NÄCHSTE BEGEGNUNG

3. Spieltag 1. Bundesliga
Samstag, 14.09.2024, 15:30 Uhr
Ort: Red Bull Arena Leipzig
RB Leipzig
1. FC Union Berlin
Spielplan RB Leipzig

1. LIGA QUICKTABELLE

1
1. FC Heidenheim
6
2
Bayern München
6
3
RB Leipzig
6
4
Borussia Dortmund
4
5
1. FC Union Berlin
4
6
Mönchengladbach
3
7
Wolfsburg
3
8
Bayer 04 Leverkusen
3
9
Eintracht Frankfurt
3
10
SC Freiburg
3
11
1899 Hoffenheim
3
12
1. FSV Mainz 05
2
13
Werder Bremen
2
14
VfB Stuttgart
1
15
FC Augsburg
1
16
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BENELUX-CONNECTION: VERMEEREN UND GEERTRUIDA VERSTÄRKEN RB LEIPZIG

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Leipzig - (08.09.2024) In den letzten Tagen des Transferfensters ist es den Verantwortlichen gelungen, noch zwei Neuzugänge für die laufende Saison an Land zu ziehen. Zum einen konnte das belgische Supertalent Arthur Vermeeren von Atlético Madrid für das zentrale Mittelfeld auf Leihbasis mit Kaufpflicht verpflichtet werden. Zum anderen wurde der Wunschspieler vieler RB-Fans und Kapitän von Feyenoord Rotterdam, Lutsharel Geertruida, als Ersatz für den nach Saudi-Arabien gewechselten Mo Simakan verpflichtet.

80 Kilometer

Die Städte Antwerpen und Rotterdam sind nicht nur durch ihre geografische Nähe verbunden, sondern auch durch ihre gemeinsame Fußballleidenschaft. Beide Städte haben eine lange Fußballtradition und haben zahlreiche Talente hervorgebracht. Mit Arthur Vermeeren und Lutsharel Geertruida stoßen nun zwei Spieler aus diesen fußballbegeisterten Städten zu RB Leipzig. 

Der in Rotterdam geborene Lutsharel Geertruida ist ein Produkt der Feyenoord-Jugendakademie. Seine Karriere begann er bei Overmaas Rotterdam, bevor er im Alter von 12 Jahren über Sparta Rotterdam zu Feyenoord wechselte. Bei Feyenoord entwickelte sich Geertruida zu einem vielseitigen Defensivspieler, der sowohl in der Innenverteidigung als auch auf der rechten Abwehrseite und im defensiven Mittelfeld überzeugen konnte. Seine Leistungen in der UEFA Youth League, in der er in sechs Spielen zwei Tore erzielte, unterstrichen sein Potenzial. Im Oktober 2017 krönte er seine Entwicklung mit seinem Profidebüt für Feyenoord im Alter von 17 Jahren. 

Der junge Belgier Arthur Vermeeren verfolgt einen ähnlichen Karriereweg wie sein neuer niederländischer Kollege Lutsharel Geertruida. Nach Stationen in verschiedenen Jugendmannschaften in seiner Heimat Antwerpen, darunter drei Jahre bei KV Mechelen, schloss er sich Royal Antwerpen an. Dort entwickelte er sich zu einem vielseitig einsetzbaren Feldspieler, der ähnlich wie Geertruida sowohl in der Defensive als auch im Mittelfeld zum Einsatz kam. Seine starken Leistungen in der Jugendmannschaft führten dazu, dass er in der Saison 2022/23 bereits mit der ersten Mannschaft trainierte und schließlich im Alter von 17 Jahren unter Mark van Bommel sein Debüt in der UEFA Conference League gab. 



No Luts, No Glory 

Nach seinem Debüt in der Saison 2017/2018 kam Geertruida in der darauffolgenden Spielzeit nur zu fünf Einsätzen in der Profimannschaft von Feyenoord Rotterdam. Erst in der Saison 2019/2020 konnte sich Geertruida endgültig in der Profimannschaft durchsetzen und auf der Rechtsverteidigerposition Spielminuten sammeln. In der folgenden Saison spielte sich Geertruida auf der rechten Verteidigerposition fest und erzielte im September 2020 gegen ADO Den Haag sein erstes Profitor. In der darauffolgenden Spielzeit war Geertruida ein fester Bestandteil der ersten Elf von Rotterdam und kam sowohl als rechter Verteidiger, Innenverteidiger als auch als Sechser zum Einsatz.

Die Saison 2022/2023 war wohl die bisher erfolgreichste für Geertruida. Zum einen konnte er in dieser Saison mit seiner Mannschaft den Meistertitel gewinnen und zum anderen feierte er im März 2023 sein Debüt in der niederländischen Nationalmannschaft. Die folgende Saison verlief für Geertruida nicht weniger erfolgreich. Scheiterte zu Beginn der Saison noch ein Wechsel nach Leipzig, konnte Geertruida im Laufe der Saison als Verteidiger 14 Scorerpunkte erzielen und, was vielleicht noch viel wichtiger für ihn ist, seinen Jugendverein regelmäßig als Kapitän aufs Feld führen. Eine Rolle, die für Geertruida zu Beginn seiner Profikarriere keineswegs vorgezeichnet war, da er aufgrund einer Sprachstörung, die ihn seit seinem vierten Lebensjahr begleitet, auf Interviews verzichtete. 



Antwerpen und Atletico

Im Gegensatz zu Geertruida konnte sich Vermeeren nach seinem Debüt relativ schnell in der ersten Mannschaft etablieren. In seiner ersten Saison absolvierte Vermeeren 34 Spiele und sorgte mit seinem Debüttor im Mai gegen Brügge in der Nachspielzeit nicht nur für ein persönliches Highlight, sondern auch dafür, dass Royal Antwerpen nach 66 Jahren wieder belgischer Meister wurde. Abgerundet wurde die Saison durch den Pokalsieg und die Qualifikation für die Champions League. 

In der folgenden Spielzeit war Vermeeren unumstrittener Stammspieler im Team von Mark van Bommel und absolvierte bis zu seinem Wechsel nach Madrid 32 Spiele für den belgischen Double-Gewinner. Unter anderem mit seinen Leistungen in der Champions League überzeugte Vermeeren so sehr, dass im Winter mehrere Teams um den belgischen Jungstar buhlten und sich schließlich Atlético Madrid das Supertalent von Royal Antwerpen für 18 Millionen Euro sichern konnte. Unter Diego Simeone kam Vermeeren in der Rückrunde allerdings nur zu fünf Einsätzen, was RB schließlich die Möglichkeit eröffnete, den jungen Belgier für die laufende Saison auf Leihbasis zu verpflichten.



Leadership und Flexibilität

Die beiden größten Stärken von Lutsharel Geertruida sind wohl seine Führungsqualitäten und seine Flexibilität.

Mit 23 Jahren wurde der junge Niederländer Kapitän von Feyenoord Rotterdam, und nachdem er zu Beginn seiner Karriere die Öffentlichkeit in Form der Presse gemieden hatte, spielte er am Ende seiner Zeit in Rotterdam nicht nur eine entscheidende Rolle im Team des heutigen Liverpool-Trainers Arne Slot, sondern auch in der Außendarstellung der Mannschaft. Auch bei den Fans von Feyenoord war Geertruida aufgrund seiner Art und seiner Vergangenheit als Jugendspieler von Feyenoord einer der beliebtesten Spieler. Auf den teilweise toxischen Social-Media-Plattformen ist es sehr schwer, ein schlechtes Wort von Feyenoord-Fans über Geertruida zu finden, was sein Standing unterstreicht.  



Neben seinen Führungsqualitäten ist Geertruidas andere große Stärke seine Flexibilität, die es ihm ermöglicht, auf verschiedenen Positionen zu spielen, ohne an Qualität einzubüßen. Für einen Trainer wie Marco Rose ist das natürlich ein Segen, denn so kann er Geertruida je nach Taktik oder Personalsituation bedenkenlos auf unterschiedlichen Positionen einsetzen. Eine Möglichkeit, die sich aus dieser Flexibilität ergibt, ist es, Geertruida ins zentrale Mittelfeld fallen zu lassen, wie es beispielsweise John Stones bei City macht, um dort Überzahlsituationen zu schaffen.

