VERDIENTE NIEDERLAGE NACH SCHWACHER VORSTELLUNG IN DORTMUND
Leipzig - (03.11.2024) Die Vorzeichen standen diesmal gut. Punktgleich lag man vor dem Spieltag mit den Bayern an der Tabellenspitze und durfte nun gegen einen kriselnden sowie ersatzgeschwächten BVB antreten. Da es auch ein Sechs-Punkte-Spiel war, bestand die Möglichkeit das Punktepolster auf einen direkten Konkurrenten um die Champions-League Plätze auf 10 Zähler auszubauen. Diesmal konnte "die Lücke" nicht genutzt werden, so dass der BVB auf 4 Zähler heranrücken durfte. Zu viele Fehler, eine schlechte Laufleistung und eine weiterhin fehlende Spielkultur lassen gegen größere Teams in dieser Saison kaum einen Erfolg zu.
Vor dem Spiel ist vor dem Spiel
100 Pflichtspiele unter Marco Rose. Eine Erfolgsgeschichte, die es vorallem in der Bundesliga für unseren jungen Verein so noch nicht gab. Sein Debüt feierte er damals mit einem souveränen 3:0-Sieg gegen genau den gleichen Gegner, nämlich den BVB. Nun hat sich der Kreis geschlossen und das Jubiläumsspiel ging für ihn verloren. Verzichten musste er leider auf Castello Lukeba aufgrund muskulärer Probleme, einer unserer Leistungsträger in der Innenverteidigung, der durch Lukas Klostermann ersetzt werden musste. Wie beim BVB stellte sich das Team in der Anfangsformation fast von selbst auf. Aber es wurde mittels einer Dreier- bzw. Fünferkette probiert, eine neue taktische Ausrichtung vorzugeben. Im Gegenzug zum Pokalspiel fand sich Yussuf Poulsen nach seinem starken Auftritt wieder auf der Bank wieder, während der wiedergenesene Loïs Openda in die Anfangsaufstellung rutschte.
𝑱𝒖𝒃𝒊𝒍ä𝒖𝒎 𝒇ü𝒓 𝑴𝒂𝒓𝒄𝒐 𝑹𝒐𝒔𝒆 🌹
— RB Leipzig (@RBLeipzig) November 2, 2024
Für unseren Chefcoach ist es heute das 100. Pflichtspiel als Trainer der Roten Bullen. 👏 pic.twitter.com/7kDhl5Izg6
Marco Rose übernahm das Amt mit einem Heimsieg gegen den BVB. Nun schloss sich der Kreis.
Dreisatz des Spiels
Es war ein gebrauchter Tag. In keiner Weise konnte RB an seine Stärken als Team anknüpfen. Das was unser Team zuletzt gegen genau diesen Gegner immer ausgezeichnet hatte, war der unbedingte Wille und die Bereitschaft Extrameter zu gehen, um spielerische Defizite ausgleichen zu können. Diesmal fehlte diese Leidenschaft, dieses Brennen und Fighten in jedem Zweikampf. Man war nicht nur spielerisch unterlegen, was teilweise zu erwarten war, sondern auch läuferisch. Am Ende lief der BVB trotz mehr Ballbesitz- und Spielanteile drei Kilometer mehr im Team. Und das, obwohl die Dortmunder vor ein paar Tagen eine Verlängerung im Pokal in den Beinen hatten und diese auf viele verletzte Leistungsträger verzichten mussten.
Dass die taktische Ausrichtung nach einer Viertelstunde schon schnell über Bord geworfen und auf das gewohnte 4-2-2-2 korrigiert werden musste, lag größtenteils an der zu offensiven Ausrichtung von Antonio Nusa. Aber auch das schien insgesamt unserem Team nicht geholfen zu haben, denn auch im weiteren Spielverlauf fand man kaum einen Ansatz, selbst spierische Lösungen zu finden und sich vom Gegenpressing der Dortmunder zu lösen. Die Folgen waren wieder zu schnelle Ballverluste, demnach keine Spielkontrolle und kaum herausgespielte Torchancen. 9:1 Torschüsse hieß es nach 30 Minuten bei 1,64:0,17 xG. Nach 60 Minuten waren es 17 zu 5 Torschüsse und 2,21:0,17 xG zu Gunsten des BVB. Am Ende stehen 21 zu 8 Torschüsse für Dortmund zu Buche und ein xG-Wert (erwartbare Tore) von 3,2 zu 0,6. Dies beschreibt sehr gut den gesamten Spielverlauf, indem in jeder Phase des Spiels RB wirklich keinen Zugriff fand. Mit viel Glück hätte man ein 2:2 holen können. Aber es hätte auch viel schlimmer ausgehen können, hätte der BVB seine Großchancen besser genutzt.
