SAISONRÜCKBLICK RBL FRAUEN – "KLEINE SCHRITTE MIT GROSSEN FÜSSEN"

Leipzig - (01.06.2017) Das war sie also, die erste Saison einer Frauenmannschaft bei RasenballSport Leipzig – und was für eine! 22 Siege aus 23 Spielen, keine Niederlage, 117 geschossene Tore, nur 10 Gegentreffer, 67 Punkte und der vorzeitige Landesmeistertitel. Ein Rückblick auf die erfolgreiche erste Saison des RBL Frauenteams.


Und es ging schon aufregend los! Alle haben sich echauffiert, als es hieß RB, starte mit einem Frauenteam in der Landesliga. Vorausgegangen war ein Missverständnis. RB hatte angekündigt, den Juniorinnen im Verein perspektivisch die Möglichkeit zu geben, auch im Frauenbereich aktiv zu sein und habe daher ein Frauenteam gründet. Das schloss aber nie aus, auch älteren Spielerinnen eine Heimat zu geben! So geschehen, da der FFV Leipzig implodierte und viele Spielerinnen die Flucht vor Misswirtschaft und mangelnder sportlicher Kompetenz antraten. Statt diese Spieler an Städte wie Dresden oder Jena zu verlieren und ihnen zu ermöglichen weiter Fußball zu spielen, integrierte RB sie und hatte nun ein Team aus Nachwuchstalenten und erfahrenen Spielerinnen. Bei einigen Vereinen der Landesliga schallte aber noch im Ohr "Nachwuchs… Mannschaft…" und fühlten sich aufgrund der nun geschaffenen Ausgangslage verschaukelt. Am Ende fanden die Verantwortlichen einen "Kompromiss" und RB musste jedes Spiel mit mindestens sieben Spielerinnen aus den jüngsten Jahrgängen im Kader beginnen. Letztlich war es eine Mischung aus "RB-Bashing" und einer grundsätzlichen Unzufriedenheit von Vereinen wie beispielsweise Spitzkunnersdorf (die sich gefühlt in jedem ihrer Spielberichte über den Verband beklagen und dem SFV). RB nahm es hin und hat nun beim NOFV in der Regionalliga keinerlei Vorgaben bei der Startaufstellung zu befürchten.
Dazu verpflichtete RB mit Sebastian Popp einen Trainer, der schon bei Eintracht Leipzig Süd der Architekt des Erfolgs war und aus einer Hobbytruppe ein Frauenteam formte, welches 2014 Regionalligameister wurde. Er und sein Team machten eine tolle Arbeit, die man an den Ergebnissen ablesen und der spielerischen Entwicklung auf dem Rasen sehen kann. Knappen Ergebnissen zu Saisonbeginn (3:2 gegen Bischofswerda, 2:0 gegen Eintracht Süd, 1:1 gegen Görlitz) folgten erste Ausrufezeichen (5:1 beim Chemnitzer FC, 4:0 bei Wacker Leipzig, 6:0 gegen die LG LVB). Der Sieg bei Spitzkunnersdorf (1:0) war da sicherlich der schönste für mich als Fan, da die freundlichen Fans des Gastgebers zu einer Vielzahl an interessanten Kommentaren nun auch noch die Punkte hergeben mussten. Bei Fortuna Dresden II holten die RBL-Frauen einen deutlichen 8:0 Sieg und überzeugten die mitgereisten Zuschauer durch tolle Spielzüge vom An- bis Abpfiff. Mir war ab diesem Tag klar, dass dieses Team in eine höhere Liga gehört - und ich wurde mit den nachfolgenden Auftritten bestätigt. So gab es ein 6:0 in Zwickau, ein 9:0 gegen Johannstadt, ein 6:1 beim direkten Verfolger Bischofswerda und zwei 5:0 Erfolg gegen Eintracht Leipzig Süd und Chemnitz.