Im Spiel mit dem Ball zeichnet sich Geertruida einerseits durch ein gutes Raumgespür aus, wodurch er für seine Mitspieler sehr oft die beste Anspielstation ist, um sich aus Drucksituationen zu befreien, und andererseits durch eine sehr saubere Ballbehandlung, die ihn in Kombination mit seiner starken Physis zu einem sehr pressingresistenten Spieler macht. Im Passspiel ist Geertruida bei kurzen und mittellangen Pässen sehr stark (jeweils mindestens 98. Percentile), hat aber bei langen Pässen (Pässe über 25 Meter) noch Potenzial nach oben, da er hier nur relativ wenige Pässe zum Mitspieler bringt. Wenn Geertruida als RV eingesetzt wird, kann er auch immer wieder seine Qualitäten bei Hereingaben zeigen, wo er ein gutes Gespür dafür beweist, welcher Ball der richtige ist und wohin sich seine Mitspieler bewegen werden.

Gegen den Ball stellt sich Geertruida immer wieder als starke Konterabsicherung dar. Durch seine Kombination aus sehr guter Verteidigungstechnik, Schnelligkeit und Physis kann er viele Situationen entschärfen, bevor sie für sein Team wirklich gefährlich werden. Auch sonst präsentiert sich Geertruida als zuverlässiger Abwehrspieler, der weiß, welche Räume er zustellen muss und wann er gefordert ist. Schwächen hat er einerseits noch in der Luft, wo er mehr Duelle gewinnen muss. Ein gutes Vorbild kann hier Willi Orban sein, der bei ähnlicher Körpergröße einer der stärksten Kopfballspieler der Liga ist. Andererseits verhält sich Geertruida im letzten Drittel oft noch zu passiv, wo er teils zu lange wartet, bis er den Kontakt zum Gegner initiiert.



Der belgische Maestro 

Während Geertruida ein Spieler ist, der flexibel eingesetzt werden kann, ist Vermeerens stärkste Position recht eindeutig im zentralen Mittelfeld, wo er im besten Fall an der Seite eines defensivstarken Sechsers wie Xaver Schlager spielt, der es ihm ermöglicht, sich auf die Rolle als Spielgestalter hinter den Offensivspielern zu konzentrieren.

Wenn Vermeeren in diese Rolle schlüpfen kann, dann kann er seine beiden größten Stärken auf dem Platz am besten ausspielen. Das ist zum einen sein unglaublicher Fußball-IQ, der es ihm ermöglicht, ein Spiel unfassbar gut zu lesen und zu lenken, und zum anderen sein starkes Passspiel. Egal ob kurze, lange oder progressive Pässe, Vermeeren weiß, wann und wie er welchen Pass spielen muss. Ein Vergleich, der hier natürlich auch aufgrund der Nationalität auf der Hand liegt, ist Kevin de Bruyne, der zwar noch ein paar Stufen über Vermeeren steht, aber ähnlich wie Vermeeren mit seinem Fußball-IQ den Verlauf eines Spiels bestimmen kann. 



In Vermeerens Spiel mit dem Ball bilden natürlich seine beiden größten Stärken eine entscheidende Rolle, aber es sei auch erwähnt, dass Vermeeren ein Spieler ist, der sich unglaublich viel auf dem Feld bewegt, um anspielbar zu sein und Räume zu öffnen. Der Abschluss ist wohl noch eine der größten Schwächen des jungen Belgiers. Hier gelingt es ihm noch nicht, die Mischung aus Quantität und Qualität zu finden, die er beispielsweise im Passspiel hat. Auch muss Vermeeren noch versuchen gewisse Leichtsinnsfehler, wie vor dem 1:1 im Spiel von Royal Antwerpen gegen Porto, aus seinem Spiel zu bekommen. Das sollte aber ein Thema sein, was vor allem auch mit Erfahrung zusammenhängt und sich irgendwann von selbst erledigt.

Im Spiel gegen den Ball zeichnet er sich vor allem durch ein gutes und aggressives Pressing und sehr viel läuferischen Aufwand aus. Diese Kombination macht ihn insgesamt zu einem starken Balleroberer, da er entweder in die Passwege eindringen kann oder dann beim Gegner ist, wenn dieser den Ball noch nicht richtig verarbeiten konnte und so immer wieder Umschaltmomente einleiten kann. So ist es nicht verwunderlich, dass Vemeeren bei den Interceptions pro 90 Minuten zu den Top 5 Prozent der europäischen Topligen gehört. Verbessern muss er sich hingegen noch in Sachen Physis. Körperlich überlegene Gegenspieler können ihn oft noch zu leicht mit einem Push aus dem Spiel nehmen. Hier ist vor allem die Upper Body Strength ein Thema, an dem es zu arbeiten gilt. Und wie bei unseren anderen Sechsern und Achtern sind die Luftduelle ein Thema. Auch hier ist er durch seine Größe limitiert, sollte sich aber durch etwas mehr Physis zumindest im Rahmen seiner Möglichkeiten verbessern können. 



Zukunft und Gegenwart

Mit Geertruida und Vermeeren sind den Verantwortlichen um Rouven Schröder zwei Transfers gelungen, die sich wie Ouédraogo lang- und mittelfristig auszahlen können, aber auch Transfers, die hoffentlich kurzfristig Lücken im Kader schließen werden.

Bei Geertruida ist klar, dass er durch den Abgang von Simakan und die eher dünne Personaldecke in der Defensive sehr schnell viele Minuten sammeln wird. Ein Marco Rose, der eher zurückhaltend ist, wenn es um die Einsatzzeiten von Neuzugängen geht, wenn sie nicht Xavi heißen, wird bei Geertruida wahrscheinlich ziemlich schnell von diesem Kurs abweichen, was auch einfach an der Qualität von Geertruida liegen wird, die im Vergleich zu den aktuellen Spielern im Kader zumindest nicht abfallen wird. Die Position des Rechtsverteidigers dürfte recht schnell die des jungen Niederländers in der Leipziger Startelf werden.

Vermeeren wird es in seiner Anfangszeit wohl ähnlich ergehen wie Nusa, was bedeutet, dass er zunächst über Jokereinsätze viele Minuten sammeln wird. Das kann sich aber mit zunehmender Spielpraxis schnell ändern. Aktuell dürfte Haidara im Zentrum vorerst verdient gesetzt sein, was für den jungen Belgier bedeutet, dass seine Hauptkonkurrenten Nici Seiwald, bei dem man zwar positive Ansätze sieht, der aber noch auf den endgültigen Durchbruch wartet, und Kampl, der zwar immer wieder Hochs wie gegen Leverkusen hat, sich aber insgesamt eher in Richtung eines wertvollen Führungsspielers außerhalb des Platzes entwickelt, sind.

Die Integration in Leipzig und die Mannschaft sollte den beiden insgesamt leicht fallen. Mit Xavi spielt einer von Geertruidas besten Kumpels im Team und Vermeeren hat mit Openda und Vandevoordt zwei belgische Landsleute, bei denen er ebenfalls schnell Anschluss finden sollte. Insgesamt ist der Block der Benelux-Spieler mittlerweile sogar der größte im Kader und lässt erahnen, wie die Transferstrategie von Schröder und Schäfer aussieht.

Welkom in Leipzig Lutsharel en Arthur!

gNiklas

Quellen:

ESPN, FBref, Transfermarkt.de, Youtube 


Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20240908-transfer-vermeeren_geertruida.html

  • Arthur Vermeeren
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LEIPZIG SCHLÄGT DIE UNSCHLAGBAREN!

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Leverkusen - (01.09.2024) Allen Widrigkeiten zum Trotz! Boniface tritt Haidara runter, Rose fliegt vom Platz, Leverkusen brennt ein 26 Torschüsse-Feuerwerk ab und geht 2:0 in Führung – trotzdem kontert Leipzig eiskalt, macht 3 von 4 Schüssen aufs Tor rein und geht als erster Bundesligist seit 35 Spielen gegen Leverkusen als Sieger vom Platz! Ein punktetechnisch perfekter Saisonstart!

Vor dem Spiel ist vor dem Spiel

Aufregende letzte Tage des Transferfenster liegen hinter RB Leipzig. Mit Arthur Vermeeren und Lutsharel Geertruida konnten zwei vielversprechende Neuzugänge vorgestellt werden, die wir uns in den nächsten Tagen natürlich nochmal genauer anschauen werden. Mit Mohamed Simakan verließ uns allerdings auch ein wichtiger Spieler. Er war letztlich nie absoluter Stammspieler, bekam jedoch trotzdem viele Einsatzminuten als Innen- und Außenverteidiger. Bei einer Ablösesumme von 45 Mio. € kann RB Leipzig nicht Nein sagen, wenn mit Geertruida ein Spieler ähnlicher Qualität zur Hälfte der Summe nach Leipzig kommt. Bezogen auf das Spiel in Leverkusen war das Fehlen von Simakan natürlich eine Schwächung, da Geertruida auch noch nicht im Kader stand. Dazu fehlte Kapitän und Abwehrchef Willi Orban rot-gesperrt. Bei insgesamt lediglich sieben Verteidigern im Kader zeigte sich gerade gestern, wie dünn die Personaldecke ist. Alle fünf verfügbaren Abwehrspieler standen durch die Fünferkette in der Startelf und mussten durchspielen.

