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32. Spieltag 1. Bundesliga
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ES BEGANN IN MARKRANSTÄDT

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Leipzig - (31.07.2012)    

Markranstädt.

Eine kleine Stadt, kaum 15 000 Einwohner, westlich von Leipzig am Kulkwitzer See gelegen. Eine selbsternannte Sportstadt, in der einst zweitklassiger Frauenhandball und erstklassiger Männervolleyball gespielt wurde. Die Damen vom SC Markranstädt gingen in die Insolvenz, die Herren vom VC Markranstädt fusionierten mit dem VV Leipzig. Der Stadt am See blieb nur noch ein Stadion am Bad, mit einem Vorrundenspiel bei der U17-Fußball-EM vor drei Jahren und einem fünftklassigen Oberligisten namens SSV in der selben Sportart. Dann kam Red Bull, dann der ehemalige Nationalspieler, der nun ein Fanbetreuer ist, und dann der Hass. Das jüngste Kapitel in der Geschichte des SSV Markranstädt begann im Prinzip mit einer Unterbrechung selbiger, auf den Tag genau, vor drei Jahren.

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2321 sehr unterschiedlich motivierte Zuschauer begaben sich an jenem Freitagabend ins Stadion am Bad, wo eine Leipziger Mannschaft (RB) gegen eine andere (Blau-Weiß) ihr – getauschtes – Heimrecht in der ersten Runde des sächsischen Landespokals wahrnahm. Es war das erste der mittlerweile mehr als 100 Pflichtspiele von RasenBallsport Leipzig und der Beginn eines einjährigen Heimspiel-Gastspiels außerhalb unserer Stadt.

Was hier mit dem Spielrecht des SSV antrat, trug nicht mehr dessen Namen und hatte weder auf dem Platz noch auf den Rängen noch viel mit ihm zu tun. Die Abwehrspieler Sebastian Wille und Stefan Schumann waren für Ortskundige die einzigen bekannten Gesichter in der Startelf, und nur Schumi sollte als ehemaliger SSVler über den Saisonverlauf hinweg mit der neuverpflichteten Prominenz mithalten können.

Viele neue Gesichter auch auf den Rängen. Da waren Einheimische, die die Eröffnung der neuen RB-Filiale mit Argwohn beobachteten, aber auch Neutrale, Interessierte, freundlich Gesinnte, jene mit früher Leidenschaft (die L.E. Bulls als erster Fanclub) und eigentlich unbeteiligte Tradition. Tradition, deren Mannschaft an jenem Tag nicht spielte, die die Beschädigung ihres Sports beklagte und die das Unternehmen im Hintergrund lautstark verdammte. Einen solchen Schmelztiegel hatte die Stadt am See in ihrem Fußballstadion vermutlich noch nicht erlebt.

Nicht beim 3:1 des SSV gegen Krumhermersdorf im Mai 2007, nicht beim 0:3 gegen den FC Sachsen Leipzig im April 2008, und vermutlich auch nicht beim 6:0 gegen die zweite Mannschaft von Carl Zeiss Jena im Mai 2009, vor 362 Zuschauern, zu einem Zeitpunkt, als RB Leipzig bereits im Vereinsregister auftauchte. In Markranstädt war man es in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts gewöhnt, Fußball fast ausschließlich – aber immerhin – auf Bezirksliganiveau zu sehen.

Nach acht Jahren in der Landesliga glückte 2007 der Sprung in die damals viertklassige Oberliga. Der zehnte Platz am Ende der ersten Saison täuschte darüber hinweg, dass Markranstädt dicht vor der Qualifikation für die neue viertklassige Regionalliga stand. Drei Spieltage vor Schluss war der SSV punktgleich mit den ein Jahr später gedemütigten Jenaern, die zu diesem Zeitpunkt Relegationsplatz 4 belegten. Doch die letzten drei Spiele gingen verloren. Hätte nicht der FC Sachsen jene Spiele gewonnen und sich über den Relegationsplatz für die Regionalliga qualifiziert, sondern der SSV, würde die Fußballlandschaft in Leipzig und am Rande heute vielleicht anders aussehen.

Stattdessen hielt Markranstädt als Neuling „nur“ die Liga, nicht aber die Klasse. Ein Jahr später, Markranstädt beendete eine gute zweite Oberliga-Saison auf dem sechsten Rang, hörte der SSV für eine Saison auf zu existieren. Und ins Stadion am Bad tropften nicht mehr nur 300 bis 400, sondern strömten mehr als 2000 Zuschauer, nun zu Spielen von RB: 2321 gegen Blau-Weiß, 2565 gegen Zwickau, 2515 gegen Halberstadt, darunter „Die Treuen“, die wohl weniger ihrem Verein, der nun im Tiefschlaf schlummerte, als vielmehr ihrem Stadion die Treue hielten.

