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32. Spieltag 1. Bundesliga
Samstag, 03.05.2025, 15:30 Uhr
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Leipzig - (18.07.2019) Wie soeben endlich offiziell verkündet worden ist, wechselt der 21-Jahre alte Franzose, kongolesischer Abstammung, Christopher Nkunku vom französischen Topklub und Serienmeister Paris Saint-Germain nach Leipzig zu unserem geliebten RasenBallsport. Er unterschrieb einen 5-Jahresertrag bis 2024. Aktuell wird von einer Ablösesumme von nur noch 13+2, statt 20 Millionen Euro ausgegangen.

"Endlich!", möchte man in die Welt hinausrufen. Endlich haben wir eine offizielle Verkündung des Vereins. Ich weiß nicht, wie ich es euch geht? Aber ich brauche solche Transfer-Hängepartien wie mit Lookman, Embalo oder Bruma nicht so oft. Kommt er, kommt er nicht? Eigentlich ist es schon klar, dann wieder nicht. Wahnsinn! Da sind mir solche Transfers à la Cunha, die nicht in der Öffentlichkeit ausgetragen werden, persönlich angenehmer. Dennoch, trotz aller Ungeduld und hohem Nervfaktor, muss aber auch ganz klar sagen, dass immer mehrere Parteien an so einem Transfer beteiligt sind. Da muss der Spieler wollen, beide Vereine, Umfeld und Berater. Alle haben ihre ganz eigenen Interessen. Eine Einigung kann unter Umständen schnell gehen. Sie kann natürlich auch zur Hängepartie werden. Aber ok. Was lange währt, wird ja bekanntlich gut. Schauen wir doch mal genauer hin.


Les Bleus – U21

Nein, diesmal soll die Kapitelüberschrift keinen Bezug zu Blue Chips herleiten. Christopher Nkunku muss man nun wirklich nicht mehr googeln. Er ist kein Unbekannter. Im Gegenteil. Schon seit Jahren gilt er als eines der Toptalente im zentralen Mittelfeld in Frankreich. Seit Jahren versuchten finanzstarke Teams mit großer Strahlkraft, wie Arsenal oder Liverpool (noch im Juniorenalter) Nkunku aus Paris wegzulocken. Da standen im Winter auch schon Summen von 25 bis 30 Mio. Euro im Raum. Das Nkunku jetzt nach Leipzig in die Bundesliga statt in die Premier League wechselt, ist als großer Erfolg zu werten.

Als "Les Bleus" (übersetzt "die Blauen") wird vielmehr die französische Fußballnationalmannschaft bezeichnet. Nach Dayot Upamecano, Jean-Kevin Augustin, Ibrahima Konaté und Nordi Mukiele bekommen wir den fünften aktuellen bzw. ehemaligen französischen U21-Nationalspieler, den vierten Spieler aus Paris bzw. Vorort von Paris und den zweiten Spieler vom Serienmeister Paris Saint-Germain ins Team. Da fast alle aus dem gleichen bzw. ähnlichen Jahrgang kommen, kennt man sich natürlich auch persönlich. Entweder, weil sie in irgendeiner Form mal zusammengespielt haben, befreundet sind oder eben schon mal etwas gemeinsam unternommen haben. Im Maximum trennen sie lediglich 1,5 Jahre (Konaté).


Halten wir uns das explizit noch mal kurz vor Augen: drei Abwehrspieler, ein Mittelfeldspieler und einen Stürmer. Alle erst 20 bzw. 21 Jahre alt. Das nenn ich mal eine Blockbildung. In Leipzig, also "in klein Paris", wird (nun noch mehr) französisch gesprochen. Natürlich ist das auch kein unproblematischer Fakt. Die Gefahr von Grüppchenbildung ist mehr als gegeben. Dieses Teamgefüge zu moderieren, ist sicherlich keine leichte Aufgabe. Insbesondere dann nicht, wenn sportlichen Erfolge ausbleiben sollten. Wir erinnern uns an die Probleme und Suspendierungen durch Ralf Rangnick im letzten Jahr nach dem verlorenen Heimspiel gegen Salzburg in der Euro League. Ob es auch Nagelsmann gelingt, eine richtige Mannschaft zu formen, wird man abwarten müssen. Natürlich muss man in dem Zusammenhang aber auch erwähnen, dass 3 Spieler davon schon länger als eine Saison im Team sind und die Gegebenheiten sowie das Umfeld kennen. Insofern muss es auch gar nicht unbedingt ein Problem werden. Dennoch, mit den Wechseln auf dem Trainer- und Sportdirektorenposten, kommen einige Änderungen hinzu, sodass man darauf ein Auge werfen sollte.