Mood!


Die Startelf des Tages

Marco Rose versuchte das Leverkusener System zu spiegeln, um eine starke Mannorientierung herzustellen. Er agierte somit ebenfalls mit einer Dreier/Fünferkette. Für offensive Aktionen sollten vor allem Xavi, Openda und Sesko sorgen.

Dreierkette, aber kein Abwehspieler auf der Bank – gefährlich.


Der Dreisatz des Spiels

26:8 Schüsse, 10:4 Schüsse aufs Tor, 6:3 Großchancen, 18:2 Ecken, 62%:38% Ballbesitz und expected Goals von 3,42 / 1,39, aber 2:3 Tore. Diese Statistiken beschreiben am besten das Spiel und wie absurd Fußball mitunter ist. Leverkusen war mit und gegen den Ball überlegen, gefährlich bei Standards und trotzdem kann RB Leipzig einen großen Sieg feiern, weil Leverkusen gestern nicht abgezockt genug vor dem Tor war, während wir sehr konsequent unsere Chancen genutzt haben. Zur Wahrheit gehört hier aber auch, dass wir zwar nicht viele Chancen hatten, aber wenn wir vor dem Leverkusener Tor waren, brannte es lichterloh. In der ersten Halbzeit vergab Sesko noch eine hundertprozentige Torchance mit dem Kopf nach Flanke von Openda und wenn Sesko den Fuß beim Kopfball von Lukeba weglässt, dann fällt das 3:2 für unsere Jungs eher. 


Auch ohne Rose auf der Bank wechselte Zickler erst sehr spät.


Die drei besten Kicker aus der schönsten Stadt der Welt

Kampl: Man kann es nur wiederholen, schreibt nie die Säulen der vergangenen Jahren ab! Kevin Kampl war gestern der Taktgeber im Mittelfeld, der zudem beim ganz wichtigen 1:2-Anschluss den Weg in den Strafraum ging und mit dem Kopf einnetzte. Wie Kampl im Interview nach dem Spiel sagte, war das Eindringen in den Strafraum für die Sechser im Spiel Vorgabe vom Trainerteam, weil ja fünf Abwehrspieler abgesichert haben. 

Openda: Was Loïs gestern abgerissen hat, war ganz groß. Immer wieder Läufe in die Tiefe mit seinem Tempo und damit ein ständiger Gefahrenherd für die Leverkusener Abwehr. Seine Klasse im Abschluss und seiner wuchtigen Schusstechnik zeigte sich bei den Toren, auch wenn hier das nötige Quäntchen Glück dabei war. Beim ersten Tor tunnelt er Kovár und beim zweiten Tor tunnelt er Tapsoba, weshalb der Ball in der linken Ecke einschlug. 

Bitshiabu 2. Halbzeit: El Chadaille Bitshiabu stand das erste Mal überhaupt in der Startelf von RB Leipzig und das gegen Leverkusen als zentraler Abwehrspieler. In der 2. Halbzeit sorgte er als Turm mit 1,96 m für wichtige Klärungsaktionen. Er spielte aber auch 4 von 4 angekommene lange Pässe und mit einer Passquote von insgesamt 92% war er wichtig im Aufbau. Bei unserer dünnen Personaldecke in der Abwehr ist es ganz wichtig, dass Chad zum Faktor in dieser Saison wird. Das könnte gestern ein ganz wichtiger Schritt für ihn gewesen sein. 


Spitzenreiter und Meisterbezwinger!


Luft nach oben

Xavi: Sicherlich hat Xavi kein schlechtes Spiel gemacht, aber ausgehend von seinem eigentlichen Leistungsvermögen konnte er wie gegen Bochum noch nicht zeigen, was er drauf hat. Eine lange Saison und die EM danach mit kurzer Vorbereitung gehen offenbar auch an ihm nicht spurlos vorbei. Xavi wird wieder bessere Spiele für RBL machen und beim 3:2 war er an der Entstehung beteiligt.

Klostermann: Beim ersten Gegentor wehrt Lukas den Ball so in die Mitte ab, dass Frimpong diesen entspannt aufnehmen kann und dann das Tor macht. Auch wenn da sicherlich seine Mitspieler wacher sein müssen, kann er das besser lösen. Ansonsten solide Partie, aber nicht mehr. Kommt Orban nach seiner Sperre zurück und Geertruida in den Kader, wird er sich steigern müssen, wenn er permanent in die Startelf rutschen möchte.

1. Halbzeit Bitshiabu: Beim ersten Gegentor kann er Frimpong stellen, grätscht aber so schnell über den Platz, dass ihn Frimpong entspannt auswackeln kann. Beim zweiten Gegentor kann er den Ball klären, grätscht aber so, dass Terrier an den Ball kommt und danach das 2:0 entsteht. Die erste Halbzeit erinnerte etwas an die ersten Auftritte von Konaté und Upamecano. Gute Ansätze erkennbar, aber mehrere Fehler dabei. Positiv: Auch die Steigerung in Halbzeit zwei erinnerte an unsere beiden Topabwehrspieler.


Harte Lehrstunde zu Beginn für Bitshiabu aber mit gutem Ausgang.


Die Pfeiffe des Spiels

Matthias Jöllenbeck war der Schiedsrichter des Topspiels und geriet dabei früh ins Blickfeld. Victor Boniface war der Meinung, bei einer Ecke mit mehreren Spielern im Strafraum zu einem Fallrückzieher ansetzen zu müssen. Er traf Amadou Haidara mit voller Wucht am Kopf, der benommen liegen blieb und auf Nachfrage der Physios nicht sagen konnte, wie der Spielstand war. Amadou vom Platz zu nehmen und damit zu schützen, war die einzig richtige Entscheidung vom Trainerteam. Wie es da aber kein rot geben kann, ist unerklärlich. Wenn man im Strafraum zu so einem Fallrückzieher ansetzt, sollte man sicher sein, dass man keinen Spieler am Kopf treffen kann, denn so nimmt er eine Kopfverletzung eines Gegenspielers billigend in Kauf - beschwert sich dann auch noch. Trifft ein Spieler im Eishockey mit dem Schläger am Kopf, fliegt er vom Platz, trifft beim Handball ein Spieler den Torhüter vom Kreis am Kopf, fliegt er vom Platz. Und hier argumentiert Jöllenbeck noch, dass er den Spieler nicht kommen sieht. Klar ist das so, aber in einem voll besetzten Strafraum gehen Spieler bei einem hohen Ball mit Kopf hin und er musste damit rechnen, zieht aber trotzdem durch. Der Schutz der Spieler sollte immer oberste Priorität haben, hier gelb zu geben wird sowas weiterhin befördern, andere Sportarten sind hier weiter!

Eine der Szenen, die Leverkusen zuletzt auch immer in die Hände spielte, andere gehen für so etwas vom Platz!

Wenn man dann sieht, dass Marco Rose wegen Meckern in einer Szene gelb-rot bekommt, dann wird sehr schnell deutlich, dass die Verhältnismäßigkeit nicht passt. Ja, Rose sieht es ein, dass er da zu emotional war und hat sich entschuldigt, aber wenn das jetzt der Maßstab bei Trainern ist, dann wird es wohl noch viele Platzverweise geben.


Champagner statt Bier ... die Fans

1.000 Auswärtsfans in Leverkusen zum Topspiel am Samstagabend sind - wie in Essen mit 1.100 - durchaus enttäuschend. Mit Blick auf die bestehenden Konflikte, die zum Heimspiel gegen Bochum zuletzt sichtbar wurden, jedoch auch keine Überraschung. Die Distanz einiger Fans, die auswärts und zu Hause eigentlich immer dabei sind, ist zu RBL mitunter größer geworden und da lässt man eben gerade auswärts eher Spiele weg.

Die Fans im gestrigen Gästeblock erlebten jedoch einen unglaublichen Abend. Aus 0.2 ein 3:2 in Leverkusen gemacht, viel mehr geht emotional nicht. Entsprechend war auch die Stimmung im Gästeblock insbesondere in Halbzeit 2 richtig gut.




Aufgefallen

1) In der Meistersaison hat uns Leverkusen zweimal mit 3:2 besiegt, jetzt haben wir 3:2 gewonnen. Die einzig logische Schlussfolgerung kann also nur sein, dass wir diese Saison Meister werden. :)

Leverkusens dunkle Magie entzaubert.

