur drei Tage nach dem Heimsieg gegen den FC Augsburg startet man nun auch in Europas höchstem Wettbewerb. Am Dienstag um 18:45 Uhr erfolgt der Anstoß im Stadion Wankdorf in Bern. Der 3:0 Sieg vom Wochenende sollte dabei natürlich erst einmal wenig Grund zur Sorge geben, wenn da nicht die wenig eindrucksvolle zweite Hälfte gewesen wäre. RB scheint sich momentan etwas schwer zu tun 90 Minuten am Stück das Heft des Handels in der Hand zu behalten, doch mit den anstrengenden Länderspielen im Rücken und der Champoins League vor der Brust ein nachvollziehbarer Spielverlauf.
Wie immer zu empfehlen ist für die mitgereisten Fans der Fanguide von RB Leipzig International sowie der WhatsApp Broadcast und die WhatsApp-Gruppe. Noch wichtiger ist allerdings der angekündigte Fanmarsch vom Waisenhausplatz der gut 1.650 angekündigten Fans aus Leipzig, die damit den Gästeblock komplett füllen werden.
Alle zum Fanmarsch in Bern (Waisenhausplatz)!
— rasenballisten (@rasenballisten) September 14, 2023
(nun mit aktualisiertem Ort in Grafik) pic.twitter.com/d7VztKIEKs
Der Fanmarsch startet am Waisenhausplatz.
Form der Mannschaft
Mit zuletzt drei Siegen aus drei Spielen und 11:1 (!) Toren sollte doch größtenteils Euphorie vorherrschen bei Trainer, Mannschaft und den Fans sowieso. Ob eine starke Hälfte gegen Bern reicht, sei dahingestellt, doch wie in den vergangenen Jahren erwarte ich eine fokussierte, engagierte und leidenschaftliche Mannschaft in der Champions League. Die Abwehr wirkt auch ohne den Boss Willi einigerMAAßEN sicher, indem man gegen die Fuggerstädter wenig zuließ und sicher mit Ball wirkte, besonders Neuzugang Lukeba, der sich ein extra Lob vom Trainer plus Einsatzgarantie verdiente. Auch die anderen Mannschaftsteile machen in dieser Saison viel Lust auf mehr. Blaswich ist quasi in jedem Spiel mit einer Weltklasse-Parade zur Stelle und macht den Rückweg für Pete länger und schwieriger. Xavi verzaubert die Liga und lässt in Leipzig Namen wie Nkunku oder Szoboszlai deutlich schneller vergessen als erwartet. Unser nicht kleinzukriegendes dänisches Stehaufmännchen Yussuf Poulsen feierte am Wochenende 10-jähriges Jubiläum bei RBL und ist seit langem mal wieder in Topform. Der CL-Auftakt kommt daher genau zum richtigen Zeitpunkt... sollte man denken.

Neben den jungen Wilden sind auch die alten haudegen gefordert.
Verletzte und gesperrte Spieler
Egal ob Trainer, Spieler, Fans oder Verantwortliche, so richtig warm wird mit diesen Länderspielpausen gefühlt keiner. Gerade bei RBL ist momentan erkennbar, weshalb das so ist, da mit Kapitän Willi Orbán und Kreativzentrum Dani Olmo zwei sogenannte Achsenspieler verletzt aus ihren Nationalmannschaften zurückkehrten. Mit Lukas Klostermann (Magen-Darm-Infekt) und Christoph Baumgartner (fraglich), dem laut Rose „die Hüfte auf halb Acht“ hängt, fallen wohl zudem zwei weitere Spieler aus. Dazu kommen der schon länger verletzte Bitshiabu (Innenbandriss) und Haidara (Aufbautraining). Zudem sei bemerkt, dass Bitshiabu und Ilaix Moriba nicht im 22-Mann Kader für die Gruppenphase gemeldet sind.
Mögliche Aufstellung: Blaswich – Raum, Lukeba, Simakan, Henrichs – Kampl, Schlager – Xavi, Forsberg – Openda, Poulsen (Šeško)
Training auf dem künstlichen Geläuf.