Paris is calling

Der kleine Christopher wurde am 14. November 1997 in Lagny-sur-Marne (einer französischen Gemeinde mit 21.488 Einwohnern im Département Seine-et-Marne in der Region Île-de-France) im Osten von Paris geboren. Im Alter von 6 Jahren machte er seine ersten Schritte im Vereinsfußball beim kleinen Dorfklub A.S. Marolles. Bevor er mit fast 14 Jahren zu PSG wechselte und in der berühmten Fußball-Elite-Sportschule Clairefontaine in der Nähe von Paris ausgebildet worden ist, spielte er 2009 noch eine Saison beim Traditionsverein RCP Fontainebleau.

"Für mich war das damals wie ein Traum", erinnerte sich später Nkunku. Beim Serienmeister in Paris brauchte er keine Anlaufzeit, sondern glänzte sofort mit herausragenden Leistungen. Obwohl eher klein und schmächtig, war er in sämtlichen Jugendteams entweder sofort oder nach kurzer Zeit Stammkraft.


Quelle: instagram


Durchbruch in der Youth League

In den Jugendmannschaften wurde er in der Regel als zentraler Mittelfeldspieler auf der 8ter-Position eingesetzt. Dabei interpretierte er diese Rolle meist sehr offensiv wie ein 10ner. Er ist mit 1.77m nicht sehr groß und kam damals (mit weit unter 70 kg) noch sehr schmächtig daher. Aber genau dieser vermeintliche, körperliche Nachteil stachelte ihn eher sogar noch an, sich in Zweikämpfen auch gegen meist größere und physisch stärkere Gegenspieler durchzusetzen. Dabei agierte er oft sehr aggressiv und teilweise am Rande des Erlaubten. Selbst in der defensiveren 6er Rolle wurde er eingesetzt. Zusammenfassend gesagt: In der Zentrale konnte er so ziemlich jede Position spielen und hat sie auch gespielt.


Quelle: Transfermarkt


Besonders in der UEFA Youth League ist er durch diese Allroundfähigkeit aufgefallen. Ein Repertoire aus: exzellentem Kurzpassspiel mit herausragender Passquote, überragender Geschwindigkeit in seinen Aktionen, perfektem Dribbling, starker Schuss- und Standardtechnik, solidem Zweikampfverhalten und sehr gutem Stellungsspiel befähigte ihn schon damals dazu. Dabei ragten vor allem seine offensiven Qualitäten heraus. In den 17 Spielen, die er in drei Saisons für die U19 in der Youth League absolviert hat, holte er 2,12 Punkte mit seinem Team und erzielte 9 Tore und 6 Vorlagen. Zudem steuerte er fast 20 Assists in seiner letzten U19 Saison bei. Eine wirklich überdurchschnittliche Ausbeute (auch) in dieser Altersklasse. In der französischen U-20-Nationalmannschaft war Nkunku damals gesetzt.


Quelle: Transfermarkt


Quelle: Jean Catuffe/Getty Images


Dynamisches Duo

Aber noch einmal zurück zur Blockbildung. Natürlich kann sie, wie bereits oben erwähnt, Risiken mit sich bringen. Dem gegenüber stehen aber auch große Chancen, wenn sich Spieler wie aus dem Effeff kennen, weil sie jahrelang zusammen trainierten und auch gemeinsam erfolgreich spielten. Denn natürlich ist es im Zusammenspiel kein Nachteil, als zentraler Spielgestalter im Mittelfeld, die Spielweise seines Mittelstürmers genauestens zu kennen. Im Gegenteil.