2) Spaß beiseite, das war gestern in der 2. Halbzeit schon ziemlich groß, auch wenn da eine Menge Spielglück dabei war. An solchen Partien kann ein Team wachsen und vor allem einem Bitshiabu dürfte das gestern richtig gut getan haben. Dennoch sollten die offensichtlichen Probleme im gestrigen Spiel nicht negiert werden. Vor allem im Spiel mit dem Ball war Leverkusen klar überlegen und zeigte auch die Probleme in der Abwehr sehr deutlich auf. Die erste Halbzeit erinnerte an die Partie in Stuttgart, als uns das Team von Sebastian Hoeneß zeigte, wie ein Ballbesitzspiel funktionieren kann. Hier müssen wir die nächsten Schritte gehen, um auch gegen tiefstehende Teams erfolgreicher zu sein. Die Umschaltsituationen nach Ballgewinn mit unseren schnellen Stürmern waren gestern natürlich top und ganz entscheidend dafür, warum wir das Spiel gewinnen konnten.

Gegen Leverkusen waren mal andere im Fokus.

3) Zur Einordnung gehört allerdings auch, dass wir eine hohe Zahl an EM-Spielern im Kader haben, dazu war Lukeba noch bei Olympia und die US-Reise kam auch noch dazu. Die Vorbereitung mit dem gesamten Team war extrem kurz und mehrere Spieler sind noch nicht auf Topniveau. Im Pokal weiterzukommen und sechs Punkte gegen Bochum und Leverkusen zu holen, ist aber über der Erwartung. In den beiden Partien holten wir letzte Saison lediglich einen Punkt. Spieler wie Geertruida, Baumgartner, Vermeeren oder Elmas werden uns nach Verletzungen bzw. späten Wechseln definitiv noch verstärken und mit Blick auf den Spielplan kann da in den nächsten Wochen einiges entstehen. Wenn man dann einmal in den Flow reinkommt, kann das eine spannende Saison werden.....

Mit diesem Angriff wird es bei RBL wohl nur selten wirklich langweilig...

4) Nusa in die Startelf? Wieder ließ Rose Neuzugang Nusa zunächst auf der Bank platznehmen und wieder kam Nusa rein und leitete mit seinem Assist den Sieg gegen den deutschen Meister ein. Auch wenn der junge Norweger sich durchaus einen Platz in der Startelf verdient hätte, steckt ein genauer Plan hinter der Jokerrolle. Zum einen bleibt RB damit taktisch flexibler, da Nusa eher der Flügelspieler ist, der mit Tempo ins 1:1 gehen kann. Gleichzeitig haben die eigenen, aber auch die gegnerischen Spieler immer im Hinterkopf, dass Nusa noch von der Bank kommen kann. Dies schafft Selbstbewusstsein in der eigenen Mannschaft und erzwingt Fehler beim Gegner.


Fazit

Sechs Punkte nach zwei Spielen, mehr geht nicht, und das nach dieser Vorbereitung. Wir waren das erste Bundesligateam, welches Leverkusen nach 35 Partien schlagen konnte. Ein absoluter Statement-Sieg, der hoffentlich in den nächsten Wochen gegen Teams die man weiter unten in der Tabelle erwartet, veredelt wird. Aber Vorsicht, es wäre nicht das erste Mal, dass wir gegen Teams wie Augsburg oder Union wichtige Punkte liegen lassen. Gehen wir es gemeinsam an!


KickerWhoscoredSofacoreRBLBundesligaFotMobunderstatfbrefPK

 

Statistik
Bayer 04 Leverkusen: Kovar – Tapsoba (86. Arthur), Tah (C), Hincapié – Frimpong (77. Tella), Garcia, Xhaka, Grimaldo – Terrier (71. Adli), Wirtz – Boniface (77. Schick)
Bank: Lomb – Mukiele, Belocian, Andrich
RB Leipzig: Gulácsi (C) – Henrichs (89. Vermeeren), Bitshiabu, Klostermann, Castello Jr., Raum – Kampl (89. Baumgartner), Haidara (15. Seiwald) – Šeško (67. Nusa), Openda (89. Poulsen), Xavi
Bank: Vandevoordt – Elmas, Silva, Gebel
Schiedsrichter: Dr. Matthias Jöllenbeck (Freiburg)
Tore: 1:0 Frimpong (39.), 2:0 Grimaldo (45.), 2:1 Kampl (45.+7), 2:2 Openda (57.), 2:3 Openda (80.)
Torschüsse: 26 / 8
Schüsse aufs Tor: 10 / 4
Großchancen: 6 / 3
expected Goals: 3,42 / 1,39
Laufstrecke: 115,59 km / 115,07 km
Sprints: 278 / 251
Passquote: 87% / 83%
Zweikampfquote: 51% / 49%
Ballbesitz: 62% / 38%
Fouls: 7 / 8
Ecken: 18 / 2
Abseits: 0 / 5
Gelbe Karten: Boniface (1), Frimpong (1), Tapsoba (1) / Klostermann (1)
Gelb-Rote Karten: Rose (26.) Meckern
Zuschauer: 29.615

 

Jupp


Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20240901-spielbericht-leverkusen.html

  • 1. Bundesliga
  • 2024/25
  • Amadou Haidara
  • Antonio Nusa
  • Bayer 04 Leverkusen
  • Benjamin Šeško
  • Hinrunde
  • Ikoma-Loïs Openda
  • Kevin Kampl
  • Leverkusen
  • Marco Rose
  • Spitzenreiter
  • Spitzenspiel

SCHWEISSTREIBENDE ANGELEGENHEIT - RB TROTZT DER HITZE GEGEN BOCHUM

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Leipzig - (25.08.2024) Bei 35 Grad und einem hoch anlaufendem Gegner kann man schon mal ins Schwitzen kommen. RB Leipzig siegt trotz Hitze mit 1:0 und feiert einen Sieg zum Saisonauftakt. Neben dem Spiel selbst standen jedoch auch einige Fanthemen im Vordergrund.

Ganz viel Rauch um den Saisonauftakt

Trotz sonnigem Wetter und lang ersehntem Heimspielauftakt verhält es sich mit der guten Stimmung im RB-Fanlager ähnlich wie mit den Bochumer Ultras. Will einfach nicht (auf-)kommen. Grund hierfür sind die anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen Verein und aktiver Fanszene. Es geht um Pyrotechnik, Choreos, Stadionverbote und Sticker in Stadt und Stadion. Die Aussagen von Wolter und Plenge kommen bei den Aktiven nicht gut an, die vor dem Spiel mit unterschiedlichen Plakaten in der Leipziger Innenstadt und vor dem Stadion darauf reagieren. Auch innerhalb der Fans scheint diese Thematik für Spaltung zu sorgen. Für die einen (und den Verein) ist RB der Familienverein, der auf Pyrotechnik verzichtet und einen anderen Weg als andere Vereine geht. Die anderen halten es mit dem Balkonultra und sehen solche Aktionen als Teil des Fußballs und des damit verbundenen Events.

Die Antwort der aktiven Fanszene.



Vor dem Spiel ist vor dem Spiel

Eigentlich hätte es für die Fans von RB nur Vorfreude vor dem heutigen Spiel geben sollen. Auch wenn noch nicht alle Kaderbaustellen behoben werden konnten, konnte man Superstar Xavi ein weiteres Jahr halten und mit Ouédraogo und Nusa hat man zwei talentierte junge Spieler geholt, wobei letzterer schon im Pokal zeigen konnte, dass er (noch) weiß, wo das Tor steht.

Anders sieht es bei den Gästen aus Bochum aus, die im Sommer ordentlich Personal ziehen lassen mussten. Besonders im Mittelfeld muss Trainer Peter Zeidler ordentlich umstellen. Deutschlandschreck Asano zog es ins 17. deutsche Bundesland, Osterhage nach Freiburg und Mittelfeldmotor und Kreativfaktor Kevin Stöger zu Borussia Mönchengladbach. Die erste Folge: Bochum scheidet in der ersten Runde des DFB-Pokals aus. Während RB die Champions League als erneutes Ziel ausgerufen hat, heißt es für Bochum ab Spieltag 1 Abstiegskampf.


Die 22 Mannen des Tages

Marco Rose mit nur einer personalen Änderung im Verhältnis zum Pokalspiel. Silbermedalliengewinner Lukeba kommt für Klostermann und soll die im Pokal unsichere rechte Abwehrseite stabilisieren. Simakan rückt wieder auf die Position des Rechtsverteidigers und Orbán übernimmt die rechte Innenverteidigerposition. Bochum startet mit Mittelfeldraute und Doppelspitze sehr mutig und offensiv.