Statt Bratwurst und gelegentlichen „Hey, hey, hey, hey, hey“-Anfeuerungsrufen gab es nun Massen und Ansätze von Ultra-Fankultur. Und Bratwurst. Doch das große Interesse am neuen Verein schlug nicht in große Euphorie um und die Massen blieben zunehmend in ihrer großen Stadt. Den höchsten Saisonsieg im Mai 2010, der den Vorsprung in der Tabelle auf 19 Punkte ausbaute, sahen nur noch 420 Zuschauer. RB war um ein Vielfaches teurer und besser als der SSV, aber nicht nennenswert interessanter. Nach einem Jahr zogen die roten Bullen in die Arena und hatte das Stadion am Bad seinen SSV wieder.

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Viele Spieler von Markranstädt, die 2008/09 noch zum Gerüst der Oberligamannschaft gehörten, schlossen sich in jener Saison der zweiten Mannschaft vom SSV, also RB II, an. 30 Spiele und 109 Tore später stand der Aufstieg von der siebtklassigen Bezirksliga in die sechstklassige Sachsenliga zu Buche und aus der zweiten Mannschaft von RB wurde im Sommer 2010 die neue Erste des SSV. Einige der Spieler, die bei RB in der Regionalliga keine Perspektive mehr hatten – es waren nicht wenige – fanden diese bei Nussbaum zwei Klassen tiefer: darunter Alteingesessene wie Mittenzwei, Schaaf, Kunig, Wille, und RB-Transfers wie Scannewin, Bick, Lerchl. Das Stadion am Bad blieb ihre Heimat.

Am letzten Spieltag der vorletzten Saison, der SSV lieferte sich ein Fernduell um den Oberliga-Aufstieg mit Fortuna Chemnitz, partizipierte Markranstädt im Alfred-Kunze-Sportpark an der Abschiedsvorstellung des FC Sachsen Leipzig. Nachdem dessen erste Mannschaft schon einige Wochen zuvor die Fußballbühne verlassen musste, sagte nun auch die U23 „Goodbye“. Ihre Spieler taten dies mit einer 2:4-Niederlage, ihre Fans mit Hass und Böllern; letztere verletzten einen Betreuer des SSV. Da auch die Fortuna gewann, war den Markranstädtern zweierlei gewiss: eine weitere Saison in der Landesliga und die Erkenntnis, auf absehbare Zeit als „Steigbügelhalter“ für den Kommerz die Aggressionen zahlreicher Fans ertragen zu müssen.

In der folgenden Saison, also der bislang letzten, rüstete Nussbaum seinen Kader mit Spielern wie Kläsener, Sonnenberg und Köckeritz endgültig auf unteres Regionalliganiveau auf. Doch auch in dieser Saison blieb es ein Kopf-an-Kopf-Rennen – zumindest bis zum 4. Spieltag. Drei Monate später, der Vorsprung betrug zur Winterpause zehn Punkte, war die Vorentscheidung bereits gefallen. Beim Absteiger Oelsnitz krönte der SSV im Sommer 2012 eine souveräne Saison mit einem Kantersieg vom Ausmaße „Ulm gegen Leverkusen“.

Christian Mittenzwei, der die zehn Tore über 90 Minuten von der Bank mitverfolgte, geht nun in seine zehnte Saison im Stadion am Bad. Er, der beste Sachsenliga-Spieler 2005 und 2007, war dabei, als der SSV den Sprung in die Oberliga meisterte, fast den Durchmarsch schaffte, die Zweite von Jena mit 6:0 vom Platz fegte. Er wurde eingewechselt, in der 69. Minute, als vor exakt drei Jahren die Bullen in ihrem ersten Pflichtspiel siegten, ebenso wie in der 70. Minute beim 7:1 gegen Pößneck, als er mit seinem einzigen Treffer im RB-Trikot den Endstand besiegelte.

Nun ist Mittenzwei zurück, nun ist der SSV, der kleine Verein aus der Stadt am See, zurück. In der fünften Liga. Mit Budissa Bautzen und Fortuna Chemnitz als namhaftesten Gegnern. Er scheint wieder dort zu sein, wo einer wie er hingehört.

Loch


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