Wir alle kennen den Herren rechts an der Seite von Nkunku. Ja, es ist (unverkennbar) Jean-Kevin Augustin.

Quelle: instagram


Beide sind Jahrgang 1997, hochtalentiert und kamen 2009 zu Paris. Gleichzeitig durchliefen sie alle Jugendmannschaften von Paris und gemeinsam versuchten sie den schwierigen Aufstieg vom vielversprechenden Talent zu den Profis zu schaffen. Mit keinem anderen Spieler aus dem Jahrgang, die später den Schritt zu den Profis schafften, sollte er mehr Spiel- und Trainingszeit auf dem Platz verbracht haben. Auch wenn es weitaus mehr waren, die sie zusammen bestritten, wurden einige Spiele davon auch international, aufgrund ihrer Bedeutung und Reichweite, nachlesbar dokumentiert. 


Quelle: Transfermarkt


Alleine hier spielten sie ganze 22mal zusammen und holten gemeinsam wettbewerbsübergreifend ganze 2,09 Punkte pro Spiel. Wenn sie beide gleichzeitig auf dem Platz standen, schossen sie insgesamt 12 Tore und gaben 8 Assists. Ganze zwei davon legte Nkunku Augustin direkt auf (in den nicht dokumentierten, waren es noch natürlich noch weitaus mehr). Insbesondere in der Saison 2015/16 als sie erst im Finale dem FC Chelsea Youth League Finale unterlagen, glänzten beide und hatten maßgeblichen Einfluss auf den Weg dahin. Nkunku wurde im ganzen Wettbewerb sogar zweitbester Vorlagengeber und landete im Youth Team der Saison.

Nachfolgend findet ihr einmal beispielhaft die Highlights des Halbfinalspiels gegen Real Madrid, das 1:3 gewonnen worden ist. Nkunku gab dabei die Vorlage zum 1:2 (2:04 min) und 1:3 (2:57 min) sogar an Augustin selbst, der großartig vollendet. Gerade das letzte Tor in Zusammenarbeit mit Augustin ist bilderbuchhaft für unser Spiel: Ballgewinn im Mittelfeld durch aggressives Pressing, sofortiges schnelles Umschalten, direkter Pass in die Spitze zum sich freilaufenden Mittelstürmer und sicherer Abschluss. Auch Nagelsmann sollten solche Bilder gefallen.



Nach 5 Jahren in der Jugend von Paris wurden beide in der Saison 2015/16 für ihren Einsatz und ihre steile Entwicklung belohnt. Der damalige Trainer Laurent Blanc berief sie kurzerhand zur Vorbereitung bzw. lud sie regelmäßig zum Training mit der ersten Mannschaft ein. Für Nkunku der nächste Karriereschritt: "Mit all den Stars zu spielen war einfach fantastisch und eine ganz neue Welt."


Stars und Sternchen

Nach einer überzeugenden Leistung beim 3:0 - Sieg am 12.07.2015 der ersten Mannschaft im Saison-Vorbereitungsspiel gegen den Wiener Sport-Club durfte Nkunku immer noch erst 17-jährig auch beim International Champions Cup in den USA für die Profis antreten. Anerkennend sagte Laurent Blanc nach dem Spiel: “Sofort bemerkte ich die Leichtigkeit in seiner Technik und ich glaube, ich war nicht allein.”

Er selbst entgegnete: "Ich weiß, dass man nie perfekt ist und dass man es immer besser machen kann, aber für mein erstes Match mit PSG habe ich mich auf jeden Fall gut gefühlt. Meine Teamkollegen und Laurent Blanc waren glücklich mit mir. Ich war auch mit mir selbst zufrieden und denke, ich hatte eine gute Leistung, auch wenn ich einige Fehler gemacht habe, wie alle anderen auch." Quelle: Get French Football News

In den Staaten traf er auf Topteams wie: Manchester United und Benfica und zeigte auch dort selbstbewusste, couragierte Leistungen, die viele Experten und Zuschauer überraschten.