Umstellung in der Verteidigung. Die Aufstellung von RB Leipzig


Der Dreisatz des Spiels

Bochum versucht RB mit RB-Fußball zu schlagen. Wie bei der Aufstellung zu erwarten, spielt man offensiv und Peter Zeidler zeigt, dass er aus der Rangnick und RB Schule kommt. In der ersten Halbzeit hat RB einiges zu tun, um dem gegnerischen Pressing zu entkommen. In vielen Fällen funktionierte dies gut, doch einige Male sorgten Ballverluste in der eigenen Hälfte oder im eigenen Angriff für gefährliche Situationen für Bochum, sodass Lukeba nach Fehler im Zusammenspiel mit Gulacsi kurz vor der Linie den Ball klären musste.

Der Umbruch kam mit Nusa, der nach nur 3:40 Minuten in seinem ersten Bundesligaspiel sein erstes Bundesligator erzielen durfte. Nach dem Tor war für lange Zeit die Luft raus aus dem Spiel, bis Willi Orbán in der 84. Minute einen Konter nur mit einem Foul beenden konnte und mit Rot vom Platz flog. Die Herztabletten mussten mal wieder rausgeholt werden und man erzitterte sich zum Schluss einen 1:0 Sieg zum Saisonauftakt gegen mutige Bochumer.

Nicht nur für die Spieler eine schweißtreibende Angelegenheit.


Die drei besten Kicker aus der schönsten Stadt der Welt

Haidara: Wie auch schon gegen Essen spielte Haidara zunächst auf der rechten 10 und ersetzte Dani Olmo gekonnt. Mit vielen schlauen Bällen verlagerte er häufig das Spiel auf die andere Seite oder suchte die Schnittstellen zur Offensive. Besonders mit Openda bildete Haidara bereits ein gutes Gespann und wusste den schnellen Belgier gut einzusetzen. Nach dem ersten Wechsel zog Rose Haidara zurück auf die 8er Position.

Lukeba: Nachdem der Silbermedalliengewinner gegen Essen noch auf der Bank Platz nehmen musste, zeigte er gegen Bochum seine gesamte Stärke. Defensiv bis auf das ungenaue Zuspiel auf Gulacsi ohne Fehler und offensiv mit guten Bällen in die Spitze. Zudem zeigt sich in ihm allmählich ein würdiger Nachfolger Orbáns hinsichtlich Kopfballaktionen im gegnerischen Strafraum. Auch seinen Fehler im Zusammenspiel mit Pete Gulacsi, bei welchem beide nicht sonderlich gut aussahen, konnte er mit einer starken Grätsche ausmerzen.

Nusa: So schnell und unspektakulär sein Wechsel in die Messestadt auch war, so spielte er heute wieder auf. Nach nur 3:40 Minuten auf dem Feld und gerade einmal zwei Ballkontakten, schoss er schon sein zweites Pflichtspieltor für RB Leipzig. Auch danach hatte er einige wichtige Ballgewinne und er zeigte mit seiner Schnelligkeit und seiner Technik, warum Schröder und Schäfer sich für ihn entschieden haben.


Luft nach oben

Hier seien zunächst zweidrittel unseres Offensivtrios zu nennen. Xavi und Sesko spielten beide kein gutes Spiel. Während Sesko blass und unsichtbar blieb, glänzte Xavi zu häufig mit einer unsauberen Ballbehandlung. Bei beiden ist es natürlich ein Meckern auf hohem Niveau, aber gerade deshalb muss man die Leistungen heute als schwach bezeichnen.
Die beste Aktion von Sesko im Spiel. Leider stand der RB-Stürmer deutlich im Abseits.

Kampl: Auffällig heute vor allem durch seine Drehungen, bei welchem selbst Antony neidisch wird und fehlendem Auge für die besser positionierten Mitspieler. Haidara winkte sich teilweise die Arme wund, während Kampl keine Ideen fand, um die stark pressenden Bochumer zu überspielen. Kampl kommt aus Solingen, seine Leistung muss man nach dem dortigen Anschlag auch unter diesem Aspekt bewerten. Wie er danach im Interview deutlich machte, konnte er in der Nacht kaum schlafen, was nur verständlich ist. Die fehlenden Alternativen durch die Verletzung von Schlager zeigen aber, dass hier noch ein Spieler kommen muss.

Gulacsi: Auch wenn es bei einem Spiel mit weißer Weste komisch klingt, zeigte Gulacsi mal wieder seine Schwächen mit dem Ball am Fuß. Seine langen Bälle, die eigentlich die hohe Angriffslinie überspielen sollten, landeten zu häufig im Aus oder direkt beim Gegner. Nicht nur einmal entstanden so gefährliche Situationen, die Bochum jedoch nicht nutzen konnte. Die Torwartfrage ist noch nicht geklärt und Vandevoordt kann sich weiterhin beweisen.


Die Pfeiffe des Spiels

Benjamin Brand war der Schiedsrichter des Auftaktspiels und blieb dabei gekonnt unauffällig. Die entscheidenden Situationen entschied er richtig und auch die Rote Karte gegen Orbán war korrekt. Seine Linie war den Spielern klar, was sich daran zeigte, dass es kaum Diskussionen zwischen Spielern und Schiedsrichtergespann gab. Auch der VAR blieb uns heute erspart.


Champanger statt Bier ... die Fans

In der Woche vor dem Spiel ging es kaum um sportliche Dinge in der Fanszene. Diskutiert wurde vor allem über die Verbote für die Aktive Fanszene nach der Pyro in Heidenheim und Frankfurt. Zum Spiel gegen Bochum sollte sich dies schon früh am Spieltag fortsetzen. Mehrere Plakate waren im Stadionumfeld mit klaren Botschaften zu sehen: "Haus- und Choreoverbote aufheben! Dialog jetzt", "Kommunikation statt Verbote & Sanktionen!", "Für immer unbequem, ihr brecht uns nie!", "Wir bleiben die Fans, die ihr nicht wollt!"


Im Stadion gab es vor dem Spiel die Ankündigung eines 10 minütigen Stimmungsboykotts und der Bereich um das Capo-Podest blieb leer. Bis auf ganz zaghafte Versuche Stimmung zu machen, blieb es aber tatsächlich sehr ruhig im Heimbereich. Die knapp 1.000 Bochumer Fans, hatten hier die Oberhand, obwohl die jetzt auch nicht laut waren. Dies änderte sich schlagartig nach 10 Minuten. Mit dem Gesang "Gegen alle Stadionverbote" kam die Aktive Fanszene zum Podest, hierbei waren auch einzelne Pfiffe vom Rest im Fanblock zu vernehmen. Danach ging es allerdings gemeinsam nach vorn und es war ein Support wie bei sonstigen Heimspielen zu vernehmen. 


Mit den Aktiven kam auch die Stimmung.


In der zweiten Halbzeit gab es noch zwei Banner im Block: "Während Linke über Nahost streiten, connecten Nazis via TikTok, Fight Occupation & Facism" sowie "Sachsen, aber normal, statt rechts und national, keine Stimme dem Faschismus". 


Leipzig bleibt stabil im Kampf gegen Rechts.


Während das zweite Banner im Sinne der Werte von RB Leipzig zu werten ist, stellt sich beim ersten Banner die Frage, was mit Fight Occupation genau gemeint ist, wenn vorher auf streitende Linke hingewiesen wird. Ob das extrem vielschichtige Thema Nahost mit einem Banner in einem Fußballstadion beschrieben werden kann, darf grundsätzlich bezweifelt werden. Genauso ist der Sinn zu hinterfragen, ob ein Fußballspiel der richtige Platz für so eine Botschaft ist. 

In Halbzeit 2 merkte man dann nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf den Rängen die Temperaturen. Hier konnte man gerade Fans in Sektor A verstehen, wenn sie sich woanders platziert haben oder etwas eher gegangen sind. Für die nächsten Spiele gibt es dann aber keine Ausreden!

Nach dem Spiel rief Marco Rose in der Fanthematik zum Dialog auf. Letztlich wurde auch heute klar sichtbar, es geht nur gemeinsam. Die ersten 10 Minuten waren von der Stimmung wirklich schlecht bis nicht vorhanden, allerdings braucht auch die Szene den Rest des Stadions. Schauen wir mal, ob Marco Rose wie in der Pressekonferenz angekündigt, zum Vermittler wird. Klar natürlich auch, eine lautstarke Unterstützung der Mannschaft und ein Zusammenhalt von Verantwortlichen, Team und Fans ist für sportlichen Erfolg ganz wichtig!