Willi Orban:
— RB Leipzig (@RBLeipzig) November 2, 2024
„Wir waren heute weit entfernt von unserer Top-Leistung als Team. Dortmund hat in der Summe verdient gewonnen. Physisch, taktisch und technisch waren wir zu unsauber, haben viele Bälle zu einfach verloren.
In der zweiten Halbzeit konnten wir uns nur wenige Chancen… pic.twitter.com/74JFnN5gWD
Schwaches Spiel gegen einen direkten Konkurrenten um die Champions League Plätze
Champagner statt Bier – Die Fans
3.000 RB-Fans begleiteten diesmal unser Team. Einige waren 4 Uhr in der Frühe am folgenden Sonntag wieder Zuhause. Die Stimmung war gut, für die man auch schon vor dem Spiel sorgte. Zudem wurde eine schöne Choreo dargestellt "Avanti Lipsia" und es waren auch während des Spiels die Sprechchöre der Leipziger gut am TV oder im Radio zu hören. Dass es zu nicht mehr Euphorie reichte, lag im großen Teil auch am Leipziger Spielverlauf auf dem Platz, welche die Stimmung etwas eindämmte.
❤️🤍
— RB Leipzig (@RBLeipzig) November 2, 2024
⏱️ 05. Min | 0:0 #BVBRBL #Bundesliga pic.twitter.com/9UiktXNuMy
Schöne Auswärtschoreos unserer Auswärtsfahrer
Aufgefallen
1) Die Serie ohne Niederlage in der Bundesliga ist gerissen - Nach 19 Bundesligaspielen ohne Niederlage mussten unsere Rasenballer erstmals wieder mit Null Punkten im Gepäck die Heimreise antreten, während der BVB saisonübergreifend der siebte Heimsieg in Folge gelang und aktuell das beste Heimteam der Bundesliga ist. Für unser Team endete somit auch die Serie von 10 ungeschlagenen Spielen in der Ferne. Die letzte Niederlage stammte vom 24. Februar diesen Jahres.
2) Fehlendes Laufvermögen und Planlosigkeit mit dem Ball - fast in jedem Spiel läuft der Gegner im Schnitt bis zu drei Kilometer mehr im Spiel. Dies spiegelt sich besonders wieder, wenn man in der eigenen Spielhälfte den Ball gewinnt bzw. besitzt, aber es nicht schafft, das gegnerische Pressing zu überspielen, weil es an Anspielstationen mangelt. Damit man weiterhin in Ballbesitz bleiben kann, bedarf es eines erhöhten Laufaufwands, indem sich nicht nur ein Spieler anbietet, sondern gleich mehrere. Nur so kann ein schneller Ballverlust vermieden und ein riskantes Spiel umgangen werden. Da unsere Spieler dieses Laufvermögen nicht an den Tag legen, hat man dann eine mangelhafte Spielkultur, während bei anderen Spitzenmannschaften dieses Kriterium sichtbar viel besser umgesetzt wird.
3) Zu viele gegnerische Torschüsse und zu hoher xGA-Wert - Saisonübergreifend schaffte man es nur in den letzten 12 Bundesligaspielen im Durchschnitt elf Mal auf das gegnerische Tor zu schießen, während man den gegnerischen Teams 16 Torschüssen pro Spiel ermöglichte. Das ist eine klar erkennbare Verschlechterung der Spielleistung, auch wenn statistisch gesehen wenige Gegentore fielen. Wir ermöglichen es dem Gegner, viel gefährlicher vor dem Leipziger Tor zu kommen, der mittels schwacher Chancenverwertung sich aber selbst das Bein stellt oder oft am starken Péter Gulácsi scheiterte. Während unser Team sich einen xG-Wert in den letzten 12 BL-Spielen von 1,55 erspielte, gelang es den Gegnern einen xGA-Wert von 1,71 herauszuspielen. Allein diese Tatsache, dass fast jedes Spiel eher wild, eher unkontrolliert vorgetragen wird und der Gegner im Schnitt mehr Torschüsse abgibt und einfach mehr Torgefahr ausstrahlt, sollte den Verantwortlichen oder den RB-Fans zu denken geben. Bisher hatte unsere Tor-Effizienz und ein starker Pete sehr geholfen dies zu kaschieren. RB belegt derzeit lediglich auf Platz 8 bei herausgespielten Torchancen (xG) und nur auf Platz 11 bei erwartbaren gegnerischen Treffern (xGA), was insgesamt nur Bundesligamittelmaß bedeutet.