"Indem ich täglich mit Ibrahimovic, Thiago Silva oder David Luiz zusammenlebte, sah ich, wie sie arbeiteten und wie sie sich auf jedes Spiel vorbereiteten. Ich bin stolz darauf, weil es ein Privileg ist, mit großartigen Spielern arbeiten zu können. Es wird nicht jedem gewährt. Da sieht man, dass sie wirklich Profis sind, also nehme ich mir ein Beispiel an ihnen. Wenn ich mit ihnen spiele, habe ich den Wunsch, ein höheres Level zu erreichen, damit sie am Ende des Spiels mit mir zufrieden sind. Sie haben eine Karriere hinter sich, während wir gerade erst anfangen. Wir sind verzaubert, glücklich und aufgeregt, mit ihnen zusammen zu sein, während sie einfach ihren Job machen. Und wir sehen, dass ihre Herangehensweise wirklich etwas anders ist. Fußball ist ein Sport, aber vor allem auch ein Job." Quelle: Get French Football News


Quelle: FRANCK FIFE/Getty Images


Mit nur 18 Jahren und 24 Tagen debütierte er im Starensemble beim 2:0 Heimsieg gegen Shakhtar Donetsk nur kurze Zeit später als sechstjüngster Spieler, der die Pariser jemals in der Champions League vertreten hat. Zwei Wochen später unterzeichnete er seinen ersten 3-Jahres-Profi-Vertrag und gab am 05.03.2016 beim 0:0 gegen HSC Montpellier sein Ligadebüt für den Verein.


Quelle: Transfermarkt


Seit seinem Debüt hat er in vier Saisons insgesamt 55 Spiele in der ersten Liga bestritten. Dabei schoss er insgesamt 8 Tore bei 2 Assists. Das ist für einen Spieler aus der eigenen Jugend, für den aus sowieso schon schwierig ist, den Sprung zu den Profis zu schaffen, durchaus eine beeindruckende Zahl von Einsätzen. Insbesondere dann, wenn einem jedes Jahr erneut die besten der besten Spieler vorgesetzt werden.


Quelle: Transfermarkt


Verschmähte Allzweckwaffe

Aber dennoch, Nkunku wollte immer mehr. Denn auch wenn 55 Einsätze zu Buche stehen, waren es durchschnittlich nie mehr als eine Halbzeit pro Spiel und meist nur dann, wenn die Meisterschaft bereits entschieden war. Ebenso durfte er auch in nur zwei Champions Leauge Spielen antreten (für insgesamt 24 Spielminuten). Über den Status eines Ergänzungsspielers ist er in Paris leider nie hinausgekommen. Was in Anbetracht solcher Namen wie: Marco Verratti, Blaise Matuidi, Adrien Rabiot, Neymar, Ángel Di María, Javier Pastore, Leandro Paredes oder Julian Draxler auch nicht wirklich verwunderlich ist.



In der vergangenen Saisons wollte sich Nkunku daher auch ausleihen lassen, um noch mehr Spielpraxis zu bekommen. Dass Paris dies aber ablehnte, war ein klares Zeichen, dass man mit ihm weiter plante und die nächste Entwicklungsstufe erwartete. Unter Unai Emery hieß es noch:

"Wir sind mit seiner Entwicklung sehr zufrieden. Er hört immer zu und das ist sehr wichtig. Und er setzt das auch um, was wir ihm sagen und von ihm verlangen. Ich bin sicher, dass er damit seinen Weg machen wird." Quelle: talksport

Wie schon erwähnt, hatte er aber nie eine feste Spielposition im Starkader erkämpfen können. Wo auch immer er gebraucht worden ist, wurde er in den 55 Erstligaspielen und verschiedenen Pokalspielen unter den Trainern: Laurent Blanc, Unai Emery und Thomas Tuchel auf verschiedensten Feldpositionen in den letzten Jahren eingesetzt. Die Spanne reichte vom linken bis zum rechten Flügel, vom zentralen offensiven bis defensiven Mittelfeld. Er spielte sogar ein Spiel als Rechtsverteidiger.