Der Gegner im Check
Die Young Boys Bern und der Rasenballsport trafen noch nie zuvor aufeinander. In der Credit Suisse Super League spielt der amtierende Meister nicht zwingend in der Champions League Gruppenphase mit, sondern qualifiziert sich über die 3. K.-o.-Runde. In dieser schlugen die Young Boys den israelischen Meister Maccabi Haifa im zweiten Spiel (zu Hause) mit 3:0, nachdem man sich im Hinspiel 0:0 trennte. Den Meister-Titel der Alpennation holte die Mannschaft vom Schweizer Trainer Wicky Raphael mit beachtlichen 74 Punkten aus 36 Spielen, was einem Punkteschnitt von 2,05 entspricht. 16 Punkte Abstand hielt man nach dem letzten Spieltag auf den Zweitplatzierten Servette Genf und wurde, wie unser RBL, Pokalsieger. Der Double-Sieger ist also nicht zu unterschätzen, man erinnere sich an die Auftritte aus der Champions League Saison 21/22, in der man Manchester United mit CR7 zu Hause 2:1 besiegte und 1:1 im Rückspiel im Old Trafford spielte. Der Club ist zudem ein klassischer Ausbildungsverein. So hat man Fabian Rieder im Sommer für 15 Millionen Euro zu Stade Rennes ziehen lassen und Cedric Zesiger und Christian Fassnacht für insgesamt 8 Millionen zum VfL Wolfsburg und Norwich City verkauft. Noch bekannter sind allerdings die Trainer, die der Schweizer Meister hervorbringt. So haben mit Adi Hütter, Gerardo Seoane und David Wagner allein in den letzten fünf Jahren namhafte Fußballlehrer im Stadion Wankdorf an der Seitenlinie gestanden. Das bringt uns gleich zur bekanntesten und doch unspektakulären Besonderheit der Young Boys aus Bern. Das Geläuf im Finalstadion der WM 1954 (gutes Omen?) besteht nämlich seit geraumer Zeit aus Kunstrasen. Dies hat viele Vorteile, da ein standesgemäßer Rasen der starken Witterung plus Spielbetrieb im Winter kaum standhalten könnte. Durch die einfache Pflege trainieren die Profis auch im Stadion und es lassen sich leichter und schneller andere Events im Stadion organisieren. Doch was hat der künstliche Untergrund für Auswirkung auf das Spiel und für die Spieler von RBL? Das Spiel ist zunächst mal etwas schneller, dass der Plastik-Rasen weniger natürlichen Widerstand bietet. Aber der moderne Kunstrasen, ist dem natürlichen Rollrasen mittlerweile recht ähnlich, was Geschwindigkeit und Sprungverhalten des Balles angeht. Auch das Verletzungsrisiko ist nicht mehr so hoch, wie noch vor einigen Jahren. Zudem haben die Leipziger Kicker zum Teil selbst auf Kunstrasen Fußball spielen gelernt. Außerdem sollte ein schnelleres Spiel kein Problem für die Edeltechniker aus der Messestadt darstellen. Vorsicht ist trotzdem geboten, denn der amtierende Meister verlor letzte Saison nicht ein einziges vor heimischem Publikum.
Die PK vor dem Champions League Auftakt.
Player to watch
Jean-Pierre Nsame ist der Topstürmer der Young Boys. Der Top-Torjäger der abgelaufenen ist 30 Jahre alt und Rechtsfuß. 2019 und 20 wurde der Kameruner zum Topspieler der Liga gewählt. In seinen 1,88 Metern vereint er Physis und Abschlussstärke und Schnelligkeit. Ohne Orbán keine leichte Aufgabe für die beiden Innenverteidiger.
Mit Cedric Itten reiht sich mit dem nächsten Stürmer auch ein bekannterer Name aus der Bundesliga in die Liste ein. Der ehemalige Spieler von Greuther Fürth ist sogar 1,90 Meter groß und wird vor allem bei Flanken und Standards gefährlich. Hier heißt es wachsam sein.
Fabian Lustenberger ist vermutlich der bekannteste und mit 35 Jahren auch der älteste Spieler aus dem Kader des BSC Young Boys Bern. Der Routinier, der früher bei Hertha BSC in der Bundesliga aktiv war, hat schon einiges im Fußball erlebt (logisch bei 12 Jahren Hertha) und ist der Kapitän der Mannschaft. Unter anderem stand er bei vier Niederlagen gegen RBL im Kader, aber auch beim einzigen Hertha-Sieg über Leipzig.

Nsame ist ein echtes Kraftpaket.
Der Fantipp
Mit der derzeitigen Form dürfte eigentlich nichts anbrennen in der Schweiz. Nach kurzem Abtasten und Gewöhnung an die Umstände wird die Rose-Elf die Spielkontrolle übernehmen und nicht mehr hergeben, ehe ein sicheres Ergebnis auf der Anzeigetafel steht. Durch eine Standardsituation oder einen individuellen Fehler können die Eidgenossen noch einmal verkürzen, doch RB lässt wie in den letzten Wochen nichts mehr anbrennen. Tipp: 1:3 Auswärtssieg!
Michael
Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20230918-vorbericht-bern.html
- 2023/24
- Auswärtsspiel
- Bern
- BSC Young Boys
- Champions League
- Champions League Auftakt
- Gruppenphase
- Hinrunde
- Schweiz