Rose mit starken Worten auf der Pressekonferenz


Aufgefallen

Vorbereitung ist schon wichtig: Obwohl es im Kader von RB kaum Veränderungen zur letzten Saison gibt, hat man heute stark gemerkt, dass fundamental wichtige Abläufe noch nicht zu 100% stimmen. Häufig landeten Bälle im Seitenaus oder beim Gegenspieler, da die Mitspieler nicht die gewünschten Wege liefen oder andere aberwitzige Ideen hatten. Dass die Passquote mit 82% recht hoch ist, liegt hier vielmehr an den vielen kurzen Bällen, mit welchen man verzweifelt versuchte den Gegner mürbe zu spielen. EM, Olympia und Marketingreise in die USA, viel Zeit blieb dem Trainerteam nicht in der Vorbereitung und das sieht man auch.

Feste Startelf? Auch wenn es so scheint, dass Rose seine A11 gefunden hat, liegt dies wohl eher am fehlenden Personal. Baumgartner und Elmas sind erst seit wenigen Tagen wieder Teil des Mannschaftstrainings, Nusa fehlt ebenfalls noch die Bindung zur Rosetaktik (auch wenn dieser es gut macht) und im Mittelfeld müssen Seiwald und Kampl es richten. Es ist schwierig sich vorzustellen, dass dies die 11 ist, mit der man durch die Saison gehen will.

Lukeba stärkt die Defensive: Gegen Essen war die rechte Verteidigungsseite um Klostermann und Simakan noch die Schwachstelle. Mit Simakan als Außenverteidiger und Lukeba als linker Innenverteidiger stärkt Marco Rose die Seite, was sich im Spiel positiv zeigte. Henrichs scheint noch nicht ganz fit nach der EM zu sein, weshalb dieser vielmehr als Backup fungierte. Oder soll er langfristig im Mittelfeld aushelfen?

Haidara der neue Olmo: Während einige Medien berichteten, man hätte mit Nusa den Olmo-Nachfolger geholt, so ist dieser bereits länger Bestandteil der RB Mannschaft. Haidara spielte zum zweiten Mal auf der 10 und zeigte wieder ein starkes Spiel. Auch wenn er etwas defensiver als Olmo aggiert, bildete er mit Simakan und Openda die starke Angriffsseite und leitete einige Angriffe gut ein. Haidara ist zum Herzschlag der Mannschaft geworden und gibt den Takt des spielerischen Lebens an. Umso stärker wird ein weiterer Mittelfeldspieler gebraucht, der seinen Platz neben Xaver einnehmen kann.
Openda mit guter Laufleistung und schönem Zusammenspiel mit Haidara. Leider fehlte das Tor.

Standardtraining: In Hälfte 1 zeigte RB einige neu einstudierte Standardtaktiken, die teilweise komplett nach hinten losgingen. Man versuchte den Ball kurz zu spielen, welches jedoch zu häufig in Fehlpässen oder dummen Ballverlusten endeten und Bochum zum Kontern einlud. Als man sich wieder für die klassischen Standardtaktiken entschied, kamen die Bälle besser. Am Ende hatte man alleine 9 Ecken und noch eine Handvoll gut positionierte Freistöße, welche jedoch alle beim Gegner oder im Toraus landeten. Zwar waren einige gefährliche Situationen dabei, jedoch muss man besonders bei einem solchen Spiel mehr aus den Standards machen. Hier ist noch viel Luft nach oben.

RB mit RB-Fußball schlagen: Bochum zeigte es heute erneut, dass man RB mit den eigenen Waffen schlagen kann. Bochum lief hoch an und presste sehr offensiv, womit RB im Spielaufbau teilweise große Probleme hatte. Man stelle sich vor, eine individuell stärkere Mannschaft wie Leverkusen läuft RB so an. Hier muss weiterhin an Mitteln gearbeitet werden, um ein hohes Pressing zu überspielen.

Roter Orbán ein Held? Es erinnert schon sehr an das Pokalfinale gegen Freiburg, als Marcel Halstenberg den Konter zum vermeintlichen 2:0 nur mit einer Notbremse stoppen konnte. Inspiriert von dieser Selbstlosigkeit stoppte Orbán den Bochumer Boadu kurz vorm Strafraum und wurde von Benjamin Brand zurecht vom Platz gestellt. Für die Mannschaft die richtige Entscheidung, auch wenn Orbán dadurch gegen Leverkusen fehlen wird.


Fazit

Bei 35 Grad und einem gut aufgestellten Gegner kann man ein umkämpftes, am Ende aber auch verdientes 1:0 über die Zeit bringen. Während Stuttgart als direkter Konkurrent um einen Champions League Platz gegen Freiburg patzt, feiert man in Leipzig die ersten drei Punkte der Saison. Blickt man zur letzten Saison zurück, ist dies gegen Bochum keine Selbstverständlichkeit und es wäre auch nicht verwunderlich, wenn Bochum noch den ein oder anderen Verein ärgern könnte.

Weiterhin muss man sich um Ideen beim Spielaufbau gegen hochanlaufende Gegner bemühen und auch die Personalfrage darf noch nicht geklärt werden. Zudem merkt man eine fehlende Abstimmung und noch zu viele individuelle kleine Fehler bei den Spielern. Dies darf bei einem Kader, der im Kern zusammengeblieben ist eigentlich nicht sein.

Rose hat noch einiges zu tun, um seine Mannschaft auf Leverkusen am kommenden Samstagabend einzustellen. Dies wird die erste große Herausforderung dieser Saison sein und zeigen, ob die durchwachsene Leistung gegen Bochum am Wetter oder doch am mannschaftlichen Zusammenspiel lag.


Transferausblick bis zum 30. August 20 Uhr:

Im Interview nach dem Spiel machte Rouven Schröder deutlich, dass Yussuf Poulsen tatsächlich RB Leipzig noch verlassen könnte. André Silva will man eh abgeben und auch um Mohamed Simakan gibt es immer wieder Gerüchte. Wenn man bedenkt, dass der Kader eigentlich größer als aktuell werden soll, dürften das noch spannende Tage bis zum 30. August 20 Uhr werden.


KickerWhoscoredSofacoreRBLBundesligaFotMobunderstatfbrefPK

 

Statistik
RB Leipzig: Gulácsi – Simakan (55. Henrichs), Orban (C), Castello Jr., Raum – Kampl, Seiwald (55. Nusa) – Xavi, Haidara (75. Klostermann) – Openda (86. Baumgartner), Šeško (75. Poulsen)
Bank: Vandevoordt – Elmas, Silva, Gebel
VfL Bochum: Drewes – Wittek, Mašović, Medic (86. Oermann), Passlack – Sissoko, Bero, Losilla (C, 71. Pannewig), Daschner (63.) – Hofmann (71. Balde), Broschinski (86. Bamba)
Bank: Horn – Gamboa, Loosli, Elezi
Schiedsrichter: Benjamin Brand (Schwebheim)
Tore: 1:0 Nusa (59.)
Torschüsse: 13 / 10
Schüsse aufs Tor: 3 / 4
Großchancen: 0 / 3
expected Goals: 0,94 / 1,32
Laufstrecke: 110,40 km / 110,19 km
Sprints: 206 / 210
Passquote: 82% / 72%
Zweikampfquote: 44% / 56%
Ballbesitz: 63% / 37%
Fouls: 9 / 16
Ecken: 9 / 3
Abseits: 3 / 2
Gelbe Karten: Xavi (1) / Bero, Passlack, Sissoko
Zuschauer: 44.611

 

Alex Hell


Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20240825-spielbericht-bochum.html

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INTERVIEW MIT ULI WOLTER ÜBER HAUSVERBOTE, CHOREOS UND FANDIALOG

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Leipzig - (23.08.2024) In den letzten Wochen gab es viele Gerüchte zu Hausverboten, Choreoverboten und anderen Dingen, gerade zum Spiel in Essen kochten die Gerüchte hoch. Wir haben deswegen mit Ulrich Wolter (Chief Relationship Officer) gesprochen, um Klarheit zu bekommen, was richtig ist und was nicht - und auch die Sichtweise der Verantwortlichen von RB Leipzig zu erhalten.

RB-Fans.de: Choreoverbote, Verbot von Spendensammlungen im Stadion bestimmter Fangruppen, Verbot des Fanstands am Seelenbinder-Turm und weiteres mehr. Die Gerüchte um zusätzliche Verbote zu den Hausverboten wurden in den sozialen Netzwerken immer größer. Können Sie hier Transparenz hereinbringen?

Ulrich Wolter: „Leider sind seit ein paar Tagen tatsächlich viele Halbwahrheiten im Umlauf, die ein verzerrtes Bild zeigen. Zunächst vorneweg: Viele Menschen sind Fans von RB Leipzig geworden, weil sie unsere Spiele mit der ganzen Familie in entspannter, stimmungsvoller und vor allem friedlicher Atmosphäre verfolgen können. Für diese Art der Fankultur steht RB Leipzig. Dazu gehören ausdrücklich auch Choreos, Banner, Fahnen und Fangesänge. Wir wünschen uns ein enges Miteinander und auch eine gesunde Streitkultur.