Quelle: Transfermarkt


Seine Variabilität ist wirklich beeindruckend. Solche herausragenden Allrounder-Fähigkeiten kennen wir sonst eigentlich nur von unserem Kevin Kampl. Nkunku steht ihm in nichts nach. Und er machte es stets gut bis sehr gut. Wie gut, schauen wir uns einfach mal im statistischen Vergleich zu Marcel Sabitzer (hochgerechnet auf 90 min) an, da er in der letzten Saison von Tuchel meist im zentralen, offensiven rechten Mittelfeld eingesetzt worden ist.



Was dürfen wir also erwarten?

Man nehme die Vielseitigkeit und Passgenauigkeit eines Kevin Kampls, die herausragende Technik, Kreativität, sehr guten Dribbel-Fähigkeiten sowie das Auge und den Fuß für den letzten Pass von Emil Forsberg, die Aggressivität und den Standardschützenfuß eines Marcel Sabitzers und die Dynamik, Ausdauer- und Sprintfähigkeiten eines Konrad Laimers und man bekomme einen Christopher Nkunku. Als sehr kompletter Spieler ist er in der Lage, überall im Mittelfeld herausragende Leistungen zu vollbringen, das Spiel entscheidend zu lenken, offensiv zu prägen und zu entscheiden. Ob nun auf der linken, rechten oder zentralen Zehnerposition des offensiven Mittelfeld, als nimmermüder Box-to-Box-Mittelfeldspieler auf der 8ter-Position oder als defensiver Spielmacher auf der 6, der das Angriffstempo bestimmen kann, Nkunku kann all diese Positionen ausfüllen und hat auch schon hochklassig getan.

Eine Hybridrolle zwischen 8ter und 10ner Position im zentralen bzw. offensiven Mittelfeld ist m.E. seine beste. Mit direktem Bezug auf Nagelsmann und seinem letztjährigen Hoffenheimern, wären es die Rollen die (teilweise) Kramaric oder Demirbay in seinem System ausfüllten.

Durch seine mittlerweile erlangte Physis und Wettkampfhärte gelingt es Nkunku, sich auch mit nur 1,77m und ca. 70 kg durchzusetzen bzw. dagegenzuhalten. Noch zu häufig geht das aber noch auf Kosten eines Fouls, wenn er zu aggressiv zu Werke geht. Seine Beweglichkeit, Dynamik und Geschwindigkeit mit und ohne Ball sind exzellent. Das ganze gepaart mit seiner Spielübersicht, Kreativität und einem (rechten) Zauberfuß, der seinesgleichen sucht, ist er eine Herausforderung für jede Abwehr. Jederzeit kann er den Unterschied ausmachen, insbesondere auch bei Standards. Seine Freistöße sind genau und gefährlich. Seine Schusstechnik mit rechts hervorragend. Es wäre für alle (aber insbesondere für uns Fans ^^) sehr zu befürworten, wenn Emil Forsberg als Eckenschütze, zukünftig ein wenig Konkurrenz bekommen könnte.

Wie schon angesprochen, ist seine Passgenauigkeit beeindruckend. Etwas mehr als 9 von 10 Pässen brachte er durchschnittlich in den vergangenen Saisons sicher an den Mann. Mit 91% landet er in der abgelaufenen Saison auf Platz 12 aller Spieler (> 10 Spiele absolviert) der ersten französischen Liga.



Natürlich spielte er in Paris stets in einem, den Gegner dominierenden Team mit hohem Ballbesitz. Nichtsdestotrotz ist er auch dort einer der besten und, wenn man mal nur die Mittelfeldspieler vergleicht, ligaweit sogar auf Platz 4 der genauestes Passspieler.


 
Natürlich ist eine Passgenauigkeit auch im hohen Maße von der Feldposition abhängig. Innenverteidiger haben meist die höchsten Genauigkeiten, weil sie sich oft die Pässe im eigenen Drittel sicher zuspielen können. Daher ist auch die Frage, wo auf dem Feld und unter welchen Risikobedingungen (Rückpass oder Steilpass etc.) fanden diese statt. Aber auch hier gelangen  Nkunku herausragende Werte. Per 90 min betrachtet, brachte er bspw. 91 % seiner Pässe auch im letzten Drittel, sprich in Strafraumnähe des Gegners, ins Ziel. Das sind Spitzenwerte.