Eine absolut verdiente Niederlage und ein Realitätscheck, wo die Mannschaft wirklich steht.
— Niklas (@gNiklas43) November 2, 2024
Ohne fehlende individuelle Qualität kann man die Planlosigkeit mit dem Ball nicht kompensieren.
Mein MotM: Gulacsi. Verhindert ein Desaster.#BVBRBL #RBLeipzig https://t.co/ABXqlUqFk1
Realitätscheck misslungen - spielerisch und von der Torgefahr her war man klar dem BVB unterlegen
4) Fehlende individuelle Qualität? - Mit den Ausfällen der Leistungsträger von Xavi, David Raum, Castello Lukeba und Xaver Schlager fehlten unserem Team nicht nur sehr laufstarke Spieler, sondern auch top Individualisten, die die eine oder andere Situation hätten besser lösen oder herausspielen können. Vielleicht auch noch ein Dani Olmo oder Mohamed Simakan, die das Team verließen. Diejenigen, die in diese Lücken springen durften, konnten leider noch nicht dies unter Beweis stellen, zumal sie mit ihren jungen Jahren um Arthur Vermeeren und Antonio Nusa Zeit benötigen, sich weiterzuentwickeln. Die hinter der Doppelspitze (Openda/Sesko) agierenden Christoph Baumgarntner und Antonia Nusa konnten in keiner Weise annähernd Torgefahr ausstrahlen. 0 Torschussvorlagen, 0 Torschüsse, 0 Torvorlagen, 0 Tore sprechen hier Bände.
5) Fehlende Team-Qualität? - Wie in dieser Saison in der Champions League ersichtlich, tun sich unsere Rasenballer sehr schwer gegen gut eingespielte Teams, die mit höherer Qualität agieren. Das ist insbesondere der eigenen fehlenden Spielkultur geschuldet, eben die Qualität, den Ball in den eigenen Reihen halten zu können, trotz Gegenpressing. Mit höherem Laufvermögen aller Spieler, aber auch mit der Qualität genauere Zuspiele zu fabrizieren unter Gegnerdruck wären Lösungsvorschläge gegeben, die man aber aktuell gegen Spitzenteams nicht auf dem Platz bringt. Immerhin hat der BVB sich bisher gut geschlagen in der Champions League und ist in der Bundesliga ein direkter Konkurrent um die internationalen Plätze.
6) Bester Leipziger: Péter Gulácsi - Mit 9 Glanzparaden in der Bundesliga hatte er auch diesmal großen Anteil daran, dass es am Ende nur eine knappe 1:2 Niederlage wurde. Mit zwei Drittel aller abgewehrten gegnerischen Großchancen ist er weiterhin führend in der Bundesliga. Pete ist diese Saison besonders stark, was wiederum auch dem leistungsfördernden Konkurrenzkampf mit Maarten Vandevoordt geschuldet ist. In diesem Spiel konnte er sich wieder auszeichnen und rettete unser Team vor einer noch höheren Niederlage.
Aussichtsloses Unterfangen - in keiner Phase des Spiel konnte man sich Torchancen erarbeiten.
7) Fehlende Leidenschaft - zumindest war dies objektiv erkennbar. Diesmal fehlte der letzte Wille und der letzte Einsatz, um jeden Quadratzentimeter auf den Rasen umzuflügen. Kein Vergleich zu den vorherigen Spielen gegen den BVB, in denen unsere Spieler um ihr Leben rannten und mit ihrem leidenschaftlichen Auftreten, teils spielerische Defizite wettmachten und jeden Spieler im Team mitgerissen werden konnte. Es war diesmal so, als ob Statisten auf dem Platz standen, die größtenteils nur reagierten. Der letzte Wille, der Glaube und Mut, sich dem Kampf entgegenzuwerfen, war in diesem Spiel nicht ausreichend vorhanden.