Allerdings gibt es klare Grenzen, die wir in den letzten Jahren wiederholt und eindeutig kommuniziert haben: Das Abbrennen von Pyrotechnik ist gefährlich und ist in unserer Kurve verboten – das ist nichts Neues. Nachdem zum Ende der vergangenen Saison insbesondere auswärts Choreos nachweislich missbraucht worden sind, um Pyrotechnik in Stadien zu bringen und dort abzubrennen und sich viele Fans über diese Umstände im Block bei uns beschwert haben, haben wir einigen Gruppen der aktiven Fanszene mitgeteilt, dass wir in der kommenden Saison für sie auswärts vorerst keine Choreos mehr beim gastgebenden Verein anmelden können – schlichtweg, weil die Choreos augenscheinlich auch den Zweck hatten, Pyrotechnik einzubringen.

Zu dieser Entscheidung beigetragen hat vor allem auch ein Gespräch, welches wir nach den Ereignissen in Heidenheim mit einer Gruppe gesucht haben, die für das Spiel in Frankfurt eine Choreo angemeldet hatten. Wir haben in diesem Gespräch sehr deutlich gemacht, dass wir die angefragte Choreo nur dann anmelden, wenn sichergestellt ist, dass die Choreo nicht zum Einbringen oder Abbrennen von Pyrotechnik missbraucht wird. Dies wurde uns versichert, woraufhin wir die Choreo bei Eintracht Frankfurt entsprechend angemeldet haben. Das Ergebnis, inklusive einer minutenlangen Spielunterbrechung, dürfte allen bekannt sein.

Wir haben diverse Gruppen aus der aktiven Szene in der Vergangenheit vielfältig unterstützt: Sei es mit der Red Bull Arena als Treffpunkt für das Gestalten von Choreos sowie das Sammeln von Spenden, die Akkreditierung des Fanfotografen oder bei der Genehmigung zur Gestaltung und des Verkaufs von selbst angefertigten Fanartikeln – und sind nach wie vor bereit, dies zu tun. Wenn diese Zusammenarbeit allerdings wiederholt durch oben beschriebene Aktionen unterwandert wird, fehlt RB Leipzig das Vertrauen und Verständnis. Ein Verbot des Fanstandes stand und steht allerdings nicht zur Diskussion, das ist schlichtweg falsch. 

Wir haben der aktiven Fanszene mehrfach Gespräche angeboten, um gemeinsam zurück zu einem guten Miteinander zu finden. Der Club – und ganz viele Fans – wünschen sich einen lautstarken Support, da gibt es  gar nichts zu diskutieren. Aber eben im Rahmen der friedlichen Fankultur bei RB Leipzig.“

RB-Fans: Warum wurden teilweise Hausverbote unter Generalverdacht ausgestellt? Nach unseren Informationen waren nicht alle Fans, die Hausverbote bekommen haben, an den Pyroaktionen beteiligt.

Wolter: „Auch den Vorwurf der Willkür oder des Generalverdachts würden wir gern entkräften: Wie bereits in der Vergangenheit, haben wir die Vorfälle in Heidenheim und Frankfurt untersucht, aufgearbeitet, Mithilfe von Videomaterial Personen identifiziert und Strafen, die der DFB ausgesprochen hat, umgelegt. Auch Hausverbote wurden nicht sofort ausgesprochen: Jeder Betroffene hat bei uns die Gelegenheit, in einem persönlichen Gespräch, mit Beteiligung des Fanprojekts  , seine Sicht der Dinge zu erklären. Das führt dazu, dass Fans eben auch erklären können, warum sie trotz augenscheinlich klarer Bilder an Situationen unbeteiligt sind, entsprechende Sanktionen werden dann natürlich nicht verhängt. So wurden auch Dauerkarten, die zunächst durch RB Leipzig gekündigt wurden, wieder ausgestellt. Um es nochmal eindeutig zu sagen: Wir haben bewusst keine Gruppenauftrittsverbote ausgesprochen, sondern versuchen nach jedem einzelnen Vorfall mit sehr viel Aufwand, nur einzelne Personen zur Rechenschaft zu ziehen, denen das Fehlverhalten nachzuweisen ist. Auch wurden natürlich nur Vergehen geahndet, die in einem Stadion bei einem unserer Spiele stattgefunden haben. Konkret wurden daher bislang sechs Hausverbote ausgesprochen, einige wenige Gespräche stehen noch aus.“

RB-Fans: Auf welche Dauer sind die Hausverbote begrenzt?

Wolter: „Die Dauer richtet sich entscheidend nach der Schwere des Vergehens und ob die Person zum wiederholten Male auffällig wird. Die meisten Verbote laufen etwa ein Jahr, in einigen Fällen wird auch nach einem halben Jahr ein erneutes Gespräch vereinbart, um die Maßnahme zu überprüfen. Es gibt aber auch Fälle, in denen eine Bewährung ausgesprochen wird. So können unsere Spiele weiterhin besucht werden, die Personen dürfen sich aber für einen bestimmten Zeitraum – und bestenfalls auch danach – nichts zu Schulden kommen lassen.“

RB-Fans: Sollen aus den Hausverboten für Heimspiele bundesweite Stadionverbote werden?

Wolter: „Auch das richtet sich sehr nach der Art und Schwere des Vergehens. Wichtig ist vielleicht zu betonen, dass die Festsetzung eines Stadionverbots grundsätzlich vom Hausrechtsinhaber, also dem Heimverein ausgeht. Das betrifft auch die Aufhebung, Aussetzung oder Reduzierung.”

RB-Fans: Wie kann es sein, dass die 15-Jahre-Choreo über das gesamte Stadion, welche zum ersten Heimspiel gegen Bochum präsentiert werden sollte, erst so spät genehmigt wurde, dass die Umsetzung durch die Bestelldauer nicht mehr möglich war? Nach unseren Informationen wurde diese spätestens im März eingereicht, die Genehmigung gab es erst am 28.6.

Wolter: „Wir hätten uns alle sehr gefreut, wenn am kommenden Sonnabend erwähnte Choreo zu sehen gewesen wäre. Allerdings gehört hier folgender Ablauf zur Wahrheit: Im Mai 2024 wurde unsere Fanbetreuung über den Plan einer Choreo zum 15. Geburtstag informiert. Als einziges, eindeutiges Element wurden rote und weiße Fahnen zur Genehmigung eingereicht. Darüber hinaus gab es keine Informationen zum geplanten Motiv oder Spruchbändern – normalerweise eine klare Anforderung und in den vergangenen Jahren zigfach problemlos umgesetzt. Auf Rückfrage von RB Leipzig Ende Mai wurden dann weitere Informationen zugeliefert, die genaue Ausgestaltung blieb aber nach wie vor ungeklärt. In den gleichen Zeitraum fielen dann die erwähnten Vorfälle in Heidenheim und Frankfurt, an denen Teile der Gruppe, die die 15-Jahres-Choreo angemeldet hatte, beteiligt war.

Ende Juni gab es dann ein Treffen mit der aktiven Szene, um die Pyrotechnik-Vorfälle der abgelaufenen Saison aufzuarbeiten. Dabei wurde RB Leipzig noch einmal auf die Dringlichkeit der 15-Jahre-Choreo hingewiesen. Nach diesen vertraulichen und konstruktiven Gesprächen haben wir zwei Tage später die Choreo sowie eine erneute Spendensammlung genehmigt. Und das obwohl zu diesem Zeitpunkt das finale Motiv weiterhin nicht feststand.“

RB-Fans: Wir nehmen in letzter Zeit eine stärkere Unzufriedenheit insbesondere von engagierten Fans in Bezug zur Zusammenarbeit mit Verantwortlichen von RB Leipzig wahr. Selbst in Sektor D gab es letzte Saison Proteste. Wie erklären Sie sich dies?

Wolter: „Wir erleben beides – Zuspruch sowie Unterstützung und natürlich auch negative Rückmeldungen. Die Dinge sind aber selten nur schwarz- weiß, die Zwischentöne, gerade in den sozialen Netzwerken, werden oft nicht deutlich. Im Rückblick auf die vergangene Saison haben wir für uns erkannt, dass wir unter anderem noch mehr kommunizieren und erklären müssen. Deshalb ist uns der Austausch mit unseren Fans, egal ob beim öffentlichen Training, in der Red Bull Arena, bei Auswärtsspielen sowie in Gesprächsformaten wie dem Club-Fan-Dialog oder beim OFC-Kickoff, der in dieser Woche stattgefunden hat, sehr wichtig. Und natürlich nehmen wir Hinweise unserer Fans sehr ernst und versuchen, viele Dinge umzusetzen. Preiserhöhungen sind nie beliebt – und dennoch hätten wir das Thema besser erklären und den Prozess früher beginnen müssen. Auch die Fristen, die wir gesetzt haben, waren zugegebenermaßen sehr kurz.“

RB-Fans: Wie wichtig ist eine gut vernetzte und gut funktionierende Fanbetreuung?