Quelle: wyscout


Nkunku ist ein aggressiver Spieler. Er will viel, aber eben oft auch zu viel. Dann versucht er vorne, zu früh zu attackieren. Wenn dann das restliche Team nicht mitpresst oder es die Spielsituation nicht hergibt, entsteht sofort eine Lücke hinter ihm, die leicht bespielt werden kann. Vermeintlich große Schwächen konnte ich, bis auf die manchmal übertriebene Zweikampfhärte, aber nicht ausmachen (außer vielleicht seine Frisur ^^). Früher war er durch den Mangel an Physis besonders in Zweikämpfen unterlegen und foulte sehr oft. Hier konnte er sich aber stetig steigern.


Anzahl Fouls in der Ligue 1 (per 90 min)


Ein kleines aber feines und schier unglaubliches Detail ist auch noch hervorzuheben: seine Verletzungsanfälligkeit bzw. seine nicht vorhandene. Nkunku war in seiner bisherigen Karriere doch tatsächlich von jeglichen Verletzungen bei den Profis verschont geblieben. Hoffen wir, dass es so bleibt. Wir selbst sind mit Wolf, Halstenberg und Klostermann nicht wirklich verschont geblieben, zumindest schwere und langwierige Verletzungen betreffend.


Quelle: Transfermarkt


Abschließend noch ein paar bewegte Bilder. Es gibt hunderte Videozusammenschnitte seiner besten Szenen. Natürlich muss man diese immer mit einer gewissen Skepsis betrachten, dennoch geben sie einen sehr guten ersten Eindruck über seine Fähigkeiten und seinen Spielstil. Also wer noch nicht geschaut hat, sei nachfolgendes Video ans Herz gelegt.



Wie Arsch auf Eimer

In meinem kürzlich erschienen Artikel über Nagelsmann schrieb ich:

"Die zentralen 8ter und 10ner Mittelfeldspieler nahmen unter Nagelsmann eine Schlüsselrolle ein. Sie waren im Aufbauspiel und in der Balljagd stets präsent und sehr aktiv. Insbesondere im letzten Angriffsdrittel hatten sie viele Freiheiten und stießen immer wieder mutig mit und ohne Ball in die Spitze, wenn sich die Mittelstürmer gleichzeitig etwas fallen ließen und so die entsprechenden Räume freischaufelten. Ihre Aufgaben waren also extrem vielfältig. Die allesamt sehr schnellen und dribbelstarken Mittelfeldspieler waren dabei bestens für die Rollen geeignet. 

Kurz gesagt: technisch beschlagene, spielintelligente, flinke und reaktionsschnelle zentrale und offensive Mittelfeldspieler, die sich insbesondere auch durch ihre Vielseitigkeit im Positionsspiel auszeichnen, stehen bei unserem neuen Trainer hoch im Kurs und sind essentiell für seinen Spielstil."


Wer erkennt die Parallelen? Umgangssprachlich würde man sagen: "Christopher Nkunku passt zu Julian Nagelsmann wie Arsch auf Eimer." Spielertypen wie ihn sucht und braucht unser neuer Trainer für seine Spielphilosophie. Mal unabhängig von der schweren Verletzung von Hannes Wolf, die die Brisanz und Notwendigkeit dieses Transfers noch einmal immens erhöhte, glaube ich persönlich, dass wir Christopher Nkunku auch ohne Verletzung geholt hätten. Jeder Mannschaftsteil sollte lt. Nagelsmann noch verstärkt werden. Ein Spielertyp wie Nkunku (oder wie auch Demirbay oder Kramaric im letztjährigen Hoffenheim) ist ein Puzzleteilchen, was gefehlt aber nun gefunden wurde und hoffentlich richtig eingesetzt wird.

Ursprünglich wollte Paris wohl bis zu 20 Millionen Euro. Das ist viel Geld. In Anbetracht dessen, das wir für einen Kevin Kampl 2017 ebenfalls 20 gezahlt haben und der Tatsache, was für einen vielseitigen Spieler mit vergleichbarer Qualität, nur viel Jünger und herausragendem Potential wir bekommen, hätte ich diese Summe (auch bei nur noch einem Jahr Vertrag) noch als absolut vertretbar angesehen. Insbesondere, wenn man bedenkt, welche Klubs hier offensichtlich noch im letzten Jahr bzw. im Winter geboten haben und welche Summen im Raum standen. Wenn dieser Deal nun aber sogar für 13+2 Millionen zustande kommt, wären das ausgezeichnete Konditionen.