8) Standardschwäche und Schwäche bei Flugbällen - Es ist schon seit Längerem ein leidiges Thema, wie sich unsere Spieler immer wieder bei gegnerischen Hereingaben verhalten. Mit der Ausnahme von Willi Orban und Benjamin Sesko vermag es kein anderer Spieler, die Flugkurve und die Geschwindigkeit des herannahenden Balles gut zu berechnen und folgerichtig darauf zu reagieren. Oft wird nur zugeschaut wie der sich nähernde Ball heranfliegt, dabei man sich nur raumorierntiert verhält und wie festgenagelt auf seinen Platz verharrt. Die Folge ist, dass der Gegenspieler ohne groß gestört zu werden sich zum Ball bewegen kann und seine Torchance erhält. Das ist nicht nur gegen Spitzenteams so, sondern auch gegen "schwächere" Teams, die meistens über die Flügel Flanken fabrizieren, und zeigt sich auch jedes Mal in den xGA-Werten (erwartbare, gegnerische Tore).
9) Assan Ouédraogo - Pflichtspieldebüt für unseren Neuzugang. In rund 9 Minuten Spielzeit konnte zumindest Assan vier Zweikämpfe führen, wovon er drei gewann, spielte acht Pässe bei einer Passquote von 88% und wurde dreimal gefoult. Ein kleiner Lichtblick an diesem Abend.
Pressekonferenz nach dem Spiel
Fazit und Ausblick
Am Dienstag wartet schon das nächste Spiel bei Celtic Glasgow. Zeit zum Nachdenken und Aufarbeiten ist nicht wirklich vorhanden. Das Gleiche gilt auch für das nächste Heimspiel vier Tage später gegen Mönchengladbach. Während man in der Champions League mit den Rücken zur Wand steht, ist in der Bundesliga weiterhin alles offen und man hat nach neun Spieltagen immer noch Platz 2 inne. Noch hat man das Heft in der Hand, mit erfolgreichen Ergebnissen vor der nächsten Länderspielpause für gute Voraussetzungen und einer besseren Grundstimmung zu sorgen. Anderenfalls könnte es bei erneuten läuferischen und spielerischen Mängeln und das Ausbleiben des bisherigen Matchglücks schnell ungemütlich werden. Es war in Dortmund nur eine Bundesliga-Niederlage, die letzte stammte vom Februar. Somit ist nichts Großes verloren gegangen, zumal sich einige Konkurrenten selbst die Punkte wegnahmen. Trotzdem sind unsere Rasenballer in der Pflicht, die letzten Reserven für die zwei bevorstehenen Spiele zu mobilisieren, um einerseits in der Champions League ihre Chance wahren zu können und andererseits in der Bundesliga die derzeit noch gute Ausgangsposition nicht leichtfertig zu verspielen.
kicker - whoscored - sofascore - Sofacore - RB Leipzig - Bundesliga - fotmob - understat - fbref
Borussia Dortmund: A. Meyer - P. Groß, Can, N. Schlotterbeck, Bensebaini - F. Nmecha, Sabitzer (67. Azhil), Brandt, Beier (94. Campbell), Gittens (79. Malen) - Guirassy
RB Leipzig: Gulacsi - Klostermann, Orban, Geertruida - Henrichs (70. Bitshiabu), A. Haidara (64. Kampl), Vermeeren, Nusa (82. Ouedraogo), Baumgartner (64. Elmas), Sesko (70. Poulsen) - Openda
Bank: Vandevoort, Zingerle – Seiwald, Silva
Schiedsrichter: Tobias Stieler
Tore: 0:1 Sesko (27.), 1:1 Beier (30.), 2:1 Guirassy (65.)
Torschüsse: 20 / 7
Schüsse aufs Tor: 8 / 4
expected Goals: 3,30 / 0,24
Passquote: 83% / 79%
Zweikampfquote: 51% / 49%
Ballbesitz: 56% / 44%
Laufstrecke: 119,58km / 116,57km
Sprints: 264 / 262
Fouls: 11 / 12
Ecken: 4 / 0
Abseits: 2 / 2
Gelbe Karten: Baumgarnter (1), Henrichs (1), Geertruida (2), Kampl (2) / Beier (1), Bensebaini (5)
Zuschauer: 81.365 (ausverkauft) - davon 3.000 RBL-Fans
RBoligei
Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20241103-spielbericht-Dortmund.html
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