Am 5.3. hieß der direkte Verfolger Silesia Görlitz und das war jenes Team, gegen das die Mannschaft von Sebastian Popp noch nie gewonnen hatte. Noch nie! Auch im Rückspiel war Görlitz ein bissiger, unbequemer, spielstarker Gegner, der unserer Mannschaft alles abverlangte. Doch diesmal stand am Ende ein verdienter 3:1 RB-Erfolg zu Buche und einmal mehr der Beleg für die Entwicklung der Mannschaft. Im Schnitt kamen inzwischen rund 200 Fans zu den Heimspielen am Gontardweg und denen bot die Mannschaft zum 20. Spieltag am 26.03. ein Spektakel. 13:0 hieß es am Ende gegen Wacker Leipzig, bei dem die Mannschaft auch Herz zeigte und ihrer verletzten Mitspielerin Natalie Teubner mit einem großen Spruchband Mut zusprach. Das nächste Spiel war dann dafür das wohl bis dato schlechteste. Mit der SG LVB kam ein bissiger und in allen Belangen "ekeliger" Gegner und unsere Mädels hatten einen dieser Tage erwischt, den jeder Fußballer sicher schon einmal erlebt hat. Man versucht und versucht, aber es gelingt nichts. Dennoch zu gewinnen sprach auch für den Charakter und gibt auch für dieses Spiel Applaus von mir. Highlight war aber abseits des Platzes eine Aktion der Gäste. Da deren Vereinsgebäude abgebrannt war, bat man RB um Tausch des Heimrechts. RB stimmte offensichtlich zu. Dann aber gingen zwei Spielerinnen der LVB rum und kassierten bei "ihrem Heimspiel" wie selbstverständlich Eintritt. Bei einem in dieser Liga einmaligem Zuschaueraufkommen wie am Gontardweg eine wirtschaftlich lohnende Idee aber schon etwas dreist. RB wusste davon auch nichts. Der Mannschaftsleiter unserer Mädels sagte mir, er sei "sehr irritiert", zumal RB weder je Eintritt kassiert hat, noch vorhabe das zeitnah zu tun und als sich immer mehr weigerten den Eintritt zu zahlen, formulierten es die Mädels um in eine "Spende" für das abgebrannte Vereinsheim. Und siehe da, die Dose füllte sich wesentlich schneller. Auch ich hab gern gegeben und hoffe, es kann bald wieder an dieser wunderschönen Sportstätte nahe des Wildparks gekickt werden.
Dann empfingen die RBL-Frauen Spitzkunnersdorf und zeigten beim 9:1 wie wohl auch das Hinspiel unter anderen Voraussetzungen ausgegangen wäre. Weiter ging es mit Siegen gegen Thum-Herold (6:0) und Fortuna Dresden II (8:0), die aufopferungsvoll kämpften, in der Schlussphase aber völlig fertig einbrachen und hoch verloren. Das Letzte Spiel in Johannstadt (2:0) wurde dann nochmal genutzt, um auch Perspektivspielerinnen Einsatzzeit zu geben und markierte den Schlusspunkt einer aufregenden Saison, in der sich die Mannschaft wunderbar entwickelt hat und Freude auf die kommende Saison in der 3. Liga macht. Vor allem aber hat die Mannschaft daheim und in der Ferne in dieser Spielzeit eines ganz besonders gemacht: Werbung für den Frauenfußball!
Anmerkung der Redaktion: In der Saison 2018/2019 wird aus der zweigleisigen 2. Bundesliga (Staffel Nord, Staffel Süd) eine eingleisige Liga mit 14 Teams. Die Spielklasse umfasst dann nur noch 14 Mannschaften, die sich in der Saison 2017/2018 dafür qualifizieren müssen. Demzufolge müssen die Meister aus den sechs Regionalligen am Saisonende eine Aufstiegsrelegation ausspielen. Das erschwert den Aufstieg natürlich enorm.
Beste RB-Torschützinnen:
Laura Perschneck (14 Treffer)
Michelle Förster (13 Treffer)
Lisa Reichenbach (10 Treffer)
Shanga Forsberg, Sophie Görner und Lisa Pfretzschner (jeweils 9 Treffer)
Meiste Einsatzzeiten:
Chiara Benedetto (22 Spiele)
Lisa Pfretzschner, Aline Wegerdt, Laura Perschneck (jeweils 20 Spiele)
Mirjam Topf, Lisa Uhlig, Michelle Förster, Chiara Graf, Heidi Dotzauer (19 Spiele)
Höchster Saisonsieg: 13:0 gegen Wacker Leipzig
Fairness-Statistik: 9x Gelb, 1x Rot (Platz 9 in der Landesliga)
Voraussichtliches nächstes Heimspiel:
23.07. – 14 Uhr RBL - USV Jena II (Testspiel)
03.09. – 1. Spiel Regionalliga
Heiko Müller / Rojiblanco
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https://www.rb-fans.de/artikel/20170601-special-frauen-saisonrueckblick.html
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