Wolter: „Für uns ist es extrem wichtig, dass sich Fans, egal ob in der Gruppe oder mit individuellen Anliegen, an Personen ihres Vertrauens wenden können. Unsere Fanbeauftragten stehen hier im engen Austausch. Vielleicht hilft auch ein Zahlenbeispiel: Die DFL verlangt in der Lizenzierungsordnung aktuell drei festangestellte Fanbeauftragte in Vollzeit. Bei uns sind mit sechs Fanbeauftragten in Vollzeit doppelt so viele im Einsatz, die durch zwei weitere Fanbeauftragte, die nebenberuflich tätig sind, unterstützt werden. Oft können unsere Fanbeauftragte als Schnittstelle auch wertvolle Einblicke in die Arbeit des Clubs liefern und bei kontroversen Themen vermitteln. Organisatorisch läuft es bei uns so: Unsere Fanbeauftragten sind unterschiedlichen Aufgaben und Fangruppen zugeteilt, damit unsere Fans bestenfalls immer mit den gleichen Ansprechpartnern kommunizieren können.“


Uli Wolter beim letzten Heimspiel der letzten Saison zum Abschied von Capo Sebastian



RB-Fans: Was sind aus Sicht von RB Leipzig die Aufgaben einer Fanbetreuung? Geht es um eine Fanbetreuung oder Fanarbeit mit den Fans?

Wolter: „Um beides! Die Fanbeauftragten sind ein wichtiger Kontaktpunkt zwischen dem Verein und unseren Fans. In erster Linie unterstützen sie dabei, allen Besuchern ein möglichst reibungsloses Stadionerlebnis zu ermöglichen. Sie organisieren und begleiten aber auch außerhalb der Spieltage verschiedenste interne wie externe Treffen und Austauschformate, um unter anderen die Themen Fankultur und Fanerlebnisse nach den Wünschen der verschiedenen Gruppen umzusetzen. Zusätzlich nehmen sie an Weiterbildungsangeboten und Netzwerktreffen teil, um im Austausch mit anderen Clubs und Verbänden zu bleiben.“

RB-Fans: Worin sieht RB Leipzig den Mehrwert des Club-Fan-Dialogs?

Wolter: „Der Club-Fan-Dialog ist für RB Leipzig ein wichtiges Austausch-Format geworden, weil dort verschiedenste Gruppen und Interessen abgebildet werden. Zudem bietet der CFD einen verlässlichen Rahmen mit festen Spielregeln. Das Format läuft gut, aber auch hier gilt, dass wir uns natürlich noch verbessern können. Dabei geht es unter anderem darum, wie Themen den Weg in den Club-Fan-Dialog finden und wie wir es schaffen, nicht nur Anliegen bestimmter Gruppen zu besprechen, sondern das ganze Meinungsbild des Stadions abzubilden. Aber: Auch die direkten Gespräche mit den Gruppen wie der aktiven Fanszene oder den OFCs müssen wieder intensiviert werden. Der direkte Austausch ist unerlässlich – nur das schafft Vertrauen und ein gutes Miteinander. Dafür stehen wir jederzeit zu Verfügung, entsprechende Angebote sind gemacht.“

RB-Fans: RB Leipzig schafft es sehr gut Familien und Personen ab 35/40 Jahren anzusprechen. Warum gelingt dies bei Jugendlichen eher weniger, während gerade junge und kreative Menschen bei Chemie Leipzig eine Heimat finden, tolle Choreos erstellen und auch diese Saison erneut ein Dauerkartenrekord aufgestellt wurde?

Wolter: „Wenn ich durch Leipzig fahre oder mich zuletzt bei der Saisoneröffnung gegen Paris im Stadion umschaue, sehe ich sehr viele Kinder und Jugendliche in RB-Trikots oder -Caps. Ich glaube also nicht, dass RB diesen jungen Menschen keine Heimat bietet oder gar unattraktiv ist. Ein Beispiel in Zahlen: Wir werden bei unserem Kids Club „Bullis Bande“ Ende des Jahres die Zahl von 10.000 Mitstreitern erreicht haben - eine unheimlich starke Basis bei Kindern und Jugendlichen. Was wir erkannt haben und woran wir arbeiten, ist, dass wir für die Gruppe derjenigen, die langsam ins junge Erwachsenenalter kommen, die also „Bullis Bande“ sprichwörtlich entwachsen, mehr und bessere Angebote schaffen müssen. Wir sind dort schon kleine Schritte gegangen, haben in der vergangenen Saison zum Beispiel erstmals spezielle Auswärtsfahrten für jugendliche Fans angeboten. Diese sind sehr gut angekommen und werden jetzt ausgebaut. Wir planen zudem ein Extra-Ticketkontingent für junge Fans in Sektor B, darüber sind weitere Angebote rund um unsere Spieltage und die Red Bull Arena in Planung.

RB-Fans: Zur Einstimmung der Fans auf die neue Saison gibt es jedes Jahr den so genannten OFC-Kickoff. Inwieweit ist es für die Einigkeit der Fans bei RB Leipzig sinnvoll, dass hier selbst Dauerkartenbesitzer, die jedes Jahr hunderte Euro bei RB Leipzig zahlen, aber keinen OFC-Status haben und auch Vielfahrer, welche RB Leipzig bei mindestens 8 Auswärtsspielen pro Saison unterstützen, ausgeschlossen werden?

Wolter: „Der OFC-Kickoff ist ein über Jahre gewachsenes Format zum Saisonauftakt, bei dem wir uns bei unseren offiziellen Fanclubs und Fördermitgliedern für ihren Support bedanken, uns gemeinsam auf die neue Saison einstimmen und über viele Vereinsthemen informieren. Der Termin ist auch bei unserer sportlichen Führung ein fester Eintrag im Kalender, so waren diese Woche neben Marcel Schäfer auch Marco Rose, Pete Gulacsi, Lukas Klostermann sowie Jonas Stephan und Lydia Andrade von den RBL-Frauen vor Ort.

Der Termin erfreut sich regelmäßig großer Beliebtheit, auch in diesem Jahr waren rund 1.000 Fansvor Ort. Wir haben also nicht den Eindruck, dass dieses Format nicht mehr zeitgemäß ist oder eine Öffnung von einer großen Zahl von nicht-organisierten Fans gewünscht ist. Und: Abseits vom OFC-Kickoff bieten wir zum Beispiel auch im Fanhaus oder bei einem öffentlichen Training viele verschiedene Formate an, um sich auszutauschen.“

RB-Fans: Sehen Sie bei RB Leipzig aktuell die Gefahr, dass man den gleichen Weg wie das DFB-Team nach dem WM-Titel geht? Unter dem Label „Die Mannschaft“ war irgendwann alles so professionell, aber eben auch glattgebügelt, dass es auch langweilig wurde.

Wolter: „Wir sind nach wie vor ein sehr junger Verein und lernen täglich dazu. Wir haben keine eingefahrenen Strukturen, es liegt an uns allen, eine Fankultur weiterzuentwickeln, die uns einzigartig macht – dazu sind alle Fans, alle Unterstützer, alle Gruppen eingeladen. Wir stehen für eine positive Fankultur, die den Menschen Freude macht und die mit totaler Hingabe unsere Mannschaft unterstützt, gleichzeitig behandeln wir die gegnerischen Teams und deren Fans mit Respekt – derzeit leider auch nicht selbstverständlich. Und wir bleiben anfassbar, so wie wir es schon in der fünften Liga gelebt haben. Das gilt nicht nur für den sportlichen Bereich, auch alle anderen Verantwortlichen von RB Leipzig stehen für einen persönlichen Austausch, sei es am Cottaweg oder bei erwähnten Formaten, zur Verfügung. Das Problem der Nationalmannschaft war, dass sie sich von ihren Anhängern entkoppelt hat und nicht mehr greifbar war. Diese Gefahr sehe ich bei uns eindeutig nicht. “

RB-Fans: Vielen Dank für die offenen Antworten.



In der Zwischenzeit hat die Aktive Fanszene ein Statement veröffentlicht, was wir euch an dieser Stelle natürlich auch nicht vorenthalten wollen.

Zum Statement



Fragen: Team RB-Fans.de

Fotos: RB Leipzig / motivio


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