Mit Julian Nagelsmann wird eine gewisse Systemumstellung einhergehen. Daher geht es jetzt erst nicht nur darum, für vorhandene Spieler (bspw. einen Forsberg, Sabitzer, Kampl oder Haidara) eine Ergänzung oder Alternative zu suchen, sondern aus meiner Sicht vielmehr auch darum, generell neue, systemtaktisch-vorgesehene Rollen zu besetzen. Die Zeiger sollten also erst einmal wieder auf null gestellt sein. Gleiche Chancen für alle. Insbesondere für Nkunku eine gute Nachricht.

Apropos gleiche Chancen für alle. Persönlich erhoffe ich mir, dass auch bspw. ein Jean-Kevin Augustin durch Nkunku (und Nagelsmann) seinen zweiten Frühling erlebt. Aller Risiken einer Grüppchenbildung zum Trotz, glaube ich an die riesigen Chancen, die durch die o.g. Blockbildung entstehen könnten. Wie bereits erwähnt, harmonierten beide in der Jugend und anfänglich bei den Profis (wenn sie wie oben gezeigt mal zusammen auf dem Platz standen) schon sehr gut. Sie kennen sich und die Spielweise bzw. Laufwege des anderen schon ewig und haben sich weiter entwickelt. Dieser Transfer könnte durchaus auch für einen gewissen Push zum Wiedererstarken von Augustin sorgen, der, wie wir alle wissen, unfassbare Qualitäten besitzt. Schon jetzt erkennt man eine gewisse Transformation, wenn man ihm auf Instagram folgt.


Quelle: instagram


Nkunku ist kein Spieler mehr, der bisher unter dem Radar der breiten Fußballwelt in den Niederungen von Jugendmannschaften, der zweiten französischen oder unteren brasilianischen Ligen kickte. Nein, er ist ein gestandener Jungprofi mit herausragendem Talent, der in einem der reichsten und größten Klubs Europas, gespickt mit absoluten Topstars, um Einsatzzeiten kämpfte. Er hat unter hervorragenden Coaches und den weltbesten Spielern trainiert, gelernt, sich weiterentwickelt und seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt.

Mit sehr guten Leistungen konnte er sich beharrlich Einsatzzeiten abknappen, schaffte aber nie den Durchbruch in einem hart umkämpften, zum Erfolg verdammten, für junge Fußballer eher entwicklungs- und einsatzzeitbeschränkten Umfeld. Ergänzungsspieler möchte er nicht mehr sein. Er will mehr. Auch wenn er sich laut verschiedener Medienberichte ein wenig Bedenkzeit hat einräumen lassen, weil er unter Umständen dem Ruf seines ursprünglichen Förderers und heutigen Coach von Arsenal, Unai Emery, in die Premier League nach London folgen wollte und letztendlich von Leipzig überzeugt werden musste, sollte man unter Berücksichtigung aller Umstände dafür Verständnis zeigen. Wenn du dich als 21-jähriger für die nächsten 5 Jahre entscheiden musst, ob du ggf. in die Londoner Metropole zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten Vereine der Welt, der von deinem Förderer trainiert wird, in die Premier Leauge wechselst oder eben nach Leipzig, zu einem doch eher noch kleinen, unbekannten und, sind wir doch mal ehrlich, sehr polarisierenden Verein in die Bundesliga wechselst, darf man schon mal ins Grübeln kommen. Aber er hat sich nun entschieden. Und er ist gekommen, um zu spielen. Wir dürfen uns daher freuen und viel erwarten. Es bestehen sehr gute Chancen, dass er bei uns, unter Julian Nagelsmann, einen Durchspruch schaffen könnte. Heißen wir ihn daher Willkommen: Bienvenue à Leipzig, Christopher Nkunku.

Justgroovy


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